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Ikea in Eching bei München, wo die schwedische Kette am 17. Oktober 1974 die erste deutsche Filiale eröffnete.

© dpa

Das schwedische Möbelhaus feiert Geburtstag: 40 Jahre Ikea in Deutschland

Nordisches Design für den Massengeschmack: Ikea ist eine feste Größe im globalen Möbelgeschäft geworden. Vor 40 Jahren starteten die Schweden in Deutschland und stellten die Branche auf den Kopf.

Ist es eigentlich Zufall, dass „Billy“, das Kondom, denselben Namen trägt wie „Billy“, das Regal? Bei Billy, dem Regal, muss Mann sich behaupten, bis alles steht. Es gibt natürlich Haushalte in Deutschland, in denen es keinen Billy gibt. Aber ist ein Haushalt in Deutschland vorstellbar, in dem nicht irgendwo, im Keller, auf dem Speicher, ein Billy rumsteht?

Das Regal Billy steht heute in vielen deutschen Haushalten

Das Billy wurde 1979 erfunden. Da war Ikea schon fünf Jahre in Deutschland. Heute vor 40 Jahren eröffnete die erste Filiale in München. Man kann also von diesem Datum nicht vom Anfang der Billysierung Deutschlands sprechen. Aber inzwischen wissen wir nahezu kollektiv, was ein Billy ist, die meisten dürften schon mal eins aufgebaut haben. Wir wissen, dass Köttbullar die schwedische Variante der Bulette ist, wissen, dass „Poäng“ der etwas irreführende Name eines durchaus bequemen Sessels ist, kennen auch das Regalsystem „Ivar“, vor dem wir uns auf dem Sofa „Klippan“ niederlassen, und wenn im Laden die Durchsage ertönt, „die kleine Christiane möchte aus dem Smaland abgeholt werden“, wissen wir, dass für mindestens ein Elternteil der stressfreie Einkauf vorbei ist, und der eine Elternteil in die Kinderecke eilen muss, um die greinende kleine Christiane zu erlösen.

Danach kann dann die Familie wieder leben, die vorher nur gewohnt hat. Allerdings gilt es davor, das neue Möbel aufzubauen. Gehässige Zungen behaupten, ich würde dabei mit mir reden und jeden Handgriff laut besprechen: „So, die sechs Schrauben 4a müssen jetzt in die Führung, wo I draufsteht, mit dem Inbusschlüssel reingeschraubt werden. Christiane, wo ist der verdammte Inbusschlüssel?!!!“ Angeblich. Aber Fluchen gehört zu Ikea wie der Katalog, der kostenlos ins Haus kommt, und von dem pro Jahr angeblich mehr Exemplare gedruckt werden als von der Bibel.

Die erste Ikea-Filiale in Deutschland eröffnete in München

Doch, doch, wir sind schon alle Ikea. Und manch einer, der vor 40 Jahren mit Beginn der Ikeanisierung der Republik, als etwa 18-Jähriger das Elternhaus mit der Schrankwand verlassen hat, kennt außer dem Flohmarkt keinen anderen Möbel- und Küchenmarkt als Ikea. Wir haben uns Ikea unterworfen. Und nicht mal der schlechte Ruf des Firmengründers Ingvar Kamprad hat uns von der Unterwerfung abgehalten und auch nicht die vielen sehr, sehr unschönen Skandale bei den Schweden. Ikea mit den vielen seltsamen Produktnamen ist inzwischen Familienausflug mit Kind und Kegel und Hund. Bis es heißt: „Der kleine Wilmer möchte aus Smaland abgeholt werden.“

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