zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Autopreise geraten durch EU-Pläne unter Druck

Die Autopreise in Europa könnten bald unter Druck geraten. Dazu würden die Pläne der Europäischen Kommission für eine Neuregelung des Autovertriebs sowie die Umstellung auf Euro-Preise führen, erwarten Branchenkenner.

Die Autopreise in Europa könnten bald unter Druck geraten. Dazu würden die Pläne der Europäischen Kommission für eine Neuregelung des Autovertriebs sowie die Umstellung auf Euro-Preise führen, erwarten Branchenkenner. Unterdessen könnte das Land Niedersachsen seinen Einfluss beim Volkswagen-Konzern bald verlieren. In Brüssel legte eine Expertengruppe Vorschläge für eine neue Übernahmerichtlinie der Europäischen Kommission vor. Die Fachleute empfehlen, das VW-Gesetz zu kippen, das dem Land Niedersachsen einen starken Einfluss bei dem Autohersteller sichert.

Die EU-Kommission will noch in diesem Jahr die Autohändler zu einer Öffnung ihrer Händlernetze zwingen. Der Wettbewerb unter den Marken solle gestärkt werden, heißt es in einem Entwurf, den Wettbewerbkommissar Mario Monti Ende Januar vorlegen will. Die Händler sollen statt nur einer mehrere Marken verkaufen dürfen. Zudem dürfen die Hersteller von den Vertragspartnern nicht mehr verlangen, neben dem Verkauf von Neuwagen auch Service anzubieten. Außerdem soll die Beschränkung eines Autohauses auf ein festes Absatzgebiet gestrichen werden.

"Das wird vor allem die Preise von Massenherstellern unter Druck setzen", erwartet Lars Ziehn, Autoanalyst bei der Deutschen Bank in Frankfurt (Main). Premium-Hersteller hätten indes weniger Preisdruck zu befürchten. Auch Ersatzteile, bei denen große Hersteller bislang hohe Gewinnmargen hätten, könnten preiswerter werden, weil Vertragshändler sie nicht mehr ausschließlich vom Hersteller beziehen müssten. Die Autoindustrie fürchtet zudem, dass die Euro-Einführung die Preise in der EU vereinheitlichen wird. "Differenzen von bis zu 30 Prozent zwischen verschiedenen Ländern kann sich kein Hersteller mehr leisten", hieß es bei einem süddeutschen Autobauer.

Große Autohäuser sehen die Pläne Brüssels gelassen. Der größte deutsche Ford-Händler, die Schwabengarage in Stuttgart, sieht sich für eine Liberalisierung gut vorbereitet. "Wir haben eine große Einkaufsmacht und ein gutes Vertriebsnetz", sagte Vorstand Michael Ziegler. Das bringe im Wettbewerb Vorteile. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) warnte indes vor dem "Verlust technischer Kompetenz" der Händler und Beeinträchtigung des Markenwettbewerbs.

Der VW-Konzern geriet unterdessen auch von anderer Seite unter Druck. Denn das VW-Gesetz steht in der Diskussion, das dem Land Niedersachsen einen starken Einfluss bei dem Autohersteller sichert. Sollte es fallen, könnte VW eine feindliche Übernahme drohen. Hintergrund: Eine Gruppe von Juristen riet EU-Binnenmarktkommissar Frits Bolkestein am Donnerstag, nationale Sonderrechte wie etwa Stimmrechtsbegrenzungen auszusetzen. Eine derartige Begrenzung ist auch das VW-Gesetz. Bolkestein will im April eine Richtlinie unterbreiten, die auch Firmenübernahmen neu regeln soll.

Niedersachsens Regierung sucht unterdessen nach Wegen, den Einfluss bei VW zu bewahren. Man werde bei der EU darauf drängen, das VW-Gesetz bestehen zu lassen, hieß es in der Staatskanzlei in Hannover.

Das VW-Gesetz

Das VW-Gesetz trat am 21. Juli 1960 in Kraft, als die Volkswagenwerk GmbH privatisiert und in eine AG umgewandelt wurde. Die EU-Kommission stört sich vor allem an Paragraf 2, demzufolge kein Aktionär mehr als 20 Prozent der Stimmrechte ausüben kann, auch wenn er mehr Aktien besitzt. So können etwa Übernahmen blockiert werden. Das Gesetz gibt damit dem Land Niedersachsen - mit knapp 20 Prozent größter Einzelaktionär - überproportionalen Einfluss. Außerdem stellen Bund und Land unabhängig vom Aktienbestand je zwei der 20 Aufsichtsräte. Neun Vertreter der Arbeitnehmerseite sowie das Land stellen die Mehrheit in dem Gremium. Dies stößt bei Aktionärsvertretern auf Kritik.

brö, HB

Zur Startseite