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Wirtschaft: Billiger telefonieren

Handykunden zahlen beim Telefonieren im Ausland hohe Aufschläge. Doch Brüssel verspricht rasche Hilfe

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Am Wochenende wird in Berlin der 50. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge gefeiert, die als Gründungsdokument der Europäischen Union gelten. Brüssel steht für überbordende Bürokratie, aber auch für Errungenschaften: Welche das sind und wie sie den fast 500 Millionen EU-Bewohnern nützen, stellt der Tagesspiegel in einer Serie vor.

Fass dich kurz! Das hat jeder Mobilfunkkunde im Hinterkopf, wenn er sein Handy auf Reisen im Ausland nutzt. Das ist nämlich so teuer, dass der hohe Preis auch den EU-Politikern aufgefallen ist. Die Preise müssen runter, sagt darum Viviane Reding, EU-Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien. Was die Unternehmen freiwillig taten, war ihr zu wenig. Jetzt will sie Preissenkungen um bis zu 70 Prozent verordnen. Dafür hat sie am Rande der Computermesse Cebit auch die Zustimmung der 27 EU-Fachminister erhalten.

Roaming heißt der Tarif, den ein Handykunde zahlen muss, wenn er im Ausland ein fremdes Mobilfunknetz benutzt. Der Tarif setzt sich in der Regel zusammen aus dem Preis, den die ausländische Mobilfunkfirma vom deutschen Netzbetreiber für die Netznutzung verlangt, plus einem Aufschlag von der deutschen Firma.

EU-Kommissarin Reding hat dazu eine eigene Informationsseite im Internet eingerichtet. In einer Tabelle kann ein deutscher T-Mobile-Kunde dort zum Beispiel ablesen, dass ihn ein vierminütiger Anruf von Paris nach Berlin bis zu 5,12 Euro kosten kann. Nach den Plänen der EU-Kommissarin sollen Verbraucher je Minute künftig maximal 50 Cent plus Mehrwertsteuer für Gespräche zahlen, die sie im Ausland tätigen. Telefonate, die sie dort empfangen, sollen maximal 25 Cent kosten.

Für Verbraucher bedeutet das auch mehr Transparenz, denn bisher variieren die Preise nicht nur von Land zu Land, sondern dort auch noch von Netzbetreiber zu Netzbetreiber. Die setzen nach Angaben aus Brüssel in Europa jährlich 8,5 Milliarden Euro mit Roaming um. Setzt man ein gleichbleibendes Gesprächsvolumen voraus, würden durch die Regulierung fünf Milliarden davon wegfallen.

Die deutschen Unternehmen ärgern sich jetzt darüber, dass EU-Kommissarin Reding nicht nur ihre Einkaufspreise regulieren will, sondern auch die Endkundenpreise. Damit ist der Wettbewerb vollkommen ausgeschlossen, kritisieren sie. Die neuen Regeln sollen bereits im Juni beschlossen werden. Damit – so wünscht es sich EU-Kommissarin Reding – die Verbraucher noch in diesem Sommer für ihre Urlaubstelefonate weniger zahlen.

Die EU-Seite zum Thema Roaming:

http://ec.europa.eu/information_society/activities/roaming/index_de.htm

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