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Berlin: Claudia Schiffer für den Kirchturm

Kirchen vermieten ihre Räume – weil das Geld für den Unterhalt fehlt

Claudia Schiffer am Glockenturm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, Mobilfunkantennen auf jeder dritten Kirchturmspitze: Rund die Hälfte der 450 Berliner Kirchen werden für mehr als nur liturgische Zwecke genutzt. „Gewinne machen wir dadurch nicht“, sagt der Finanzchef der Evangelischen Kirche in Deutschland, Helmut Herborg. Die Gemeinden seien froh, wenn sie die Betriebskosten der Gotteshäuser finanzieren könnten. Denn in vielen Gemeinden reichen die schwindenden Kirchensteuereinnahmen dafür nicht mehr aus. Auf bis zu 50000 Euro belaufen sich die jährlichen Betriebskosten für eine große Innenstadtkirche, die 1000 bis 2000 Menschen fasst.

Seit Mitte der 80er Jahre vermieten oder verpachten vor allem evangelische Gemeinden Kirchen ganz oder teilweise an ausländische christliche Gemeinden und Kulturveranstalter. Die Kreuzberger Passionskirche kann man für 600 bis 800 Euro pro Abend für Konzerte mieten, die benachbarte Heilig-Kreuz-Kirche für tausende von Euro auch für Betriebsfeste, Weihnachtsfeiern und Galas. Anfang der 90er Jahre wurde in Berlin die erste Kirche verkauft: Die evangelische Friedenskirche in Wedding ging für eine Million Mark an die serbisch-orthodoxe Gemeinde über, die zwei Millionen Mark in die Sanierung steckte. In die Lutherkirche am Berliner Bülowbogen ist die American Church eingezogen, die das Gebäude nun für fünf Millionen Euro herrichtet. Mit den 600000 Mark aus der Claudia-Schiffer-Werbung renovierte die Gedächtniskirche ihren Glockenturm. Eine Mobilfunkantenne bringt 6000 Euro im Jahr, jetzt hoffen Pfarrer auf die Einführung von UMTS und ein Vielfaches an Einnahmen.

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