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Wirtschaft: Bertelsmann kauft US-Musikclub

Das schwache Geschäft mit Mitgliedern soll wiederbelebt werden

Gütersloh Die Bertelsmann AG verstärkt ihr Buchclub-Geschäft und kauft für rund 400 Millionen Dollar (312 Millionen Euro) Columbia House, den größten auf dem Club-Prinzip aufgebauten US-Händler für Musik und DVDs. Bertelsmann legt Columbia House mit der eigenen US-Musik-Clubtochter BMG Direct zusammen. Das fusionierte Unternehmen wird rund 16 Millionen Mitglieder in den USA und Kanada zählen und 1,5 Milliarden Dollar umsetzen.

Columbia House, zuletzt im Besitz der US-Investorengruppe Blackstone, setzt jährlich umgerechnet 625 Millionen Euro um und hat etwa acht Millionen Mitglieder. Der US-Club ist damit etwas größer als BMG Direct und ist im Vergleich zu der Bertelsmann-Tochter stärker im Verkauf von DVDs.

Bertelsmann-Vorstand Ewald Walgenbach erwartet von der Übernahme „deutliche Effizienzgewinne“. Mit BMG Direct und Columbia House würden zwei profitable Unternehmen zusammengeführt. Das neue Unternehmen soll vom bisherigen Chef der Bertelsmann-Tochter, Stuart Goldfarb, geführt werden.

Die Übernahme zeigt, wie entschieden Bertelsmann unter Vorstandschef Gunter Thielen die Wiederbelebung des seit einem Jahrzehnt dahindümpelnden US-Clubgeschäfts vorantreibt, das sich nur schwer gegen Internet- und Massenanbieter wie Wal-Mart behaupten kann. Das Geschäft wird deshalb bei Bertelsmann auch als Zeichen der Zuversicht für das häufig als „Sorgenkind“ des Konzerns bezeichnete Buchclub-Geschäft gewertet.

Sowohl bei den Buch- als auch bei den Musikclubs gehen die Mitglieder- und Umsatzzahlen seit einem Jahrzehnt zurück. Das Problem des Geschäftsmodells ist die Mitgliedschaft. Hierzu sind Käufer von Büchern und Musik immer weniger bereit. Columbia House zum Beispiel bietet neuen Mitgliedern fünf DVDs für 49 Cents, allerdings müssen die Mitglieder dann während der folgenden zwei Jahre weitere fünf DVDs zum regulären Preis erwerben.

Um gegen den Mitgliederrückgang zu steuern, hat Columbia House während der letzten Jahre den Handel mit DVDs ausgebaut. Diese sind inzwischen die Hauptumsatzbringer geworden. Doch liegt der Umsatz heute fast ein Drittel niedriger als 2001. Die früheren Eigentümer von Columbia House, die Mediengiganten Sony und Time Warner, hatten nicht mehr daran geglaubt, dass der rückläufige Trend umkehrbar ist und 2002 die Mehrheit ihrer Anteile für 410 Millionen Dollar an die Blackstone Group verkauft. Bertelsmann dagegen betonte stets, dass ein Verkauf der Clubs nie in Frage komme. wsj/HB

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