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Wirtschaft: Brennstoffzellen: Teures Öl macht die Energie-Alternative attraktiv

Ein Auto muss keine Abgasschleuder sein. Auf Japans Straßen verkehren seit vergangener Woche Fahrzeuge, die mit Brennstoffzellen betrieben werden.

Ein Auto muss keine Abgasschleuder sein. Auf Japans Straßen verkehren seit vergangener Woche Fahrzeuge, die mit Brennstoffzellen betrieben werden. Brennstoffzellen wandeln Wasserstoff in Strom um, der wiederum Elektromotoren antreibt. Statt Abgase bläst der Motor Wasserdampf in die Luft. Die Mini-Kraftwerke können Autos antreiben oder das Eigenheim beheizen. Sie könnten künftig auch Batterien in Laptops und Mobiltelefonen ersetzen. Wachstumsperspektiven also, die auch für Anleger und Investoren interessant sind.

"Im Gegensatz zu Wind und Solarenergie ist das Geschäft mit der Brennstoffzelle aber noch hoch spekulativ", warnt Helene Korczok-Nestorov, die den Investmentfonds Focus Umwelttechnologie beim Vermögensverwalter Invesco verwaltet. "Es ist nicht sicher, ob sich die Technik am Markt durchsetzt", sagt sie.

Gewinne sind noch Zukunftsmusik. Fondsmanager empfehlen daher, nicht nur auf Brennstoffzellen, sondern auch auf andere alternative Energien zu setzen. Immerhin, es gibt bereits weit entwickelte Prototypen: So hat Daimler-Chrysler eine ganze Fahrzeugpalette zur Prototypenreife gebracht. Die Schweizer Sulzer Hexis kündigte im November 2000 an, in diesem Jahr eine Hochtemperatur-Brennstoffzelle für Einfamilienhäuser auf den Markt zu bringen. Und der Remscheider Heizkesselhersteller Vaillant kündigte für 2003 ein Kleinkraftwerk für den heimischen Keller an. "Brennstoffzellen sind heute noch zu teuer. Viele Unternehmen machen noch keine Gewinne und beginnen erst in drei bis fünf Jahren mit der Massenfertigung. Bekommen die Unternehmen die Kosten in den Griff, ist die Brennstoffzellentechnik ein Markt mit glänzenden Zukunftsaussichten", sagt Fondsmanagerin Korczok-Nestorov. Als die Automobilindustrie 1999 weit entwickelte Prototypen vorstellte, verfünffachte sich der Kurs des Marktführers unter den Brennstoffzellen-Herstellern, Ballard Power, der eng mit Daimler-Chrysler kooperiert. Im vergangenen Jahr heizten der hohe Ölpreis und die Energiekrise in Kalifornien den Appetit der institutionellen Investoren an.

"Die Zahl der börsennotierten Unternehmen ist noch beschränkt. Also kommt viel Geld auf wenig Unternehmen", sagt John Dean, Analyst bei UBS Warburg. Das mache die Werte zwar sehr volatil, sie blieben langfristig aber gute Investitionen. Der Absturz der Technologiewerte hat auch die Kurse dieser Unternehmen zurechtgestutzt. "Die meisten börsennotierten Firmen stammen aus Nordamerika", sagt Dean. Auch in Europa gebe es Firmen, die über hochentwickelte Technologien verfügen. Viele von ihnen seien jedoch in Familienbesitz oder gehörten zu großen Konzernen wie Sulzer Hexis.

Das bekannteste Unternehmen der Branche ist Ballard Power. Daimler-Chrysler besitzt 20 Prozent der Anteile des kanadischen Unternehmens. "Neben der Technologie überzeugt uns das Geschäftsmodell, weil Ballard auf ganz unterschiedlichen Feldern mitspielt: Bei stationären Kraftwerken, Antrieben für Fahrzeuge und Anwendungen für Laptop und Mobiltelefon. Außerdem ist das Unternehmen in ein starkes Netzwerk eingebunden", sagt Dean. Auch Merrill Lynch empfiehlt Ballard zum Kauf. "Wenige Unternehmen können so viel Erfahrung in der Praxis sammeln wie Ballard", begründet das die Investmentbank in Anspielung die Kooperation mit wichtigen Automobilherstellern.

Interessant ist aus Sicht von Dean auch Fuel Cell Energy, die sich auf stationäre Stationen konzentriert. Diese gelangen voraussichtlich früher zu Marktreife. "Wir hoffen, dass die Margen höher sein werden als bei den Anwendungen für die Automobilindustrie", sagt Dean. Aus Sicht von Erich Hein, Fondsmanager des BfG Luxinvest Ökolux, ist die Aktie derzeit aber zu teuer: "Da haben wir im Fonds Gewinne mitgenommen."

Neben den Herstellern lohnt auch ein Blick auf die Zulieferer. Hydrogenics, Stuart Energy und Proton Energy produzieren Wasserstoff oder verkaufen Geräte, mit denen man künftig Treibstoff für Brennstoffzellen herstellt. "Von den drei Unternehmen gefällt uns Stuart Energy am besten. Die Firma gibt es seit 1948, was zeigt, dass sie am Markt bestehen kann. Bei einem Firmenbesuch hat auch Hydrogenics einen guten Eindruck hinterlassen. Sie verkaufen Teststationen, mit denen Brennstoffzellen genormt werden können", sagt Christoph Butz vom Bankhaus Sarasin.

Ein wichtiger deutscher Zulieferer ist SGL Carbon. Das Unternehmen liefert Membrane für Brennstoffzellen. "Die Aktie ist nicht gerade billig. Aber setzt sich die Brennstoffzelle durch, kommt da sicher zusätzlich Phantasie rein", sagt Hein.

yo

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