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Wirtschaft: Beim Verpacken erste Wahl

Wenn es ums Verpacken geht, sind deutsche Unternehmen spitze. Egal, ob pharmazeutische Produkte in hochsterile Gläschen fließen oder ob Schokoriegel und Klopapierrollen eingetütet werden müssen, der heimische Maschinenbau ist auf seinem Gebiet meist weltweiter Marktführer.

Wenn es ums Verpacken geht, sind deutsche Unternehmen spitze. Egal, ob pharmazeutische Produkte in hochsterile Gläschen fließen oder ob Schokoriegel und Klopapierrollen eingetütet werden müssen, der heimische Maschinenbau ist auf seinem Gebiet meist weltweiter Marktführer. Das beweist auch eine der wichtigsten Messen der Branche, die am Mittwoch in Düsseldorf angelaufene "Interpack".

Rund die Hälfte der 2500 Aussteller kommt aus Deutschland. Und obwohl der Verband der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) noch vor kurzem einen Produktionsrückgang von zwei Prozent für die gesamte Branche erwartete, können sich die Verpackungsmaschinenhersteller wohl auch in diesem Jahr in einem besseren Licht präsentieren. Sie profitieren von den in den vergangenen Jahren gestiegenen Qualitätsstandards bei Verpackungen. Neben der Schutzfunktion bei verderblichen Lebensmitteln spielt die Verpackung auch bei der Unverwechselbarkeit einer Marke eine wichtige Rolle.

Der Blue Chip unter den Verpackern ist die im M-Dax notierte Krones AG. Das Unternehmen aus dem bayerischen Neutraubling (bei Regensburg) ist Weltmarktführer bei Getränkeabfüllmaschinen und konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2001 neue Rekordzahlen vorlegen. Lohn für die Aktionäre ist nicht nur eine saftige Dividendenerhöhung, die Aktie der Bayern hat sich auch endlich an der Börse freigeschwommen. Nachdem das Papier im Herbst vergangenen Jahres wegen seiner günstigen Bewertung von vielen Seiten zum Kauf empfohlen wurde, hat sich der Kurs bis heute verdoppelt. "Das ging rasend schnell. Viele stürzten sich regelrecht auf den Titel, um dabei zu sein", sagt Maschinenbauexperte Richard Schramm vom Bankhaus HSBC Trinkaus & Burkhardt.

Krones rechnet im laufenden Jahr mit weiterem Wachstum, Basis hierfür ist der zum Jahresende 2001 um fünf Prozent gestiegene Auftragsbestand auf 560 Millionen Euro. Mit dem hochfliegenden Aktienkurs wird die Luft nach oben jetzt aber zusehends dünner. "Weiter als 70 Euro wird die Aktie in nächster Zeit wohl nicht laufen", sagt Jürgen Siebrecht von WestLB Panmure, weshalb der Analyst statt an einen Einstieg im Moment eher an kurzfristige Gewinnmitnahmen denkt. Damit die Aktie weiter nach oben ziehen kann, müsse nach Meinung von Siebrecht auch die Transparenz des Unternehmens für den Anleger noch weiter verbessert werden. Langfristig bleiben die Aussichten von Krones aber hervorragend, da sich die Bayern vor allem auf dem wachstumsstarken Markt für die Herstellung von Kunststoffflaschen (PET) von der Konkurrenz absetzen konnten.

Auch die Aktie der Karlsruher Maschinenbauholding IWKA hat sich seit Herbst vergangenen Jahres sehr gut entwickelt. Bei 15 Euro angekommen, scheinen die Anleger nun jedoch auf neue positive Nachrichten zu warten. Die könnten aus dem Verpackungsbereich kommen, der knapp 25 Prozent des Geschäftes ausmacht. Mit Maschinen zur Befüllung von Bechern, Spraydosen und Tuben sind die Karlsruher sehr breit aufgestellt. "Der Verpackungsbereich wird gegenüber den anderen Geschäftsfeldern stark aufholen", sagt Siebrecht. "Wenn ein Bereich positiv läuft, heißt das aber noch nicht, dass das ganze Unternehmen gut läuft", gibt der Analyst zu bedenken. Problematisch an der IWKA, deren größter Umsatzträger der Anlagenbau ist, bleibt die etwas undurchsichtige Struktur der Holding. Zu ihr gehören rund 90 mittelständische Unternehmen. Das mache es nach Ansicht von Siebrecht nicht ganz einfach, in allen Bereichen zu glänzen. Das erste Quartal 2002 macht aber bereits Hoffnung auf ein solides Gesamtjahr, Auftragseingänge und Umsatz stiegen im Vergleich zum Vorjahr um vier beziehungsweise fünf Prozent. Für Trinkaus & Burkhardt ist das ein guter Grund, die Aktie auf ihrer Kaufliste zu führen. Kursziel: 18 Euro.

Etwas für mutige Anleger ist die im S-Dax notierte Aktie von Winkler + Dünnebier. Das Unternehmen baut neben Anlagen zur Produktion von Hygieneartikeln auch Maschinen zur Herstellung von Briefumschlägen und Versandtaschen. In den vergangenen Jahren konnten die Neuwieder damit jedoch kein ertragsstarkes Geschäft vorweisen. Zuletzt wurden sogar rote Zahlen geschrieben. Auch im ersten Halbjahr 2002 rechnet Winkler + Dünnebier mit einem schlappen Geschäft, die Schulden werden wegen der Neustrukturierung der Gesellschaft steigen. Doch bereits jetzt sieht Trinkaus & Burkhardt Licht am Ende des Tunnels. "Das Geschäft dürfte seinen Tiefpunkt erreicht haben, nach der Restrukturierung sollte im kommenden Jahr wieder ein besseres Ertragsfundament vorhanden sein", sagt Richard Schramm. Als Bonbon winkt derzeit die günstige Bewertung eines klassischen Turn-Arround-Kandidaten.

Tobias Symanski

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