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Wirtschaft: China öffnet sich weiter

Reformpläne der Kommunistischen Partei begünstigen deutsche Unternehmen, sagen Experten. Gefragt sind Investitionen vor Ort.

Berlin/Peking - Die deutsche Wirtschaft und Ökonomen begrüßen die von der Kommunistischen Partei vorgestellten Reformen in China. „Das sind mutige Schritte nach vorn“, sagte der China-Experte der Frankfurt School of Finance, Horst Löchel, am Freitag. Ähnlich sieht das der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). „Das stärkt den Konsum als drittes Standbein der Wirtschaft neben Investitionen und Exporten“, sagte der Leiter des Referats Asien-Pazifik, Benjamin Leipold. „Für die deutschen Unternehmen tun sich damit auch neue Geschäftschancen auf. ,Made in Germany’ gilt in China als Statussymbol.“

Die Partei hatte beispielsweise den Ausbau der Sozialleistungen angekündigt. „Das stärkt am Ende den privaten Konsum und sorgt auch für politische Stabilität“, sagte DIHK-Experte Leipold. „Bislang mussten die Chinesen ihr Geld sparen, um vorzusorgen – das stand dann für den Konsum nicht mehr zur Verfügung.“ Dazu passe die Lockerung der Ein-Kind- Politik wegen der demografischen Entwicklung in der Volksrepublik. „Wer Sozialleistungen finanzieren will, braucht dazu Beitragszahler“, sagte der Experte.

Auch Horst Löchel sieht in den Veränderungen neue Chancen für die deutsche Wirtschaft. „Für Deutschland ist es gut, wenn in China mehr konsumiert wird“, sagte der Professor für Volkswirtschaftslehre. „Das dürfte künftig die Nachfrage nach deutschen Exportgütern ankurbeln.“ Allerdings liefere Deutschland bisher vor allem Maschinen und chemische Produkte in die Volksrepublik, bei Konsumgütern seien die Exporteure nicht ganz so breit aufgestellt. „Es kommt jetzt darauf an, direkt in China zu investieren – auch um die Bedürfnisse der Kunden besser zu treffen“, sagte der Professor, der auch in Schanghai lehrt. „Da hat Deutschland noch Nachholbedarf.“ Vor allem deutsche Autohersteller und ihre Zulieferer sind in China bereits stark mit eigenen Produktionswerken vertreten.

Die Zinsen sollen in China künftig nach dem Willen der Kommunistischen Partei nicht mehr zentral bestimmt werden. „Bislang wurden die Einlagenzinsen von der Zentralbank vorgegeben“, sagte Löchel. „Und die sind so niedrig, dass sie nicht einmal die Inflation ausgleichen. Das Heer der Kleinsparer, das sich Immobilien nicht leisten kann, hat Geld verloren.“ Wenn die Zinsen durch die Reformen stiegen, könne das die Vermögenseinkommen erhöhen. „Damit wird am Ende der private Konsum gestützt“, sagte der China-Kenner. Damit seien zwar auch die Zeiten extrem billiger Kredite vorbei, die bislang das Wachstum der Volksrepublik angefeuert haben. „Das ist aber wünschenswert“, sagte Löchel. „Künftig dürfte nicht mehr so stark in Überkapazität investiert werden. Gefragt sein werden nachhaltige Investitionen, mit denen sich Geld verdienen lässt.“

Rund 200 ranghohe Funktionäre des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei hatten nach viertägigen Beratungen ein Reformpaket beschlossen. Es beinhaltet unter anderem auch die Förderung ausländischer Investitionen sowie eine Zinsreform und eine Stärkung der Eigentumsrechte. Zudem soll eine Einlagensicherung eingeführt werden. Auch sollen weitere Freihandelszonen gebildet werden. Ende September ist eine erste in Schanghai eröffnet worden, die auch als Testgebiet für weitere Wirtschaftsreformen gilt. Des Weiteren sollen Vorgaben in einigen Wirtschaftsbereichen weiter gelockert, der Umweltschutz gefördert und ausländische Investitionen in die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft nach den USA erleichtert werden. Zudem will die chinesische Führung Arbeitslager abschaffen. Die Führung in Peking hat sich grundsätzlich zum Ziel gesetzt, die Wirtschaft unabhängiger von Exporten und Investitionen zu machen. Dieses Wachstumsmodell ist jedoch an seine Grenzen gestoßen. Chinas Konjunkturmotor war in den vergangenen Monaten ins Stottern geraten. Die Wirtschaft dürfte 2013 mit 7,5 Prozent so langsam wachsen wie in den vergangenen 23 Jahren nicht mehr. rtr

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