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Ende einer Ära. Bayer-Chef Marijn Dekkers strich Schering aus dem Namen der Berliner Pharma-Tochter.

© Doris Spiekermann-Klaas

Mögliche Stellenstreichungen: Berlins Bayer-Belegschaft bangt um Jobs

Der Pharmakonzern Bayer dementiert die Streichung von 500 Stellen an den ehemaligen Schering-Standorten. Solange aber keine genaue Zahl bestätigt ist, bleibt die Angst vor Stellenstreichungen - vor allem in Berlin.

Die Belegschaft der Berliner Pharma-Tochter von Bayer ist irritiert, die Politiker sind verunsichert. Zwar hat der Leverkusener Konzern einen Medienbericht dementiert, nach dem an den ehemaligen Schering-Standorten 500 Stellen gestrichen werden sollen, davon die meisten in Berlin. Eine neue Zahl ist jedoch noch nicht auf dem Tisch – und damit bleibt für die 5000 Beschäftigten am Berliner Standort zunächst die Unsicherheit.

Arbeitnehmervertreter halten die Zahlen für zu hoch gegriffen. „Wir haben zwar befürchtet, dass Berlin vom Stellenabbau besonders betroffen sein wird, aber das scheint mir doch sehr viel“, sagt der Betriebsratsvorsitzende der Berliner Pharmatochter (ehemals Bayer Schering Pharma), Yüksel Karaaslan. Die Zahl sei ihm aus den bisherigen Gesprächen der Konzernleitung mit den Arbeitnehmervertretern nicht bekannt. Auch die Gewerkschaft IG BCE kennt keine konkreten Zahlen. Dennoch sei die Belegschaft irritiert, sagt Karaaslan. „Der Frust sitzt sowieso tief.“

Auch der Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) ist verwundert. Die Zahlen aus dem Medienbericht lägen „oberhalb der Dimension, die nach den bisherigen Gesprächen mit dem Unternehmen zu befürchten war“, sagte er. „Wir erwarten, dass Bayer seine bei der Übernahme gemachten Zusagen für den Standort Berlin einhält“, sagte Wolf. Dazu gehöre auch die Stärkung von Forschung und Entwicklung in der Hauptstadt.

Noch sehen die wichtigen Akteure der Gesundheitsregion aber keinen Grund zur Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit. „Wenn Bayer relevante Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zurückfährt, wäre das problematisch für die Weiterentwicklung der Branche in der Region und davon gehen wir bisher nicht aus“, sagt der Manager des Gesundheitsclusters Berlin-Brandenburg, Kai Uwe Bindseil. Zum Cluster gehören Unternehmen der Gesundheitswirtschaft, Branchenverbände und wissenschaftliche Einrichtungen.

Dass Arbeitsplätze gestrichen werden, hatte der neue Bayer-Chef Marijn Dekkers schon im November vergangenen Jahres angekündigt. 1700 Stellen sollen deutschlandweit durch ein neues Sparprogramm wegfallen, 700 davon in der Gesundheitssparte. Sie umfasst sowohl das Pharmageschäft als auch Medizintechnik und Tiermedizin. Wie viele Stellen an den einzelnen Standorten abgebaut werden, ist aber unklar. In der ehemaligen Schering-Zentrale in der Hauptstadt arbeiten rund 5000 Mitarbeiter. Von hier aus wird das Pharma-Geschäft gesteuert. Ehemalige Schering-Standorte gibt es auch noch in Bergkamen in Nordrhein-Westfalen und in Weimar. Dort sind insgesamt aber weniger als 3000 Menschen beschäftigt. Bayer hatte das Berliner Traditionsunternehmen Schering 2006 für 16,5 Milliarden Euro übernommen.

Derzeit wird in Berlin verhandelt, mit welchen Instrumenten der Stellenabbau vorgenommen wird. „Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern dauern an“, betonte der Sprecher der Berliner Pharma-Tochter, Oliver Renner. Unternehmenskreisen zufolge sollen am Dienstag erste Ergebnisse mitgeteilt werden.

In Deutschland sind wegen einer Beschäftigungssicherungsvereinbarung im Konzern betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2012 ausgeschlossen. Der Stellenabbau soll zum Beispiel über natürliche Fluktuation oder über Aufhebungsverträge umgesetzt werden. So würden Stellen von Mitarbeitern, die in den Ruhestand gehen, nicht neu besetzt oder Abfindungen gezahlt. „Die jährliche Fluktuation liegt sowieso bei drei bis 3,5 Prozent der Belegschaft“, sagt Betriebsratsvorsitzender Karaaslan. Das wären in Berlin rund 150 Stellen.

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