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Wirtschaft: Abwehr mit Giftpillen und Weißen Rittern

Wie Aventis einen Kauf durch Sanofi noch verhindern kann

Berlin (dr). Die Antwort von Aventis auf das Übernahmeangebot von SanofiSynthélabo fiel eindeutig aus. Aventis-Chef Igor Landau bezeichnete die Offerte am Montag kurz und knapp als „feindlich“ .

Von einer feindlichen Übernahme spricht man, wenn sich ein Unternehmen die Kontrolle über ein anderes gegen dessen Willen verschafft. Bei einer Aktiengesellschaft geschieht dies über den Erwerb der Aktienmehrheit. Dabei wendet sich das Unternehmen, das die Übernahme plant, üblicherweise direkt an die Aktionäre des anderen Unternehmens.

Zur Abwehr hat Aventis bereits die Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley engagiert. Sie sollen eine Strategie erarbeiten. Doch wie könnte eine solche Strategie aussehen?

Zunächst einmal gilt es, das eigene Unternehmen wertvoller zu machen, das heißt den Aktienkurs in die Höhe zu treiben. Landau hatte bereits am Wochenende angekündigt, Aventis werde in Zukunft vielversprechende Forschungsergebnisse schneller bekannt geben. Zu einer solchen Offensive gehört auch der Schlagabtausch in der Öffentlichkeit. Bei der Übernahmeschlacht um Mannesmann schalteten der deutsche Konzern und der Interessent Vodafone wochenlang Anzeigen in den Printmedien, um die Aktionäre von ihrem jeweiligen Kurs zu überzeugen.

Der umgekehrte Weg wird von den Investmentbankern als „Poison Pill“ (Giftpille) bezeichnet. Das Unternehmen wird unattraktiv gemacht. Dies geschieht beispielsweise, indem wesentliche Unternehmensteile schnell verkauft werden. Allerdings ist diese Strategie gefährlich, denn sie kann zu Schadenersatzklagen der Aktionäre führen. „Auch die Ausschüttung einer Sonderdividende ist ein Weg“, sagt Reinhild Keitel, Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Die Liquidität des Unternehmen wird dadurch geschmälert. Und da der Angreifer in der Regel für die Übernahme Schulden machen muss, kommt es ihm auch auf diese Liquidität an.

Jürgen Kurz, Sprecher der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) nennt weitere Möglichkeiten: Verfügt das Unternehmen über nicht stimmberechtigte Vorzugsaktien, können diese in stimmberechtigte Stammaktien umgewandelt werden. Dem Interessenten fällt es so schwerer , die notwendige Mehrheit der Stimmen zu erwerben. In die gleiche Richtung zielt eine Kapitalerhöhung unter Ausschluss des Bezugsrechtes für die Aktionäre. Die Zahl der Aktien erhöht sich, die Übernahme der Mehrheit wird zumindest teurer. Schließlich kann eine Gesellschaft auch eigene Aktien zurückkaufen.

Dann bleibt noch die Suche nach einem „Weißen Ritter“. Aventis müsste versuchen, ein attraktives Unternehmen zu finden, das ihm zu Hilfe eilt. Der „Weiße Ritter“ würde versuchen, Sanofi mit einer Gegenofferte aus dem Feld zu schlagen. Solche Übernahmeschlachten können Monate dauern, zu aufgebesserten Kaufangeboten führen und ausgesprochen kostspielig werden.

Und wenn dies alles nichts hilft? „Es sollte mich sehr wundern, wenn Aventis nicht schon in Brüssel nachgefragt hätte, ob eine Übernahme mit dem Europäischen Kartellrecht überhaupt vereinbar ist“, sagt Kurz von der Schutzvereinigung.

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