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Wirtschaft: Berlin überwindet die Stagnation

DIW hebt Konjunkturprognose für das laufende Jahr an / Gute Aussichten auch für 2008 / Starker Fahrzeugbau

Berlin - Die Berliner Wirtschaft dürfte sich im laufenden Jahr erheblich besser entwickeln als zuletzt vorhergesagt. Der Tagesspiegel-Indikator, den das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) entwickelt hat, sagt für 2007 ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent voraus. Das ist das Dreifache des zuletzt prognostizierten Werts von 0,3 Prozent. Der konjunkturelle Schwung reißt demnach auch im kommenden Jahr nicht ab.

„Die Begründung für die Aufwärtsrevision liegt in der unerwartet robusten Dynamik der gesamtdeutschen Wirtschaft in den ersten Monaten des Jahres. Infolge der Erhöhung der Mehrwertsteuer war zunächst eine schwächere Entwicklung insbesondere bei den privaten Konsumausgaben unterstellt worden, die bisher aber weitgehend ausgeblieben ist“, erläuterte der stellvertretende Leiter der Konjunkturabteilung des Berliner Instituts, Christian Dreger. „2008 dürfte sich die Entwicklung ungefähr in diesem Tempo fortsetzen. Damit ist für die nächsten zwei Jahre eine deutlich aufwärts gerichtete Tendenz zu erwarten, von der auch der Arbeitsmarkt weiter profitieren dürfte“, schreibt Dreger.

Politik und Wirtschaft sind traditionell etwas optimistischer als die Wissenschaft. Für das laufende Jahr erwartet der Senat ein Wachstum von 1,2 Prozent, und die Industrie- und Handelskammer (IHK) rechnet sogar mit bis zu 1,5 Prozent. Im günstigsten Fall wäre das Wirtschaftswachstum damit auf dem Vorjahresniveau von 1,5 Prozent. IHK-Präsident Eric Schweitzer will von einer weiteren Korrektur nach oben zumindest vorerst nichts wissen. „Die international günstige konjunkturelle Entwicklung schlägt auch in Berlin durch, wenngleich etwas schwächer als in anderen Regionen Deutschlands. Für ein stärkeres Wachstum und den Anschluss an den Bundesdurchschnitt bräuchte Berlin mehr Industrie“, sagte Schweitzer dem Tagesspiegel.

Zwar trägt nach Darstellung des DIW besonders die Tourismusbranche zu den günstigen Aussichten bei, aber es steht zum Beispiel auch die Automobilindustrie in Berlin sehr gut da. „Durch die günstige Geschäftsentwicklung konnte der Automobilbau in Berlin in etwa das Beschäftigungsniveau halten. Im gesamten Straßenfahrzeugbau in Deutschland nimmt indes seit 2004 die Mitarbeiterzahl ab“, schreibt Karl Brenke, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Wirtschaftsinstituts, in einer für den Tagesspiegel erstellten Branchenanalyse.

Zu den herausragenden Betrieben gehören das BMW-Motorradwerk in Spandau und das Mercedes-Motorenwerk in Marienfelde. Brenke sieht die Branche „als einen kleinen, aber feinen Teil der Berliner Industrie mit einem kräftigen Wachstum, stabiler Mitarbeiterzahl und mit einer guten Beschäftigungsstruktur“.

Für das vergangene Jahr hatte der Tagesspiegel-Indikator die Entwicklung mit 0,8 Prozent unterzeichnet, da erst sehr spät deutlich wurde, wie gut das vierte Quartal lief. Dreger spricht von einem „Wendepunkt für die Berliner Wirtschaft“, weil erstmals seit dem Boomjahr 2000 überhaupt wieder Wachstum zu verzeichnen war. Die Phase der Stagnation, die für Berlin in den letzten zehn Jahren zu beobachten war, sei nun überwunden.

Der Tagesspiegel-Indikator für Berlin ist die erste empirisch fundierte, kurzfristige regionale Wachstumsprognose. Etwa 40 Zeitreihen fließen ein – von Arbeitslosen über Baugenehmigungen bis zu ausländischen Fluggästen. Berechnet man den Indikator rückwirkend, deckt er sich weitgehend mit dem tatsächlichen Wachstum.

Einzelheiten finden Sie im neuen 20-seitigen Heft „Berliner Wirtschaft“, das dem Tagesspiegel am Dienstag beiliegt. Diesmal ist die Autobranche der Schwerpunkt.

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