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KARRIERE Frage: an Jürgen Hesse Büro für Berufsstrategie

Wie lehne ich das Angebot ab?

Ich arbeite seit vier Jahren in einer Führungsposition in einem Berliner Unternehmen. Nun wurde mir angeboten, einen neuen Standort in Bayern aufzubauen. Ich freue mich darüber sehr, will aber nicht fort, da ich erst vor kurzem zu meinem Lebenspartner gezogen bin. In ein paar Jahren wäre ich dazu aber durchaus bereit. Wie sage ich das meiner Chefin?

Die Bereitschaft zur Mobilität ist ein Leistungsmerkmal, das heute immer mehr Arbeitgeber von ihren Mitarbeitern erwarten – und dann auch durchsetzen, wenn der Zeitpunkt gekommen, es arbeitsvertraglich so geregelt und eine Zumutbarkeit gewährleistet ist. Was zumutbar ist und was nicht, ist naturgemäß immer auch eine Frage der Perspektive. Einen gewissen, aber keinen absoluten Schutz vor einer solchen Versetzung an einen anderen Ort kann dem Arbeitnehmer ein klar benannter Arbeitsort im Arbeitsvertrag geben. Steht das Thema „Versetzung“ an, ist es für beide Seiten oft mit „Verletzungsgefahren“ verbunden.

In Ihrem Fall handelt es sich offenbar um ein erstes Angebot. Dazu kann man Ihnen zunächst einmal gratulieren, denn es beinhaltet eine Wertschätzung Ihrer bisherigen Arbeitsleistung. Um Ihre Chefin nicht vor den Kopf zu stoßen, rate ich Ihnen nur, mit offenen Karten zu spielen und das möglichst bald. Je eher Sie den Job ablehnen, desto einfacher wird es für sie, darauf zu reagieren und nach einem Ersatz zu suchen. Nur sollten Sie dabei unbedingt die Form wahren.

Ist nicht ohnehin schon ein Gesprächstermin vereinbart, bitten Sie Ihre Chefin zeitnah darum. Dann ist rhetorisches Geschick gefragt. Nach einer Smalltalk-Aufwärmphase, die für eine gute Startatmosphäre sorgt, sollten Sie zur Sache kommen. Beginnen Sie damit, wie sehr Sie sich über das ausgedrückte Vertrauen freuen. Vermitteln Sie, dass Sie die Chance, die Ihre Chefin Ihnen bietet, zu schätzen wissen. Bedanken Sie sich dafür in aller Form. Verdeutlichen Sie ihr, wie gerne Sie für den Betrieb arbeiten und dass Sie diese Herausforderung mit großer Freude angenommen hätten, aber Ihre private Situation das leider gerade jetzt nicht zulässt. Liefern Sie dann eine nachvollziehbare Begründung, ohne dass sie sich rechtfertigen oder entschuldigen. Bringen Sie am Schluss zum Ausdruck, dass Sie sich wünschen würden, Ihre Chefin möge in Zukunft bei einem ähnlichen Angebot wieder an Sie denken.

Mit dieser souveränen und freundlichen Haltung, werden Sie Ihrer Vorgesetzten positiv im Gedächtnis bleiben. Seien Sie jedoch gewiss: Einen „Korb“ – und wird er noch so freundlich vorgetragen – fängt sich keiner gerne ein. Ein zweites Mal abzulehnen, kann sich daher unbeschadet fast niemand leisten. Foto: Promo

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an Jürgen Hesse

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