Wirtschaft: Aktienmarkt: Berlin fliegt aus dem M-Dax
Die Aktien der beiden Börsen-notierten Berliner Unternehmen Bewag und Bankgesellschaft Berlin werden voraussichtlich noch in diesem Jahr aus dem M-Dax gestrichen werden. Am 7.
Die Aktien der beiden Börsen-notierten Berliner Unternehmen Bewag und Bankgesellschaft Berlin werden voraussichtlich noch in diesem Jahr aus dem M-Dax gestrichen werden. Am 7. November tritt der Index-Ausschuss der Deutschen Börse zusammen, um über die Zusammensetzung der Indizes zu beraten. Da weder die Bankgesellschaft Berlin noch der Energieversorger die Voraussetzungen für ein weiteres Verbleiben im M-Dax erfüllen, scheint der Rausschmiss gewiss. Dies dürfte die Kurse der Unternehmen weiter unter Druck setzen.
Bankgesellschaft und Bewag sind die einzigen Berliner Werte, die noch im M-Dax vertreten sind. Für die Aufnahme in den M-Dax gilt die 110/110 Regel. Sie besagt, dass in den Index nur aufgenommen wird, wer sowohl nach der Marktkapitalisierung (siehe Lexikon ) als auch nach dem Börsenumsatz zu den 110 größten deutschen Werten gehört. Darüber hinaus schreibt die Deutsche Börse vor, dass mindestens 20 Prozent der Aktien einer M-Dax-Gesellschaft im Umlauf (Free Float) sein müssen.
Bei der Bankgesellschaft gehören nach der jüngsten Kapitalerhöhung fast 82 Prozent dem Land Berlin, gut zehn Prozent der NordLB und rund 2,2 Prozent Parion. Nur noch knapp sechs Prozent sind Free Float. Und auch bei der Marktkapitalisierung sieht es für das Berliner Bankinstitut alles andere als gut aus. Sie lag zuletzt nur noch bei bescheidenen 538 Millionen Euro. Kein Wunder bei einer Kurs von unter drei Euro. Aktionäre, die innerhalb der vergangenen 52 Wochen eingestiegen sind, mussten immerhin noch bis zu fast 16 Euro bezahlen. In den vergangenen drei Jahren lag der Höchststand des Papiers sogar noch bei knapp 18 Euro. Nur noch rund 3000 Aktionäre waren auf der jüngsten Hauptversammlung im Berliner Hotel Estrel.
Ähnlich schlecht sieht es beim Free-Float der Berliner Bewag aus. Nur noch knapp zehn Prozent der Aktien des Energieversorgers werden frei gehandelt. Hauptgesellschafter der Bewag sind mit gleich großen Anteilen der US-Konzern Mirant und HEW. HEW wird von dem schwedischen Konzern Vattenfall kontrolliert. Bei der Marktkapitalisierung erreichte die Bewag zum Ende der vergangenen Woche immerhin 1,98 Milliarden Euro. Zwar waren auch bei diesem Wert in den vergangenen drei Jahren starke Kursrückgänge zu verzeichen, doch in den vergangenen 52 Wochen lag der Kurs einigermaßen stabil. Die Notierungen schwankten zwischen 15,80 Euro und elf Euro.
Bereits am 18. September 1998 traf es die Berliner Herlitz AG. Damals machte man sich bei dem Berliner Büroartikelhersteller und -verkäufer sogar noch Hoffnungen auf eine baldige Wiederaufnahme. Immerhin hatte das Unternehmen im April 1998 noch auf den Plätzen 104 und 103 gelegen und war erst im Juli auf Rang 108 bei den Umsätzen und auf Rang 166 bei der Börsenkapitalisierung gefallen. Damals stand der Herlitz-Kurs allerdings auch noch bei über 40 Euro. Am Montag war das Papier schon für 2,65 Euro zu haben, die Marktkapitalisierung betrug gerade mal 9,8 Millionen Euro.
Bitter ist der Rausschmiss aus dem Indizes indes vor allem, wenn es sich um einigermaßen bekannte und gefragte Werte, besonders auch bei institutionellen Anlegern handelt. Doch, das muss man leider eingestehen, für die Fonds spielten Bankgesellschaft, Bewag und Herlitz schon lange keine Rolle mehr. Wegen der mangelnden Liquidität, müssen sie die Papiere meiden, da das Risiko im Falle eines Falles nicht verkaufen zu können, zu groß ist. Und auch die Zahl der Analysten, die sich noch mit diesen Werten beschäftigt, geht mehr und mehr zurück. Zuletzt stellten für die Bankgesellschaft nur noch drei Analysten ihr Votum auf die Internetseite von Comdirekt, bei der Bewag waren es noch sechs.
So bleibt für viele Berliner Unternehmen neben dem Freiverkehr nur noch der Neue Markt. Doch auch im Nemax 50 sind die Berliner dünn gesät. Nur Pixelpark und Senator Entertainment gehören zur Gruppe der 50 stärksten Werte in dem Wachstumssegment. Doch dafür macht ein Berliner Unternehmen auf andere Weise auf sich aufmerksam. Foris ist eine der Gesellschaften, die gegen die Delisting-Regeln am Neuen Markt geklagt, und eine Galgenfrist erreicht hat.
dr