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Wirtschaft: Britischer Investor kauft Jil Sander

Prada verkauft das Modeunternehmen nach gut sechs Jahren. CCP will nun wieder in die Marke investieren

Berlin - Das Modeunternehmen Jil Sander wechselt erneut den Besitzer: Der italienische Luxusgüterkonzern Prada verkauft die Firma an den britischen Finanzinvestor Change Capital Partners (CCP). Über den Kaufpreis machten beide Seiten keine Angaben. „Wir werden wieder in die Marke Jil Sander investieren“, sagte CCP-Partner Stephan Lobmeyr im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Wir glauben, dass die Restrukturierung des Unternehmens nun abgeschlossen ist und dass Jil Sander in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen schreibt.“ CCP kaufe dabei nicht nur die Marke, sondern die ganze Firma, und auch das „ausgezeichnete Management-Team wird bleiben“. CCP werde vor allem in den Vertrieb investieren und weltweit neue Läden aufbauen. Um welche Summe es sich dabei handelt, sagte Lobmeyr jedoch nicht.

Die Designerin Jil Sander selbst hat mit dem Unternehmen Jil Sander inzwischen nichts mehr zu tun. Die Hamburgerin hatte das Unternehmen 1975 gegründet. Sie war die einzige deutsche Designerin, die mit ihrer Mode weltberühmt wurde – für den edlen, kühlen, reduzierten Stil. Jil Sander stand für Qualität und Mode „pur“. 1989 brachte die Designerin die Jil Sander AG an die Börse. Das Kapital nutzte sie für die Expansion nach Amerika und Asien. Doch der Kapitalbedarf wuchs weiter: Im September 1999 verkaufte Jil Sander die Aktienmehrheit und ihren guten Namen an den italienischen Luxusgüterkonzern Prada. Doch es kam immer wieder zum Streit mit Prada-Chef Patrizio Bertelli. Anfang 2000 verließ Sander die Modebranche im Zorn und kehrte im Frühjahr 2003 nur für ein kurzes Zwischenspiel zurück.

Unter Vorstandschef Gian Giacomo Ferraris hat das Hamburger Unternehmen einen rigiden Sparkurs eingeschlagen, um nach fünf Jahren wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen in Hamburg noch 40 Mitarbeiter in Design- und Produktentwicklung sowie Verwaltung. Mit den Beschäftigten in den Läden sind es deutschlandweit noch etwa 100 Beschäftigte. Die Produktion ist im vergangenen Jahr vollständig nach Italien verlagert worden. Das einzige deutsche Werk in Ellerau mit 124 Beschäftigten wurde 2005 geschlossen.

Im laufenden Jahr, so kündigte Prada nun an, werde das Unternehmen im operativen Geschäft wieder die Gewinnzone erreichen. Der Umsatz werde auf mehr als 140 Millionen Euro steigen. 2005 hat Jil Sander laut Lobmeyr rund 135 Millionen Euro umgesetzt und einen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe ausgewiesen. Endgültige Zahlen für das vergangene Jahr liegen noch nicht vor.

Seit Sommer vergangenen Jahres hat Jil Sander einen neuen Kreativchef. Der Belgier Raf Simons präsentierte gerade in Mailand seine neuen Kollektionen. Simons orientierte sich dabei am Ursprung des Jil-Sander-Stils, am Weglassen alles Überflüssigen. Die Entscheidung für Simons nannte Lobmeyr „die beste Wahl“. Mit CCP werde das Unternehmen nun wieder auf Expansionskurs gehen. Bei CCP gebe es sehr viel Wissen, eine Marke wie Jil Sander erfolgreich zu führen. Change Capital Partners mit Sitz in London ist ein auf Markenartikel und Einzelhandel spezialisierter Investmentfonds. Er wurde 2003 vom Verwaltungsratspräsidenten des französischen Handelskonzerns Carrefour und Ex-Chef des britischen Einzelhandelskonzerns Marks & Spencer, Luc Vandevelde, gegründet. Zuletzt stieg CCP beim britischen Textilhändler Republic ein.

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