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Berliner Wirtschaft: ''Wir wollen die Kunden überraschen''

KaDeWe-Chef Patrice Wagner über die Zukunft der City-West und neue Ideen für sein Haus

Ein halbes Jahr liegt die große Feier zum 100-jährigen Bestehen des KaDeWe nunmehr zurück – und Geschäftsführer Patrice Wagner hat längst neue Pläne. Die aktuelle Aktion „13 verrückte Tage“ mit einem Blumenmeer im Foyer, Aktionspreisen für ausgewählte Markenartikel und einer Autoverlosung steht am Anfang vieler weiterer Neuerungen. Mit dem KaDeWe-Chef sprachen Cay Dobberke und Gerd Nowakowski über die Perspektiven.

Wie toppt man eine 100-Jahre-Feier, was lässt sich jetzt noch neu erfinden?

Die Hauptmonate des Jubiläums sind beim Umsatz nicht mehr zu überbieten, das war eine einmalige Sache. Aber die Frage ist: Welche Highlights können wir im Saisonverlauf bieten? Deshalb haben wir uns diese „13 verrückten Tage“ überlegt: Normalerweise gibt es nur den Saisonstart und das Saisonende mit dem Schlussverkauf, dazwischen findet nichts statt – außer Rabattschlachten. So etwas wäre für uns aber das falsche Signal. Wir müssen Neuigkeiten anbieten. Seit dreieinhalb Jahren sind die Eingangshalle und Schaufenster ein fester Bestandteil unseres Marketingkonzepts. Wir wollen jeden Monat ein neues Thema anbieten, sodass der Kunde sich sagt: Ich muss regelmäßig kommen, um zu sehen, was dort passiert. Jetzt haben wir mitten in der Saison ein Highlight, das aber nichts mit Rabatten zu tun hat – es ist topaktuelle Ware. Das ist ein Dankeschön an unsere regelmäßigen Kunden, aber wir wollen auch neue Kunden an uns binden. Wir wollen dies noch einmal im Oktober anbieten und als festen Höhepunkt in die Saison einbauen. Wir hatten für vorigen Freitag und Sonnabend 30 000 Blumen gekauft. Am Freitag um 18 Uhr waren schon alle weg und wir mussten kurzfristig noch mehr Blumen besorgen. Das ist doch großartig.

Sie planen auch Veränderungen beim Sortiment. Worum genau geht es da?

Wir werden in diesem Jahr auch damit überraschen, dass wir unser Angebot weiter ausbauen. Im Erdgeschoss erweitern wir das Uhren- und Schmucksegment auf 1500 Quadratmeter und werden weltweit einer der größten Anbieter – mit Marken wie Tiffany, Chopard und Wellendorf, die sich in eigenen Shops darstellen wollen. Und Omega vergrößert sich. Bei Accessoires und Lederwaren werden wir die hochwertigen Marken noch um einige wie Prada ergänzen. Auch in anderen Etagen wollen wir Marken austauschen.

Das KaDeWe will noch internationaler werden und mehr Luxus bieten. Die Deutschen tun sich allerdings immer etwas schwer mit Luxus. Gibt es eine Veränderung – bekennen sich mehr Leute dazu, Qualität zu tragen?

Eindeutig. Dieser Prozess dauert an, da gibt es ein Potenzial. Auch die Deutschen haben keine Lust mehr, ständig nur schlechte Schlagzeilen über Krisen zu hören.

Der Umsatz im Berliner Einzelhandel hat zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder etwas zugelegt. Ermutigt Sie das?

Ja, natürlich. Ich verlasse mich aber ungerne auf Zahlen des deutschen oder Berliner Einzelhandels, sondern mehr darauf, welche Umsätze wir machen. Die Investitionen der letzten Jahre haben einen spannenden Effekt. Wir haben unsere Ziele und Einschätzungen schon mit eineinhalb Jahren Vorsprung erreicht. Bei Fortschritten im gesamten Berliner Einzelhandel bin ich immer etwas skeptisch. Berlin hat immer noch ein infrastrukturelles Problem – wie den Flughafen und das Thema Arbeitsplätze.

Die Flughäfen Tegel und Tempelhof sollen schließen, und am Bahnhof Zoo halten keine Fernzüge mehr. Müssen Anlieger der City-West befürchten, dass es Touristen zum Einkauf nur noch in die östliche Stadtmitte zieht?

Einzelhändler müssen etwas anbieten, wofür die Kunden gezielt kommen. In Berlin brauchen Sie sich nur die Mietentwicklung anzusehen: Das eindeutig boomende Gebiet ist die City-West. Die Schließung des Flughafens Tempelhof finde ich schade – denn der Airport ist ein Plus für Berlin. Vor allem aber braucht die Stadt mehr internationale Direktflüge. Es ist lästig, nach Asien oder in die USA ständig über Frankfurt, München oder Paris fliegen zu müssen.

Warum beteiligt sich Ihr Haus nicht mehr an der Langen Nacht des Shoppings?

Das Niveau passt nicht zu Berlin, da fühlen sich unsere Kunden nicht wohl. Wir sind aber noch dabei – indem wir öffnen. Stellen Sie sich einmal vor, das KaDeWe würde an diesen Tagen nicht mehr länger aufmachen, dann kämen wahrscheinlich 30 Prozent weniger Menschen zur Shoppingnacht. Uns hat das Konzept des Veranstalters inhaltlich nicht überzeugt – genauso wenig wie die Konzepte der Arbeitsgemeinschaft City. Ich trete jetzt aus der AG City aus, letzte Woche haben sie die Kündigung bekommen.

Ist mit regelmäßigen längeren Verkaufszeiten des KaDeWe zu rechnen?

Ich bin zufrieden, dass wir die Öffnungszeiten flexibel gestalten können. Freitags machen wir immer bis 21 Uhr auf, das reicht wunderbar aus. Im Moment gibt es jedenfalls keinen Bedarf, regelmäßig länger zu öffnen. Zum Jahresende hin aber zahlt es sich aus, an den Sonntagen zu öffnen und freitags und sonnabends bis 22 Uhr.

Wie wichtig sind Touristen als Kunden?

Wir haben etwa 60 Prozent Kundschaft aus Berlin und 40 Prozent Touristen – wobei unter diesen viele nationale Touristen sind. Man darf nicht unterschätzen, wie Leute aus anderen deutschen Städten ihre Hauptstadt immer wieder neu entdecken. Wir haben hier deutschlandweit auch den vielfältigsten Einzelhandel. Die Berliner sehen das Glas ja immer eher halb leer statt halb voll. Klopft euch doch mal lieber auf die Schulter! Was hier geleistet worden ist, ist einzigartig.

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