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Ein zehn Jahre altes Mädchen steht in abgetragener Kleidung ohne Schuhe in einem Hinterhof.

© Christian Hager/dpa

Armut: 1,6 Millionen Kinder leben von Hartz IV

Immer mehr Kinder in Deutschland sind von Hartz IV abhängig. Ein Grund dafür soll die starke Zuwanderung der vergangenen zwei Jahre sein.

Immer mehr Kinder in Deutschland sind von Hartz IV abhängig, leben in Familien, die nicht genug zum Leben verdienen. Mittlerweile sind rund 1,6 Millionen Kinder betroffen. Im Dezember 2015 waren es rund 1,54 Millionen, zwei Jahre zuvor rund 1,5 Millionen. Das geht aus Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor. Der Anstieg gehe vor allem auf die wachsende Zahl ausländischer Kinder zurück, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II erhalten, sagte ein BA-Sprecher.

Bereits im April hatte die Arbeitsagentur Zahlen vorgelegt, die zeigten, dass die stärkere Flüchtlingszuwanderung in den vergangenen beiden Jahren auch die Zahl der auf Hartz IV angewiesenen Kinder steigen ließ. Die Zahl der in Hartz-Familien lebenden einheimischen Kinder sank hingegen.

"Die massiv gestiegenen Zahlen von Kindern in Hartz IV unter der jetzigen Regierung sind ein Armutszeugnis für die große Koalition", sagte Linksfraktionschef Dietmar Bartsch zu den Zahlen. Hier würden Ignoranz und Unfähigkeit auf Kosten der Jüngsten zusammenkommen. "Es ist skandalös, dass Familienplanung heute oftmals Armutsrisiko für Kinder bedeutet."

WSI kommt zu ähnlicher Prognose

Das Bundessozialministerium gab zu bedenken, es greife zu kurz, Hartz-IV-Bezug als Maßstab für Kinderarmut zu nehmen. „Kinderarmut ist immer Familienarmut“, hieß es. Laut Armutsbericht des Ministeriums sind zwei Millionen Kinder und Jugendliche von Armut bedroht, weil beispielsweise kein Elternteil erwerbstätig ist oder ein Alleinverdiener nur in Teilzeit arbeitet.

Forscher des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung kommen in einer aktuellen Studie zu einer ähnlichen Prognose: Auch wenn die amtlichen Daten für 2016 noch nicht vorlägen, habe eine Vorausberechnung ergeben, dass rund 154 000 Einwandererkinder als armutsgefährdet in die Statistik eingehen werden, die bislang noch nicht erfasst sind. Zwar würde die Zahl der von Armut betroffenen einheimischen Minderjährigen wegen des wirtschaftlichen Aufschwungs um 72 000 Personen niedriger ausfallen als 2015. Unter dem Strich dürfte die Armut unter Kindern und Jugendlichen wegen der Zuwanderung aber um rund 82 000 auf 2,62 Millionen steigen.

Nach Berechnung des WSI lag die Armutsschwelle für eine Familie mit zwei Kindern zuletzt bei einem Nettoeinkommen von weniger als 1978 Euro im Monat.

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