Wirtschaft: Bankgesellschaft spart sich in die schwarzen Zahlen Sanierungsauflagen der EU führen zu hohen Sonderbelastungen
(dr). Die angeschlagene Bankgesellschaft Berlin kommt mit ihrer Sanierung voran.
(dr). Die angeschlagene Bankgesellschaft Berlin kommt mit ihrer Sanierung voran. Zwar musste der Konzern 2003 unterm Strich einen Verlust von 316 (Vorjahr minus 699) Millionen Euro ausweisen, doch ist dieser vor allem auf eine Entscheidung der EU zurückzuführen. Danach muss der Berliner Konzern unter anderem die Berliner Bank und das Immobiliendienstleistungsgeschäft abgeben. Daraus resultieren Rückstellungen in Höhe von insgesamt 340 Millionen Euro. Ohne diese wäre ein Gewinn von 24 Millionen Euro erreicht worden, sagte der Vorstandsvorsitzende HansJörg Vetter am Dienstag vor der Presse.
Im eigentlichen Bankgeschäft wurde im vergangenen Jahr ein operatives Ergebnis von 195 Millionen Euro ausgewiesen. Vor einem Jahr stand an dieser Stelle noch ein Verlust von 48 Millionen Euro. Ohne die EU-Entscheidung hätte das operative Ergebnis bei 218 Millionen Euro gelegen. „Wir sind auf dem Weg in die Normalität“, sagte Vetter. Ziel sei es, den operativen Gewinn mindestens zu halten und sich mehr auf die Kunden zu konzentrieren. Vetter bestätigte frühere Planungen, nach denen der Gewinn nach Steuern in diesem Jahr mindestens 100 Millionen Euro erreichen soll.
Ein Großteil des bisherigen Erfolgs ist auf Sparmaßnahmen zurückzuführen. Beispielsweise sank der Personalaufwand um gut zehn Prozent. Rund 79 Prozent des bis Ende 2005 geplanten Stellenabbaus seien bereits vertraglich fixiert, sagte der Vorstandsvorsitzende. Das operative Geschäft leide auch darunter, dass der Konzern Teile abgegeben hat – etwa die Allbank. Aussagekräftiger sind deshalb Kennzahlen wie die Aufwands-Ertrags-Relation (Cost-Income-Ratio). Sie sank im vergangenen Jahr auf 71,2 Prozent. Das bedeutet, pro verdientem Euro mussten gut 71 Cent aufgewendet werden. Im laufenden Geschäftsjahr soll dieser Wert auf 67 Prozent gedrückt werden. Die Sparkassen, die weiterhin den Kern der Bankgesellschaft bilden, hatten kürzlich als Ziel rund 60 Prozent definiert. Vetter will diese Marke etwa im Jahr 2006 erreichen.
Hohe Ziele hat sich der Vorstand auch bei der Risikovorsorge für faule Kredite gesetzt. Im vergangenen Jahr konnte sie um rund ein Drittel auf 351 Millionen Euro verringert werden. 300 Millionen Euro hält Vetter für eine „tolerable Größenordnung“. Der Bestand beläuft sich jetzt auf 5,3 nach 5,5 Milliarden Euro im Vorjahr.
Beim Verkauf der Berliner Bank (BB) will man sich am Alexanderplatz offenbar nicht hetzen lassen. Dieser sei nicht vor 2006 geplant, sagte Vetter. Zunächst soll die BB mit derzeit noch 1296 Mitarbeitern wieder in die schwarzen Zahlen gebracht werden. Das heißt, im Jahr 2006 soll ein Gewinn von 40 bis 50 Millionen Euro ausgewiesen werden, derzeit schreibt der Teilbereich noch rote Zahlen in Höhe von zwei Millionen Euro (2003). Wie viele Arbeitsplätze der von der EU geforderte Verkauf kosten könnte, hat man in der Bankgesellschaft anhand von drei Szenarien nachgerechnet. Im so genannten Front-Office, also in den Filialen arbeiten 986 Menschen, im Back-Office sind es 205 und in den Stäben 105. Nun hängt es vom Käufer ab, ob er nur die Filialen oder auch das Back-Office beziehungsweise die Stäbe übernimmt. Der Marktanteil des Konzerns wird durch den Verkauf von derzeit rund 50 Prozent auf etwa 42 Prozent sinken.
Der Verkauf der Weberbank soll noch 2004 erfolgen, sagte Vetter. Es gebe „reges Interesse“.
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