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Weniger ist mehr. Durch stärkeren Wettbewerb könnten einer Studie zufolge bis zu 1000 Apotheken verschwinden.

© picture alliance / dpa

Mehr Wettbewerb: Apotheken müssen kämpfen

Bisher kosten verschreibungspflichtige Medikamente in jeder Apotheke das Gleiche. Das könnte sich bald ändern. Eine Studie zeigt nun: Die Versicherten könnten durch freiere Preisgestaltung sparen.

Mehr Wettbewerb unter deutschen Apotheken könnte Patienten und Krankenkassen um knapp 450 Millionen Euro pro Jahr entlasten. Das ergab eine Studie im Auftrag der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Darin schlagen die Autoren die Einführung einer Apothekentaxe statt bisheriger Pauschalen und Zuzahlungen vor.

Bisher kosten verschreibungspflichtige Medikamente in jeder Apotheke das Gleiche, einen Wettbewerb um Preise gibt es nicht. Alle Apotheker bekommen pro verkauftem Medikament festgelegte Pauschalen von den Krankenkassen, die sie auf den Einkaufspreis aufschlagen. Die Experten der TU Ilmenau und des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie, die die Studie erstellt haben, wollen diese Zahlungen abschaffen und stattdessen eine „Apothekentaxe“ einführen, die der Patient an die Apotheke zahlt. Die Apotheker sollen die Höhe selbst bestimmen – bis zu einer Obergrenze von zehn Euro pro Medikament. Auch die 6,8 Millionen Versicherten, die derzeit von Zuzahlungen befreit sind, müssten die Taxe in der Apotheke zunächst vorstrecken.

Die Taxe soll zu mehr Wettbewerb führen, besonders in Städten, wo Patienten eine große Auswahl an Apotheken haben. Gespart würde auch dadurch, dass der Wettbewerb für eine Schließung von 500 bis 1000 der rund 21 500 Apotheken in Deutschland sorgen könnte. Die Autoren beziffern das Einsparpotenzial etwa für Miet- und Arbeitskosten dieser Apotheken auf 105 bis 211 Millionen Euro. „Der Wettbewerb wird dort besonders intensiv, wo tendenziell eine Überversorgung mit Apotheken besteht“, sagt Studienautor Justus Haucap. Die Autoren erwarten durch den Wettbewerb auch mehr Effizienz in den Apotheken. Hierdurch würden weitere 237 Millionen Euro eingespart, die die Apotheken durch eine niedrigere Taxe an die Patienten weitergeben könnten. Die Krankenkassen würden der Studie zufolge sowohl durch eine geringere Zahl an Apotheken sparen, als auch dadurch, dass sie keine Pauschalen mehr an die Apotheken zahlen müssten. Ob die Einsparungen der Kassen den Versicherten zugutekommen, ließ die Studie offen.

Neu sind die Vorschläge der Studie nicht: Bereits im vergangenen Jahr waren sie Teil eines Vorschlags der Monopolkomission, den die Bundesregierung aber ablehnte. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hält die Apothekentaxe nicht für sinnvoll. „Das überfordert die Versicherten. Ein kranker Patient muss nun nach der günstigsten Apotheke suchen“, sagt Sprecher Thomas Bellartz. Gerade im ländlichen Raum mit wenig Wettbewerb könnten durch die Taxe die Preise steigen. „Grundsätzlich sollten die Einsparungen bei den Herstellern vorgenommen werden, etwa über die Rabattverträge der Krankenkassen, und nicht in den Apotheken“, sagt Bellartz.

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