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Safer Internet Day: Aigner fordert Löschtaste fürs Netz

Bundesministerin kritisiert Google und fordert mehr Wachsamkeit

Berlin - Am Pranger steht mal wieder Google. Mit seinem Angebot Street View, für das der amerikanische Computerkonzern weltweit Straßen abfotografiert und ins Netz stellt, werde gleich „millionenfach die Privatsphäre verletzt“, sagt Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner und guckt angriffslustig in die Runde. „Persönliche Daten sind persönliches Eigentum“, findet die CSU- Politikerin – wer die ihren nutzen wolle, der müsse ihr Einverständnis einholen. Punkt. Das Thema Street View glaubt sie, politisch regeln zu können: „Ich bin sicher, dass wir da im Kabinett eine gemeinsame Lösung finden werden.“

Es ist Dienstagmorgen in Friedrichshain. Die Poster im Umweltforum Berlin verkünden den „Safer Internet Day“ – den Tag, der EU-weit Aktionen zum Thema Datenschutz und Internet gewidmet ist. Die Veranstaltung, auf der Aigner spricht, trägt den Titel „Sicherheit und Datenschutz im Netz – Wer trägt welche Verantwortung“?

Die Antwort der Ministerin ist einfach: alle. Die Wirtschaft, die sich nicht nur, um die Schnelligkeit ihrer Webseiten zu optimieren, um Sicherheitsaspekte drücken darf, die Politik, die mit der Jugendkampagne Watch your Web für Aufmerksamkeit sorgen will und auch die Nutzer.

Gerade bei denen aber hapert es noch gelegentlich, hat der Bundesverband der Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) herausfinden lassen. Laut einer Umfrage geben immer mehr Bundesbürger im Internet persönliche Daten preis. 40 Prozent sind es heute, vor einem Jahr waren es noch 23 Prozent. Dabei zeigte sich: je jünger die Nutzer, desto größer die Bereitschaft, Informationen herzugeben (siehe Grafik). Das aber kann zum Problem werden, weil das Netz nichts vergisst, sagt Aigner. Deshalb müssten künftig die Löschmöglichkeiten im Netz klarer geregelt werden. Im Zweifelsfall sollten Nutzer Pseudonyme verwenden und in jedem Fall regelmäßig ihre Passwörter ändern. Die Mehrheit, rund 40 Prozent, tut das bis heute nie.

Mehr Datensicherheit versprechen sich sowohl Bundesministerin wie Bitkom von dem Ende des Jahres kommenden elektronischen Personalausweis. Dieser soll den Besitzern ermöglichen, auszuwählen, wer wann welche darauf gespeicherten Daten sehen kann – auch beim Einkaufen im Netz.

Ein Sprecher des Bundesdatenschutzbeauftragten mag angesichts der neuen Technologie allerdings nicht in Jubel ausbrechen. Der neue Ausweis steht mit den datenschutzrechtlichen Vorgaben im Einklang, sagt er nüchtern. Nicht mehr, nicht weniger. Missbrauch sei auch damit nicht ausgeschlossen.

Angesichts der unsicheren Verhältnisse greift ein Teil der Internetnutzer zur Notwehr. Rund ein Viertel – und damit immerhin zwölf Millionen User – habe im Netz schon einmal bewusst falsche Angaben gemacht, sagt die Bitkom-Studie. Die Mehrheit explizit deshalb, weil sie sich im Netz schlicht nicht sicher fühlte. Moritz Honert

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