zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Börsen erholen sich nach US-Jobdaten

Niedrigere Arbeitslosenquote überrascht/Intel belastet Technologie-Werte

Berlin Erst die überraschend positiv ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten brachten am Freitag Bewegung in den Aktienmarkt. Erleichterung machte sich breit. Nachdem sich der Dax bei dünnen Umsätzen bis zum frühen Nachmittag kaum bewegt hatte, zog das Börsenbarometer nach der Veröffentlichung der US-Zahlen an. Zum Handelsschluss notierte der Dax bei 3867 Punkten, ein Plus von 0,87 Prozent. Allerdings gerieten Technologiewerte unter Druck – und auch die US-Börsen tendierten am Abend schwächer.

Dabei hat sich die Lage am US-Arbeitsmarkt im August deutlich gebessert. Die Zahl der Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft erhöhte sich um 144000, wie das US-Arbeitsministerium am Freitag mitteilte. Analysten hatten nach dem unerwartet geringen Stellenzuwachs im Juli zwar mit einem etwas kräftigeren Plus von 150000 gerechnet. Allerdings revidierte das Ministerium das Stellenplus für Juni und Juli insgesamt um 59000 Stellen nach oben. Die Arbeitslosenquote fiel im August überraschend von 5,5 Prozent auf 5,4 Prozent – den niedrigsten Stand seit Oktober 2001.

Zuvor hatte die jüngste Quartalsprognose des Chipherstellers Intel dem Markt einen argen Dämpfer gegeben und vor allem die Kurse der Technologiewerte gedrückt. So verloren die Papiere des Halbleiterproduzenten Infineon gut fünf Prozent. Intel hatte am späten Donnerstagabend seine Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Quartal nach unten korrigiert. Die Einnahmen für die drei Monate von Ende Juni bis Ende September werden sich voraussichtlich auf 8,3 bis 8,6 Milliarden Dollar belaufen, gab Intel bekannt. Zuvor waren bis zu 9,2 Milliarden Dollar erwartet worden. „Die Nachfrage blieb weltweit hinter den Erwartungen zurück“, sagte Intel-Finanzchef Andy Bryant. Vor allem Endverbraucher hielten sich nach Angaben von Bryant mit ihren Ausgaben zurück. Intel stellt neben Prozessoren für Computer auch Chips für Handys und andere Elektrogeräte her. Intel hatte gehofft, durch Preissenkungen in den vergangenen Wochen die Nachfrage anzukurbeln. Nach den Worten von Bryant erfüllte sich die Hoffnung nicht.

Die Prognose von Intel überraschte um so mehr, als erst vor wenigen Tagen der US-Branchenverband SIA über einen steigenden weltweiten Absatz von Halbleitern berichtet hatte. Im Juli habe das Plus 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat betragen. Nach Ansicht von Branchenexperten könne es aber mit dem Boom bald vorbei sein. Während Firmenkunden die Modernisierung veralteteter Computersysteme vorantreiben, sorgen sich die Verbraucher in den USA trotz der aktuell positiven Arbeitsmarktzahlen um die weitere wirtschaftliche Entwicklung.

Analysten beurteilten die Auswirkungen auf die deutschen Märkte unterschiedlich. Simon Scholes, Analyst bei der Bankgesellschaft Berlin, warnte vor einer Überbewertung der Intel-Zahlen. Zwar sei Intel ein sehr wichtiger Wert im Technologiebereich, letztlich aber in einem ganz anderen Geschäftsfeld tätig als die deutschen Konzerne SAP und Infineon. Beide Werte dürften sich deshalb bald wieder erholen. Die Bankgesellschaft hat SAP auf „kaufen“ und Infineon auf „akkumulieren“ (eine etwas schwächere Empfehlung) gesetzt. Hans Jacob, Analyst beim Bankhaus Löbbecke, ist nicht ganz so zuversichtlich. Für ihn ist Intel ein Frühindikator, der nun eindeutig in eine negative Richtung zeigt. Zwar könnte der Gesamtmarkt zunächst noch etwas zulegen, die Korrektur sei aber noch nicht abgeschlossen, sagt er. Er sieht den Dax bis auf 3300 Punkte abrutschen. dr/msh

-

Zur Startseite