Wirtschaft: „Chinesisches Wachstum“ in Adlershof
Elf Prozent Umsatzplus, 900 neue Arbeitsplätze und große Zuversicht wegen des Flughafens BBI
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Berlin - Der Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof hat sich auch im vergangenen Jahr positiv entwickelt. Fast alle Bereiche verzeichneten das vierte Jahr in Folge ein zweistelliges Plus bei Beschäftigten- und Umsatzzahlen. Der Gesamtumsatz wuchs 2006 um elf Prozent auf 420 Millionen Euro. Der Umsatz der Unternehmen, die bereits ein Jahr oder länger in Adlershof aufgestellt sind, erhöhte sich sogar um 14,4 Prozent. Nur drei Unternehmen meldeten 2006 Insolvenz an. Hardy Rudolf Schmitz, Chef der für Adlershof zuständigen Wista Management GmbH, war auf der Jahrespressekonferenz der Gesellschaft am Donnerstag überaus zufrieden: „Der Standort Adlershof wächst inzwischen aus eigener Kraft.“
Insgesamt entstanden im vergangenen Jahr 900 neue Arbeitsplätze. Inklusive Studenten und Azubis sind nun gut 20 000 Menschen in Adlershof tätig. Wirtschaftssenator Harald Wolf bezeichnete die Entwicklung des Standorts beispielhaft für erfolgreichen Strukturwandel. Adlershof schreibe heute „chinesische Wachstumszahlen“. Dass der Technologiepark in der Nähe des künftigen Flughafens Berlin Brandenburg International (BBI) liege, sei ein großer Standortvorteil, die Zukunft sehe er „ausgesprochen optimistisch“, sagte Wolf.
Ähnlich bewerten auch die Unternehmen in Adlershof die Geschäftsentwicklung des laufenden Jahres. Rund 60 Prozent erwarten laut Wista höhere Umsätze, 40 Prozent eine Steigerung der Beschäftigtenzahlen. Als Symbol für den Erfolg bezeichnete Gerhard Steindorf, Geschäftsführer der Adlershof Projekt GmbH, die Ansiedlung des Solarunternehmens Solon. Im Spätherbst 2007 will das Unternehmen mit 220 Mitarbeitern von Neukölln nach Adlershof ziehen. Weitere ähnlich große Projekte seien in Arbeit.
Doch alles in allem ist die Zahl der Firmenneuansiedlungen etwas gesunken, wie Gerhard Seiff, Chef der IZBM Innovations-Zentrum Berlin Management mitteilte. Während in der Vergangenheit im Schnitt ein bis zwei neue Unternehmen pro Monat hinzukamen, ist es inzwischen nur noch eins. Dies liege daran, dass die Firmen wieder mehr Personal einstellten und deshalb weniger Personen zu „Notgründungen“ gezwungen seien. Trotzdem liege Berlin im deutschlandweiten Vergleich auf Platz eins, was die Gründung neuer Unternehmen angehe: Im Bundesdurchschnitt kommen auf 10 000 Einwohner 88 Existenzgründungen, in Berlin sind es 166.
Konzentrieren wolle man sich auch künftig auf die Ansiedlung kleiner und mittelständischer Firmen, sagte Ingolf Hertel, Sprecher der Initiativgemeinschaft außeruniversitärer Forschungseinrichtungen. „Die sind der Wachstumsmarkt“. Das herausragende Projekt ist jedoch ein großes: der rund 300 Millionen Euro teure Elektronenspeicherring „Bessy“, die derzeit einzige deutsche Synchrotronstrahlungsquelle der dritten Generation. Berlin sei in der optischen Technologie weltweit an der Spitze, dieser Status müsse behauptet werden, wozu Bessy beitrage, sagte Hertel. Trotz der alles in allem positiven Entwicklung erklärte Schmitz, der Trend könne nur beibehalten werden, wenn die Politik bürokratische Hürden abbaue. „Beim Kauf und der Finanzierung von Grundstücken wünschen wir uns mehr Flexibilität.“ Bezeichnend, so Schmitz, sei das Beispiel des Investors Malvinder Singh, der am neuen Autobahnanschluss Adlershof einen Gewerbepark errichten will. 16 Monate habe das Genehmigungsverfahren gedauert. Im April soll nun endlich mit dem Bau begonnen werden. Erleichtert werden sollten auch die Vorschriften für die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung, forderte Ingolf Hertel. „Momentan sieht es so aus, dass ein Professor, der mit einem Unternehmen zusammenarbeitet, nicht einfach technisches Gerät ausleihen oder zur Verfügung stellen kann.“ Solche Reglementierungen behinderten die Entwicklung.
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