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Das perlt. Der Bierabsatz stieg 2014 um eine Million Hektoliter.

© Ralf Hirschberger/dpa

Getränke-Branche: Biertrinker beenden die Durststrecke

Heimische Brauer haben 2014 erstmals seit Jahren mehr abgesetzt. Gründe waren das Wetter und die WM.

Die Durststrecke für die deutschen Brauer ist vorerst vorbei: 2014 haben sie erstmals seit acht Jahren wieder mehr Bier als im Vorjahr gebraut und verkauft. Als mögliche Gründe dafür führt der Brauerbund das stabile Konsumklima, den kurzen Winter und das warme Wetter im Frühjahr und Frühsommer an. Und dann war da ja schließlich auch noch der WM-Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft.

Laut der am Freitag veröffentlichten Statistik zur Biersteuer auf alkoholhaltige Sorten ist die Gesamtmenge um eine runde Million auf 95,6 Millionen Hektoliter angewachsen. Zu diesem Plus von etwa einem Prozent hat der Export mit 4,4 Prozent Zuwachs deutlich stärker beigetragen als der Bierdurst der Deutschen im Inland. Aber auch hier legte die Menge nach sieben rückläufigen Jahren erstmals wieder zu, wenn auch nur um 0,4 Prozent. Zudem sorgten Preiserhöhungen für steigende Umsätze der Brauereien, die zusätzlich noch rund fünf Millionen Hektoliter „alkoholfreies“ Bier ans Volk brachten.

Deutsche Biere in China und den USA beliebt

Auch der Fußball mit der erfolgreichen Weltmeisterschaft in Brasilien trug seinen Teil bei – statistisch ist das aber nur zu erahnen. „So eine WM schafft Gelegenheiten, im geselligen Umfeld Bier zu trinken. Mehr aber nicht“, sagt ein Brauerbund-Sprecher. Die Fußball-Marketingaktionen der einzelnen Hersteller schaffen nach seiner Einschätzung keinen zusätzlichen Konsum, sondern festigen nur den jeweiligen Marktanteil.

Genauer lassen sich die Auswirkungen des nach zwei Dürrejahren wieder steigenden Exportanteils ablesen. „Besonders in China und den USA werden deutsche Biere immer beliebter“, frohlockt der Brauerbund angesichts eines Exportzuwachses in Nicht-EU-Länder von 12,8 Prozent. Mit weitem Abstand bleibt Deutschland der größte Bierproduzent in Europa vor Polen und Großbritannien.

Doch in der Branche herrscht nicht überall eitel Sonnenschein: Nach einer Jahresaufstellung des Getränke-Fachmagazins „Inside“ haben die drei größten deutschen Brauer, Oettinger, Krombacher und Bitburger, trotz des kleinen Booms Mengen verloren. Auch andere „Fernseh-Biere“ wie Hasseröder oder Warsteiner leiden.

Zudem hat Nordrhein-Westfalen seinen Rang als Deutschlands Bierland Nummer eins an Bayern verloren. Die bayerischen Brauereien waren insbesondere bei der Ausfuhr ihrer Produkte erfolgreich. Inzwischen wird jede fünfte in Bayern gebraute Maß im Ausland getrunken. Die Bayern überholten mit einem Anteil am Gesamtmarkt von 24,2 Prozent erstmals die Konkurrenz von Rhein und Ruhr, deren Anteil auf 23,2 Prozent zurückging.

Eine Erklärung gibt es immerhin für den rätselhaften Mengenverlust von mehr als einer Million Hektoliter Bier in der Steuerstatistik für Nordrhein-Westfalen. Der belgische Brauer Martens hat dem Fachmagazin „Inside“ bestätigt, dass er sein an Aldi geliefertes Bier in PET-Flaschen nicht mehr in NRW, sondern im Steuergebiet Rheinland-Pfalz/Saarland anmeldet. Das Steuerlager könne der Importeur frei wählen, erläutert „Inside“-Experte Niklas Other. (dpa)

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