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Wirtschaft: Charles James: Neuer US-Kartellamtschef gilt als Microsoft-freundlich

Nach dem Machtwechsel in den USA hat die Regierung von US-Präsident George W. Bush einen als Microsoft-freundlich geltenden Juristen an die Spitze der Kartellbehörde gesetzt.

Nach dem Machtwechsel in den USA hat die Regierung von US-Präsident George W. Bush einen als Microsoft-freundlich geltenden Juristen an die Spitze der Kartellbehörde gesetzt. US-Justizminister John Ashcroft berief am Donnerstag den Anwalt Charles James auf den Posten.

Der 46-Jährige war bereits in den 90er Jahren vorübergehend Chef der zum Ministerium zählenden Kartellbehörde gewesen. Er hatte sich im April im US-Fernsehsender CNBC gegen die Zerschlagung von Microsoft in dem spektakulären Kartellverfahren ausgesprochen. Unterdessen beschäftigen sich nach der US-Justiz nun auch die kanadischen Kartellbehörden in einem neuen Fall mit Microsoft. Dabei sollten mögliche Einwände gegen den Einstieg des Konzerns bei seinem kanadischen Konkurrenten Corel geprüft werden, sagte Behördensprecherin Julie Hebert in Toronto. Microsoft hatte im Oktober des vergangenen Jahres in Corel 135 Millionen Dollar ivestiert. Corel ist vor allem durch das Textprogramm Word-Perfect und die Grafiksoftware Corel Draw bekannt geworden und auf die Anwendung des Betriebssystems Linux spezialisiert.

James hatte im April argumentiert, die Verbraucher hätten von der durch Microsoft geschaffenen einheitlichen Software-Plattform profitiert. Eine Zerschlagung des Konzerns von Bill Gates würde diese gemeinsame Plattform zusammenbrechen lassen, warnte er. Sein Vorgänger Joel Klein hatte als erbitterter Kartell-Gegner die Zerschlagung in erster Instanz durchgesetzt: US-Bundesrichter Thomas Jackson verurteilte Microsoft im April wegen Monopolmissbrauchs und anderer Verstöße gegen die Kartellgesetze und ordnete im Juni die Aufpaltung an. Ein Teilkonzern soll demnach künftig nur noch für die Betriebsysteme der Windows-Familie zuständig sein, der andere für Anwendungen wie das Büro-Softwarepaket Microsoft Office und das Navigationsprogramm Internet Explorer. Der Fall wird am 26. und 27. Februar vor einem Berufungsgericht verhandelt; das Verfahren könnte bis Juni dauern.

"Charles hat enorm viel Erfahrung mit Kartellverstößen und im Regierungsdienst", erklärte der neue US-Justizminister Ashcroft. Durch seine frühere Führungserfahrung und sein umfassendes Fachwissen sei James die beste Wahl, um die Kartellbehörde in der jetzigen globalen Wirtschaft zu steuern.

Der neue Chef arbeitete zuletzt in der Washingtoner Niederlassung der Anwaltskanzlei Jones, Day, Reavis and Pogue als Experte für Kartellrechtsverstöße. Von 1979 bis 1985 war er bereits in einer anderen wichtigen Aufsichtsbehörde tätig, der für Handelsverstöße zuständigen Federal Trade Commission (FTC). In der Regierungszeit von Bushs Vater George Bush war James von 1991 bis 1993 als ranghoher Beamter in der obersten Kartellbehörde.

Klein hatte im September kurz vor den US-Präsidentschaftswahlen sein Amt aufgegeben. Im Januar machte der deutsche Medienkonzern Bertelsmann ihn zum Chef der US-Tochterfirma Bertelmann und Berater von Konzernchef Thomas Middelhoff. Vor seiner Tätigkeit in der US-Regierung hatte er 20 Jahre lang als Anwalt in Washington gearbeitet.

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