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Carsten Bode will das Unternehmen seines Großvaters ausbauen.

© Bode

Interview: „Berliner kaufen gerne bunte Brillen“

Carsten Bode, Chef der gleichnamigen Optikerkette, über Expansionspläne an der Spree, Fensterglas und die Online-Konkurrenz.

Von Maris Hubschmid

Herr Bode, die Optikerkette, die Sie in dritter Generation führen, kennt man vor allem in Hamburg und Norddeutschland. Jetzt soll Berlin Ihr neuer Schwerpunkt werden. Warum?

Etwa die Hälfte aller Deutschen trägt eine Brille und Berlin ist eine wachsende Stadt. Schon jetzt ist der Berliner Markt der zweitwichtigste für uns. Wir verzeichnen hier zweistellige Wachstumsraten.

Mit derzeit zehn Filialen.

Wir sind ja erst 2005 nach Berlin gekommen, als das traditionsreiche Unternehmen Ruhnke verkauft wurde und wir einige Filialen übernehmen konnten. Aktuell beschäftigen wir in Berlin 80 Mitarbeiter, vorwiegend im Westen der Stadt. In den nächsten drei Jahren möchten wir die Zahl der Filialen verdoppeln.

Der Markt stagniert seit den 80er Jahren, und es gibt bereits 12 000 Optikerläden. Wieso glauben Sie, dass Sie mit einer Verdopplung der Filialen in Berlin Erfolg haben werden?

Erstmal bemühen wir uns, gute Einzelläden zu übernehmen, für die sich kein Nachfolger findet. Und dann geht der Trend zur Zweitbrille: Im Durchschnitt haben Fehlsichtige 1,8 Brillen und kaufen alle drei Jahre eine neue. Berlin ist eine sehr hippe und modebewusste Stadt. Wir merken das zum Beispiel daran, dass wir überdurchschnittlich viele Kunststoffbrillen verkaufen, mit bunten und modischen Fassungen. Auch unser gesamtes Ray-Ban-Sortiment wird nirgendwo so stark nachgefragt wie in Berlin.

In der Kreativbranche gibt es einen interessanten Trend: Menschen mit völlig gesunden Augen tragen Brillen mit Fensterglas.

Vorzugsweise mit Kunststoffgestell, ja. Fensterglas ist ein Trend, der sich in den Großstädten schon eine gewisse Zeit hält.

Ist das ein vielversprechender neuer Markt?

Eher eine Mode, die vorübergeht, denke ich. Wir bieten zwar auch Brillen ohne Sehstärke an, aber unsere Kernkompetenz liegt natürlich darin, das Sehvermögen zu verbessern.

Sind Sie kurz- oder weitsichtig?

Weder noch. Ich trage tatsächlich eine Fensterglasbrille. Es ist eine Art Liebeserklärung an das Unternehmen meiner Väter.

Als Ihr Großvater vor 75 Jahren die erste Filiale in Hamburg-Barmbek eröffnete, hätte wohl niemand gedacht, dass man einst Brillen nach Hause bestellen würde, ohne sie anprobiert zu haben.

Das machen auch heute die wenigsten.

Immerhin 1,2 Prozent aller Brillen werden schon online gekauft, Internetfirmen wie „Mister Spex“ und „Netzoptiker“ steigern ihre Umsätze kontinuierlich.

Mit Sonnenbrillen oder Standard-Lesehilfen, wie man sie auch in Drogeriemärkten kauft, mag das funktionieren. Wir bieten unsere Brillen aber bewusst nicht online an, weil wir wissen, dass wir da nicht die gleiche Qualität gewährleisten können. Wir setzen auf Beratung und darauf, jede Brille individuell anzupassen. Die Stiftung Warentest hat uns dafür zum Testsieger erklärt.

Sie haben eine Beteiligung an einem Internetportal für Kontaktlinsen: meinelinse.de.

Das ist etwas anderes. Und auch ein vergleichsweise kleines Geschäft. Nur fünf Prozent der Fehlsichtigen tragen Kontaktlinsen. Aber auch die müssen ab und zu mit ihrer Linse zum Optiker, um zu prüfen, ob sie noch die richtige ist.

Carsten Bode (41), ist seit 1997 Geschäftsführender Gesellschafter der Hamburger Optikerkette Bode. Er studierte Betriebswirtschaftslehre und absolvierte eine Optikerlehre. Mit 73 Filialen und einem Jahresumsatz von zuletzt knapp 43 Millionen Euro ist Bode das viertgrößte deutsche Optikerunternehmen nach Fielmann, Apollo Optik und Pro Optik. Carsten Bode ist verheiratet und hat drei Kinder. Er lebt mit seiner Familie in Hamburg. Mit ihm sprach Maris Hubschmid.

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