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Wirtschaft: Bauer steigt im Kirch-Poker aus

Hamburger Verleger ist weiter an Pro Sieben Sat 1 interessiert – US-Milliardär Saban verhandelt jetzt allein

München/Berlin (nad/mot). Nach einem langen Bieterwettkampf um die insolvente KirchMedia hat sich der Bauer-Verlag am Mittwoch zurückgezogen. Damit ist der Weg für den einzigen verbliebenen Bieter, den US-Milliardär Haim Saban, zur Übernahme des Fernsehkonzerns Pro Sieben Sat 1 und des Kirch-Filmrechtehandels frei. Ein knappes Jahr nach dem Insolvenzantrag ist damit die Zerschlagung der ehemaligen Kirch-Gruppe fast abgeschlossen. Medienpolitiker begrüßten die Verhandlungen mit Saban.

Die Geschäftsführung von Kirch-Media will die Übernahme in den nächsten Tagen perfekt machen. Bauer begründete seinen Rückzug damit, der Verlag habe nicht an einem Preispoker teilnehmen wollen. „Wir werden uns nicht an einer Art Auktion beteiligen, in der unterschiedliche Bieter wechselseitig die Preise hochtreiben“, hieß es in einer Verlags-Mitteilung. Bauer sei aber nach wie vor an einem Engagement bei ProSiebenSat1 interessiert. „Sollten neue Entwicklungen eintreten, sind wir grundsätzlich gesprächsbereit“, sagte Bauer-Sprecher Fritzenkötter (siehe Interview). Das finanzielle Angebot des Bauer-Verlags sei „mit allen Chancen und Risiken, die wir sehen, seriös kalkuliert“.

Das Angebot Sabans, das er dem Vernehmen nach zusammen mit dem größten französischen Privatsender TF1 vorgelegt hat, liegt nach Angaben aus Verhandlungskreisen etwa 100 bis 200 Millionen Euro über dem der Hamburger. Der Preis für Kirch-Media soll insgesamt rund zwei Milliarden Euro betragen. Kirch-Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems bezeichnete das Angebot Bauers am Mittwoch als „schlüssig und stimmig“. Allerdings sei die Offerte Sabans „sowohl im materiellen Bereich als auch in der zeitlichen Umsetzung attraktiver“. Man habe nun Endverhandlungen aufgenommen, um das Angebot „wasserdicht zu machen“.

Medienpolitiker zeigten sich zufrieden mit der Entwicklung: „Uns ist jeder recht, Hauptsache, es geht in vernünftiger Weise weiter“, sagte Norbert Schneider, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, dem Tagesspiegel. „Wir haben ja nicht darüber zu befinden, wer das Unternehmen aus seiner Insolvenz erlöst. Wir haben zu prüfen, ob der Wechsel im Einklang mit dem deutschen Medienrecht steht, und da sind ja beide, Bauer und Saban, ohne größere Probleme.“ Wichtig sei, dass die Mitarbeiter wieder eine Perspektive bekämen. Auch Bernd Malzanini von der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich begrüßte die Verhandlungen mit Saban: „Bei Bauer hätten wir eine Menge zu prüfen gehabt“, sagt er.

Der Vizechef der Saban Capital Group, Adam Chesnoff, verhandelt nach Angaben aus beteiligten Kreisen bereits seit Dienstagabend in München über die letzten Details. Falls die Übernahme durch Saban doch noch scheitern sollte, will Kirch-Media wieder auf Bauer zugehen. „Wir sehen die von Bauer ausgestreckte Hand als Alternative“, sagte Ziems. Der Gläubigerausschuss hatte die Geschäftsführung von Kirch-Media am Montag aufgefordert, bis Ende der Woche mit einem der beiden Bieter die Verhandlungen abzuschließen. Nach der Unterschrift soll der Gläubigerausschuss auf einer Sitzung am kommenden Mittwoch dem Verkauf endgültig zustimmen.

Eine Saban-Sprecherin zeigte sich zuversichtlich: „Wir freuen uns, dass die Insolvenzverwalter unser Angebot als attraktiver erachten, und werden weiter hart daran arbeiten, die Verhandlungen zu einem Ende zu bringen“, sagte sie dem Tagesspiegel. Bereits in der Beratung des Gläubigerausschusses hatte sich Saban als Favorit abgezeichnet. Mit Ausnahme der Hypo-Vereinsbank (HVB), die zusammen mit Bauer für Kirch geboten hat, sollen die Gläubiger Commerzbank, Bayerische Landesbank und DZ Bank Sabans Angebot bevorzugt haben. „Es ist nicht nur finanziell besser, sondern die Banken müssen bei der Saban-Variante kein frisches Kapital zuschießen“, sagte Commerzbank-Sprecher Stefan Roberg dem Tagesspiegel. Bei einer Übernahme durch Bauer hätten sich die Banken am Filmrechtehandel beteiligen und wieder Geld in Kirch-Media investieren müssen. Die Bayerische Landesbank verspricht sich nach Angaben aus Bankenkreisen, dass im Falle der Übernahme durch Saban mehr Geld an die Gläubiger zurückfließt. Bauer und die HVB hatten lange als Favorit gegolten. Ende vergangenen Jahres hatte Kirch-Media dem Konsortium den Zuschlag gegeben und seitdem exklusiv mit Bauer verhandelt.

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