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Wirtschaft: Anleger schmücken sich mit Gold

Das Edelmetall hat kräftig an Wert gewonnen – und Experten sehen Potenzial für mehr

Berlin - Gold macht Anlegern wieder Freude. Am Mittwoch kostete das Edelmetall gut 567 Dollar je Feinunze – fast 40 Dollar mehr als noch zu Jahresbeginn. „In den kommenden Monaten könnte es zwar die ein oder andere Möglichkeit geben, zu niedrigeren Preisen zu kaufen“, schätzt Tim Drayson, Analyst der niederländischen Großbank ABN Amro. „Ich bin aber davon überzeugt, dass Gold langfristig kaufenswert ist.“ Und auch die auf Edelmetalle spezialisierte Londoner Beratungsfirma GFMS kommt in ihrem jüngsten „Gold Survey“ zu dem Schluss, im ersten Halbjahr 2006 dürfte der Preis bei im Schnitt 521 Dollar liegen. Aber es gebe durchaus Faktoren, „die ein starkes Potenzial für einen Anstieg in der zweiten Jahreshälfte und darüber hinaus erzeugen“, schreiben die Autoren der Studie.

Die Deutsche Bank gibt konkrete Schätzungen – und ist optimistisch. Sollte es in der nächsten Zeit mit dem Preis etwas runtergehen, sei das „nur gesund“, sagt Torsten Dennin, Portfolio Manager im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank. Doch schon in drei Monaten sehe die Bank den Goldkurs bei 580 Dollar und in zwölf Monaten bei 650 Dollar.

Lange war Gold als Anlageform ins Abseits geraten. In den 70er Jahren spielte es noch die Rolle als krisenfeste Alternative zu Bankkonto oder Aktie. Doch nach einem letzten rasanten Anstieg Anfang 1980 begann ein gut 21 Jahre andauernder Abstieg. Ab 2001 griffen Anleger zunächst zögerlich wieder zu. Eine Reihe von Zentralbanken hatte sich darauf geeinigt, Goldverkäufe zu beschränken und besser zu dosieren. Zuletzt wurden die Käufe aber auch beherzter. Ähnlich sieht es beim Silber aus, das derzeit auf dem höchsten Stand seit mehr als 22 Jahren notiert. Noch stärker stiegen zuletzt die Aktienkurse der Gold- und Silberproduzenten (siehe Kasten).

Zunächst sorgte der schwächere Dollar für eine höhere Nachfrage nach Gold. Das Edelmetall wird nämlich in der US-Währung gehandelt. Gewinnt aber zum Beispiel der Euro an Wert gegenüber dem Dollar, wie er es längere Zeit getan hat, dann werden in Dollar notierte Waren für Euro-Anleger relativ gesehen günstiger. Seit Frühjahr 2005 ist es damit – jedenfalls für den Euro – zu Ende. In der Tendenz geht der Kurs gegenüber dem Dollar nach unten. Trotzdem ist der Goldpreis weiter gestiegen. Das bedeutet, dass auch in Euro mittlerweile ein Plus herausspringt.

Doch was hat den Dollarverfall als treibenden Faktor für die Renaissance des Goldes abgelöst? ABN-Amro-Analyst Drayson sieht vor allem zwei sehr wahrscheinliche Gründe: Zum einen gibt es weltweit viele flüssige Mittel, für die Anleger nach profitablen Investments suchen. Zum anderen dürften auch einige Zentralbanken – etwa Argentinien – wieder als Käufer auftreten. „Der Anstieg scheint jedenfalls keine Flucht in einen sicheren Hafen widerzuspiegeln“, schreibt Drayson. Derzeit steigen schließlich fast alle Anlageformen – Aktien, Anleihen und auch andere Rohstoffe neben Gold. Außerdem ist der Goldpreis im langjährigen Vergleich immer noch günstig – vor allem, wenn man die allgemeine Inflation herausrechnet (siehe Grafik). Und laut GFMS-Studie hat das Wirtschaftswachstum in dem wichtigsten Goldverbraucherland Indien und auch in China – zusammen mit Inflationsängsten – zu einem kräftigen Nachfrageschub bei der Schmuckindustrie geführt. Erst auf die jüngsten Preissteigerungen folgte eine Beruhigung.

Wer als Privatanleger von dem Anstieg profitieren will, solle aber weniger auf Goldbarren oder -münzen setzen, sagt Deutsche-Bank-Experte Dennin. „Die sind eher etwas zum Verschenken, aber nicht fürs Depot.“ Direkt, aber trotzdem einfacher und sicherer in Gold investieren könne man mit Zertifikaten und mit Exchange Traded Funds (Investmentfonds, die mit den ihnen zufließenden Mitteln wiederum Gold erwerben müssen).

Zertifikate sind eine verbriefte Form des Golderwerbs und werden von Kreditinstituten herausgegeben. Die einfachste Form ist ein Indexzertifikat, das eins zu eins die Entwicklung des Goldpreises nachzeichnet. Die Gebühren seien hier auch sehr niedrig, sagt Dennin. Wer sich aber gegen die Kursschwankungen beim US-Dollar absichern will, der müsse mit Zusatzkosten von drei bis vier Prozent rechnen. Und auch andere Varianten, die ein geringeres Risiko oder ein höheres Gewinnprofil bieten, seien mit höheren Gebühren verbunden.

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