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Wirtschaft: Autokäufer halten sich zurück

Branche startet verhalten ins neue Jahr/Verhandlungen bei Opel kommen langsamer voran als erwartet

Berlin Die deutsche Autobranche ist so schwach ins neue Jahr gestartet wie seit 14 Jahren nicht mehr. Die Zahl der Neuzulassungen ging im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat um drei Prozent auf 202000 Fahrzeuge zurück. Das teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Freitag in Frankfurt am Main mit. Damit sei das schwache Zulassungsergebnis von vor einem Jahr noch einmal unterschritten worden. Damals hatte der Rückgang gegenüber Januar 2003 sogar zwölf Prozent betragen. Der VDA begründete die geringe Zahl der Zulassungen damit, dass die Verbraucher nach wie vor verunsichert seien. Zudem habe es im Dezember eine überhöhte Nachfrage gegeben, da Kunden wegen Rabatten den Autokauf vorgezogen hätten.

Malte Schaumann, Analyst bei SES Research, erwartet, dass 2005 erneut ein schwaches Jahr für die Automobilbranche werden wird. Eine positive Entwicklung erwartet er für Asien und Osteuropa. „In Westeuropa und USA bleibt der Markt schwierig“, sagte Schaumann dem Tagesspiegel. „Die wirtschaftliche Erholung wird nicht so stark ausfallen, dass sie eine Trendwende auf dem Automarkt bringen wird.“ Die Preiskämpfe auf dem Markt – verbunden mit hohen Rabatten für Autokäufer – würden nicht aufhören, um die weiter zurückhaltenden Kunden doch noch zum Autokauf zu animieren.

In der vergangenen Woche hatte VDA- Präsident Bernd Gottschalk eine verhaltene Prognose für das laufende Jahr abgegeben. Das deutsche Marktvolumen werde bei den herrschenden Bedingungen in der Größenordnung des Vorjahres bei rund 3,25 Millionen Autos verharren.

Im Januar jedenfalls übertrafen die inländischen Auftragseingänge von deutschen Pkw das Vorjahresniveau um nahezu drei Prozent. Die Inlandsbestellungen bei deutschen Herstellern seien damit im achten Monat in Folge gestiegen, teilte der VDA mit. Kaufanreize hätten mit dazu beigetragen. Positiv entwickelte sich im Januar laut VDA erneut der Export. Ins Ausland lieferten die deutschen Hersteller 282000 Fahrzeuge – drei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Produktion stieg um neun Prozent auf 404400.

Unterdessen kommen die Verhandlungen über die Zukunft der Opel-Werke in Rüsselsheim, Bochum und Kaiserslautern offenbar langsamer voran, als erwartet. Man bewege sich zwar aufeinander zu, heißt es aus Verhandlungskreisen. Aber Betriebsratschef Klaus Franz rechnet noch mit mindestens zwei Wochen, bis eine Vereinbarung unterschriftsreif ist. Opel-Sprecher Ulrich Weber sagte, eine Einigung stehe „nicht unmittelbar“ bevor. Beide Seiten gehen mit ihren Zugeständnissen offenbar nicht weit genug.

Im Opel-Werk in Bochum liegt nach Informationen des Betriebsrates unter anderem die Forderung auf dem Tisch, dass die Mitarbeiter bis 2010 komplett auf Gehaltserhöhungen verzichten sollen. 2005 solle nur die Hälfte des Weihnachtsgeldes ausgezahlt werden und zum Teil Zuschläge gestrichen werden. Im Gegenzug werde in Bochum ab 2007 eine fünftürige Astra-Limousine vom Band laufen. Generell liegen die Verdienste bei Opel nach Angaben aus Unternehmenskreisen um 15 bis 20 Prozent über dem Metall-Tarif.

Betriebsratschef Franz wies am Freitag zurück, dass schon Einzelheiten geklärt seien. „Es ist absolut noch nichts in trockenen Tüchern. Wir sind uns aber über die grobe Richtung einig.“ Es fehlten noch „fundamentale“ Zusagen des Managements, vor allem für das Werk Kaiserslautern. Franz hatte immer wieder betont, die Opel-Beschäftigten seien zu Zugeständnissen bereit. Am Freitag ruhten die Verhandlungen, in der kommenden Woche sollen sie fortgesetzt werden.

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