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Wirtschaft: Auf dem Parkett wirddie Luft dünner

Die Luft in den Börsensälen wird immer dünner.Nicht erst der Mini-Crash in Asien in dieser Woche hat die Kurse kräftig purzeln lassenVon JOACHIM HOFERSchon seit einigen Wochen geht den Investoren die Puste aus.

Die Luft in den Börsensälen wird immer dünner.Nicht erst der Mini-Crash in Asien in dieser Woche hat die Kurse kräftig purzeln lassenVon JOACHIM HOFER

Schon seit einigen Wochen geht den Investoren die Puste aus.Vor allem für Neuemissionen wird das Parkett extrem rutschig.Die Zeiten scheinen vorbei, in denen jede Börsenpremiere für Anleger schnelle Gewinne versprach.Als diese Woche die Achterbahn AG in den Berliner Freiverkehr eingeführt wurde, rutschten die Kurse erst einmal um fünf DM unter den Ausgabekurs. Vordergründig ist das eine erstaunliche Entwicklung, war die Emission doch 60fach überzeichnet.Doch offenbar war das Interesse aber nur deshalb so groß, weil viele dieser Anleger auf das schnelle Geld am ersten Tag gesetzt hatten.Sie hatten gehofft ­ wie bei zahlreichen Börsendebüts zuvor ­ Kursgewinne von 100 Prozent und mehr in den ersten Stunden des Handels einfahren zu können.Die Käufer, die dieses Kursfeuerwerk hätten auslösen sollen, waren aber nicht bereit, zu jedem Preis zu kaufen. Daß die Kurse nicht mehr ohne weiteres in den Himmel wachsen, hat nicht nur etwas mit dem allgemeinen Kater an den deutschen Börsen zu tun.Seit Jahresfrist jagt eine Aktienausgabe die nächste.Ein Unternehmen nach dem anderen nutzt die Gunst der rasant kletternden Kurse, um sich Eigenkapital zu beschaffen.Neben der Mega-Emission der Telekom im November vergangenen Jahres unter anderem auch Pro 7 und die Lufthansa.Obwohl Anlageexperten noch immer von einer großen Liquidität am Markt sprechen, halten sich die Anleger zurück. Dabei sprachen die Zahlen bislang dafür, sich um die Aktien einer Neuemission zu bemühen: Mobilcom-Papiere beispielsweise kletterten von einem Ausgabepreis von 40 DM auf heute über 270 DM.Steigerungen im dreistelligen Prozentbereich erreichten daneben sechs weitere Papiere.Darunter SER Systeme, Mensch und Maschine, die Softwarefirma LHS Group und die Berliner Freiverkehr AG.Noch deutlich im Plus auch der Ex-Trabant-Produzent Sachsenring, der freilich nur noch einen Bruchteil der Steigerungsraten für sich verbuchen konnte. Anleger, die ihr Geld in die mit großem Werbeaufwand eingeführten Rest-Lufthansa-Bestände gesteckt haben, hatten dagegen das Nachsehen.Die Papiere fielen am Freitag wieder unter den Ausgabekurs.Wer trotz der hohen Gewinnmöglichkeiten am ersten Börsentag Telekom seit nunmehr fast einem Jahr gehalten hat, sah seinen Gewinn zuletzt immer stärker schmelzen. Befürchtungen, daß der Markt auf weitere junge Aktien mit wenig Euphorie reagieren wird, hegen ­ weit mehr als die Kleinanleger ­ die Profis.Sie reagierten auf die Ankündigungen verschiedener Kapitalerhöhungen ziemlich verschnupft.Die Analysten haben Angst, daß der Markt überfordert wird und ein Ende der Aufwärtsbewegung naht.Aus diesem Grund haben offenbar auch Volkswagen und die Commerzbank ihre milliardenschweren Kapitalerhöhungen noch in diesem, mit Emissionen überstrapazierten Jahr, plaziert.Doch wenn das Angebot an jungen Aktien die Nachfrage übersteigt, purzeln die Kurse. Diese Furcht ist nicht unbegründet, fußt der Aktienboom der vergangenen zwölf Monate doch nicht zuletzt auf dem Engagement privater Anleger.Bekommen die nun Angst ­ oder sind nicht weiter bereit, ihr Geld in Aktien anzulegen ­ finden die glänzenden Emissionsgewinne ein abruptes Ende.Und noch etwas sollte die Menschen, die mit Neuemissionen das Weihnachtsgeld aufbessern wollen, beunruhigen: Aktien sind in Deutschland bislang mehr eine Modeerscheinung denn ein gewachsenes Anlageinstrument.Nur jeder sechste Deutsche hält Aktien in seinem Portefeuille.Der Umfang derer, die in Aktien investieren, ist also beschränkt.Anleger, die bei Neuemissionen die schnelle Mark wittern, sollten in den letzten Monaten dieses Jahres vorsichtiger sein als bisher.Tief fallen kann nämlich nur, wer hoch einsteigt.

JOACHIM HOFER

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