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Wirtschaft: Bankenkontrolleure bitten Bankenchefs nach Berlin

BERLIN .Nach den erheblichen Problemen innerhalb des Genossenschaftsbanken-Bereichs, die Schieflagen ostdeutscher Mitgliedsinstitute in den Griff zu bekommen, wird es Ende Juni zu einem Krisengespräch im Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen mit Spitzenvertretern dieses Bankensektors kommen.

BERLIN .Nach den erheblichen Problemen innerhalb des Genossenschaftsbanken-Bereichs, die Schieflagen ostdeutscher Mitgliedsinstitute in den Griff zu bekommen, wird es Ende Juni zu einem Krisengespräch im Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen mit Spitzenvertretern dieses Bankensektors kommen.Ein Sprecher des Amtes sagte dem Handelsblatt, daß man Vertreter der Genossenschaftsbanken für den 25.Juni zu einem Gespräch nach Berlin geladen habe.Bei dem Treffen werde man "Themen gemeinsamen Interesses" behandeln.

Innerhalb des Genossenschaftssektors wird die Vorladung auch als Chance zu Reformen gesehen.Die seien möglicherweise einfacher, wenn sie von außen angestoßen und unter einem gewissen Druck ausgeführt würden, hieß es in Kreisen der Beteiligten.Bei dem Gespräch, an dem der Präsident des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR), Wolfgang Grüger, sowie weitere Spitzenvertreter des Bankensektors teilnehmen werden, dürfte es um eine kritische Bestandsaufnahme des genossenschaftlichen Bankensektors gehen, bei der auch Strukturfragen nicht ausgeklammert werden.Es wird auch darauf verwiesen, daß die Probleme in den neuen Ländern nicht allein den Ausschlag für den Gesprächstermin in Berlin gegeben hätten.Gleichwohl seien hier die vielfältigen Schwierigkeiten am deutlichsten hervorgetreten.

Erst Anfang Mai hatte das Vorstandsmitglied der DG Bank, Heiko Bruns, die Zahl der Schieflagen in Ostdeutschland mit unverändert etwa 20 angegeben, wobei einige Fälle behoben worden, andere aber neu hinzugekommen seien.Die Sicherungseinrichtungen seien erneut mit einigen hundert Mill.DM in Anspruch genommen worden.Die DG Bank ist das Spitzeninstitut für die noch 167 Genossenschaftsbanken in den neuen Bundesländern.

Über mögliche Konsequenzen, die aus den Problemfällen zu ziehen seien, hatte es bereits vor mehreren Monaten einen Briefwechsel zwischen dem Bundesaufsichtsamt und dem BVR gegeben.In Einzelfällen wie bei den Schieflagen der in Berlin fusionierten Grundkreditbank eG mit der Köpenicker Bank eG hatte das Amt sich auch zu Managementproblemen geäußert.Die Frage nach der Professionalität der Führungskräfte sei angesichts des wachsenden Wettbewerbs im Bankenbereich und der zunehmenden Komplexität der Materie von besonderer Bedeutung, hieß es.

Ein weiterer Punkt der Beratungen dürfte die Arbeit der Prüfverbände sein.Hier ist in der Diskussion, daß neben den verbandseigenen Kontrolleuren künftig auch freiberufliche Wirtschaftsprüfer mit der Prüfung betraut werden könnten.Auch wenn das Aufsichtsamt formal nicht befugt sei, über Strukturen der Branche mitzureden, so könne man doch auch in dem nach Berlin geladenen Kreis nicht länger betriebswirtschaftliche Grunderfordernisse ignorieren, die etwa eine bestimmte Mindestgröße für ein erfolgreiches Bankgeschäft erforderlich machten, hieß es in den Kreisen weiter.

Zweifel wurden auch daran geäußert, ob es künftig weiter sinnvoll sei, wenn Volks- und Raiffeisenbanken sich einander Konkurrenz machten.Kritische Stimmen im Genossenschaftssektor weisen zudem darauf hin, daß es die föderale Struktur des Bankensektors - anders als etwa bei den Großbanken - bisher kaum möglich mache, auch bei erkannten Problemfällen schnell durchzugreifen.

ANDREAS MIHM (HB)

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