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Wirtschaft: Börse tut sich schwer mit Mittelständlern

Investoren setzen auf große Unternehmen

Frankfurt am Main - Der Knoten ist geplatzt: Nach mehreren Absagen im vergangenen Jahr haben in den letzten Wochen auch in Deutschland mehrere Firmen den Sprung auf das Börsenparkett geschafft. Doch gerade der seit Jahren schwach kapitalisierte Mittelstand droht dabei auf der Strecke zu bleiben. Mangels Interesse der Anleger ist das Initial Public Offering (IPO) für kleine und mittelgroße Firmen noch immer kaum eine realistische Option.

„Das Problem, wie man dem Mittelstand einen Zugang zur Börse verschafft, ist ungelöst und kann einem Kopfschmerzen bereiten“, sagt Andreas Zanner, IPO-Experte bei der Wirtschaftssozietät CMS Hasche Sigle. Sogenannten Small- und Midcaps falle der Gang an die Börse nach wie vor extrem schwer: „Rein volkswirtschaftlich betrachtet ist das bedenklich.“ Stephan Leithner, der weltweit für die Kundenbetreuung im Investment-Banking der Deutschen Bank mitverantwortlich ist, rechnet vorerst auch mit wenig Besserung. „Obwohl es in Deutschland erfolgreiche Börsengänge von mittelständischen Unternehmen gegeben hat, werden aus unserer Sicht im laufenden Jahr nicht sehr viele Mittelständler den Weg an die Börse in Angriff nehmen“, prognostiziert der Manager.

Tatsächlich haben mit Brenntag, Kabel Deutschland und Tom Tailor zuletzt Firmen die Erstnotiz gewagt, die aus den Portfolios von Finanzinvestoren stammen. Nur bei Joyou war dies nicht der Fall. Doch als chinesischer Armaturenhersteller ist das Unternehmen ohnehin ein Exot – von deutschem Mittelstand keine Spur. Kabel Deutschland und der Chemikalienhändler Brenntag verfügen zudem über ein Emissionsvolumen, das den Vergleich zu Großkonzernen nahe legt. Mit der Immobilienfirma GSW aus Berlin steht wieder ein Börsenaspirant am Start, der sich in den Händen von Private-Equity- Fonds befindet. Dabei gäbe es auch im Mittelstand großen Bedarf an Eigenmitteln. Jede dritte deutsche Firma arbeitet nach Berechnungen der Kreditauskunftei Creditreform mit einer Eigenkapitalquote, die unter der als kritisch gesehenen Grenze von zehn Prozent liegt.

Doch Investoren interessieren sich kaum noch für kleine Unternehmen. „Börsengänge müssen eine Größe von mehreren hundert Million Euro haben, sonst laufen sie nicht“, sagt Hugh Sullivan, Deutschlandchef der Bank of America Merrill Lynch. „Die Investoren fordern in Zeiten nach der Krise liquide Aktien, bei denen sie problemlos ein- und aussteigen können.“ rob/hgn (HB)

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