zum Hauptinhalt
Der Unternehmer Ahmet Ucar wiegt in seinem Laden in Berlin Nüsse ab.

© dpa

Update

Bertelsmann Stiftung: Studie: Unternehmer mit Migrationshintergrund sind Jobmotor

Migranten schaffen Millionen von Jobs in Deutschland - und das längst nicht mehr nur in der Dönerbude. Davon können auch Flüchtlinge profitieren.

Zuwanderer haben in den vergangenen zehn Jahren Millionen von Stellen in Deutschland geschaffen. Die Zahl der Unternehmer mit Migrationsgeschichte stieg von 2005 bis 2014 um ein Viertel auf 709000 Personen, wie aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht. Das sei bemerkenswert, weil der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund an der Bevölkerung im selben Zeitraum nur um knapp neun Prozent gewachsen sei.

Die Zahl der Arbeitsplätze, die durch Selbständige mit Migrationshintergrund geschaffen wurden, sind von 947000 auf 1,3 Millionen Stellen gestiegen. Vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Berlin. „Unternehmer mit ausländischen Wurzeln sind ein Jobmotor für Deutschland“, sagt Aart De Geus, Chef der Stiftung.

Nicht nur Dönerbuden

Wer an Migranten-Ökonomie in Deutschland denke, habe oft das Bild vom Dönerverkäufer oder Asia-Gemüsehändler im Kopf. „Die Daten zeigen, dass wir uns mehr und mehr von diesen Klischees verabschieden können“, sagt Studienleiter Armando Garcia Schmidt. Der traditionell hohe Anteil der Selbständigen mit ausländischen Wurzeln im Handel- oder Gastgewerbe sei im Vergleich zu 2005 um zehn Prozent zurückgegangen und lag 2014 bei 28 Prozent. Fast die Hälfte war in anderen Dienstleistungsbranchen tätig. Jeder Fünfte arbeitete in der Baubranche oder im verarbeitenden Gewerbe. „Das geht vom Steuerberater, über den Start-up-Gründer bis hin zum erfolgreichen Maschinenbauer“, sagte Garcia Schmidt.

Als Unternehmer würden Migranten im Schnitt mit 2167 Euro netto im Monat 40 Prozent mehr verdienen als Angestellte mit Migrationshintergrund. Trotzdem bekommen Zuwanderer im Schnitt ein rund 30 Prozent niedriges Einkommen als Menschen ohne Zuwanderer-Geschichte. Ein Grund dafür sei das durchschnittlich niedrigere Bildungsniveau. Hinzu kommt, dass der Anteil von Gründern, die zuvor arbeitslos waren, bei Migranten höher ist als üblich. Sie geben häufiger an, gar keine Alternativen zur Selbstständigkeit zu haben, weil die Arbeitsmarktsituation für sie so schwierig ist. Fachleute sprechen von „Notgründungen“.

Chancen für Geflüchtete

Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) glaubt, dass Geflüchtete von den Selbstständigen mit Zuwanderergeschichte profitieren könnten: „Die meisten Flüchtlinge finden ihren ersten Job eben nicht bei einem deutschen Mittelständler und stehen, wie es gern in der Öffentlichkeit vermittelt wird, im Blaumann an der blank geputzten Fräsmaschine.“

Im Gegenteil: Studien über Karrieren früherer Flüchtlinge zeigten, dass über 60 Prozent ihren ersten Job über Familie, Verwandte und Freunde gefunden hätten. Nicht selten in kleineren und mittleren Unternehmen, in denen Migranten ihre Arbeitgeber waren. Eine andere Möglichkeit ist, dass auch die Geflüchteten sich selbstständig machen. mit dpa

Zur Startseite