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Wirtschaft: Bremse für den Wettbewerb im Ortsnetz

BERLIN .Wann geht es endlich los mit dem Wettbewerb im Ortsnetz?

BERLIN .Wann geht es endlich los mit dem Wettbewerb im Ortsnetz? Anfang Februar sollte der Startschuß fallen.Doch die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post traf eine Entscheidung, die den Konkurrenten der Deutschen Telekom gar nicht schmeckte.Wer seinen Kunden Vollanschlüsse bieten und Ortsgespräche günstig anbieten will, muß entweder selbst Kabel bis zu seinen Kunden legen oder die vorhandenen Leitungen der Telekom mieten.Dafür darf der Ex-Monopolist jetzt eine monatliche Miete von 25,40 DM verlangen, so die Entscheidung der Regulierungsbehörde.Die Wettbewerber hatten einen Preis von unter 20 DM für angemessen gehalten.

"Wir klagen gegen die Entscheidung", sagt Arcor-Sprecher Michael Peter.Auch die Kartellbehörden in Berlin und Brüssel sollen sich mit dem Thema befassen.Arcor wirft dem Ex-Monopolisten Mißbrauch der marktbeherrschenden Stellung vor, weil sie ihren Endkunden für den Anschluß nur 21,39 DM (ohne Mehrwertsteuer) monatlich in Rechnung stellt und damit weniger als ihren Wettbewerbern.

Vollanschlüsse bietet Arcor bisher nur in Stuttgart an, mit mittlerweile gutem Erfolg, wie Peter sagt.In diesem Jahr sollten 20 weitere Städte hinzukommen.Nach der Entscheidung der Regulierungsbehörde hat Arcor seine Pläne jedoch revidiert.Jetzt stehen nur noch zehn Städte auf der Liste für 1999."Wir wollen circa zwölf Millionen Anschlüsse erreichen können", sagt Peter.Noch im Frühsommer will Arcor Berliner Haushalte an sein Netz anschließen.Angeboten werden allerdings nur ISDN-Komfortanschlüsse mit freiem Zugang zum Internet.Fürs Surfen im Netz fallen dann nur noch die Telefonkosten an: 15 Pfennig pro Minute in der Hauptzeit und neun Pfennig in der Nebenzeit.Der Komfortanschluß kostet dann 44,90 DM im Monat.Die Telekom verlangt für einen ISDN-Komfortanschluß immerhin 51,44 DM - ohne Internetzugang.

Auch bei Otelo hieß es erst mal, die Ausbaupläne werden gebremst.Ursprünglich wollte die Düsseldorfer Telefongesellschft vom 1.März an zunächst im Ortsnetz Essen Ortsgespräche anbieten.Jetzt wird sie ihr Angebot vornehmlich an Geschäftskunden richten."Was die Telekom verlangt, liegt deutlich über dem, was wir für angemessen halten, sagt Otelo-Sprecher Thomas Rompczyk.Auch bei Viag Interkom haben sich die Pläne für die Zukunft leicht verändert.Hier will man sich von den Festnetzlösungen und damit von der Telekom unabhängig machen, sagt Sprecherin Edith Rayner.Viag Interkom favorisiert jetzt die Variante, Endkunden über Richtfunk ans Netz anzuschließen.Außerdem plant die Münchner Telefongesellschaft den Anschluß im Haus und den Mobilfunk zu verknüpfen durch die Schaffung einer Homezone.Telefoniert der Viag Interkom Mobilfunk-Kunde von zuhause aus, dann gelten für diese Gespräche dem Festnetz ähnliche Konditionen; verläßt er das Haus, gelten die Mobilfunktarife.Getestet wird die neue Technik in Berlin."Im Laufe des Sommers werden wir damit auf den Markt kommen", sagt Rayner.

Bei dem kleineren Anbieter ACC ist man froh, daß die Preise nun endlich feststehen."Die Planungssicherheit ist das wichtigste", sagt Sprecher Rüdiger Kohtz."Wenigstens haben wir jetzt eine Entscheidung, auch wenn die diesmal in die falsche Richtung ging." Bei den Tarifen werde es allerdings schwierig, konkurrenzfähige Angebote zu machen, für Privatkunden lohne es sich jetzt nicht mehr."Da müßten wir einen Kunden schon zehn Jahre lang behalten," sagt Kohtz.

Im zweiten Halbjahr diesen Jahres startet die Berliner Telefongesellschaft BerliKomm mit Vollanschlüssen für Privatkunden.Den Preis für den Anschluß wird BerliKomm erst kurz vorher bekanntgeben, sagt Geschäftsführer Joachim Knolle."Wir werden sehr viel Wert darauf legen, daß unsere Tarife nachvollziehbar und transparent sind, so daß der Kunde genau weiß, was für Kosten auf ihn zukommen." Zu einem späteren Zeitpunkt will BerliKomm Telefongespräche nicht mehr nach Minuten abrechnen, sondern monatliche Pauschalen anbieten, für die man unbegrenzt telefonieren kann.Bis zum Ende des Jahres 2005 will die Tochter der Berliner Wasserbetriebe das eigene Netz flächendeckend ausgebaut haben.

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