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Wirtschaft: Continental: Reifenhersteller baut auf Elektronik

Aus Vision wird Realität: Die Continental AG rollt konsequent Richtung High-Tech-Zulieferer in Sachen Elektronik. Zweieinhalb Jahre nach dem Kauf des Bremsen-Spezialisten Teves setzt Konzernchef Stephan Kessel mit der Übernahme der Daimler-Chrysler-Tochter Temic beim Umbau des traditionsreichen Reifenherstellers einen weiteren Eckstein.

Aus Vision wird Realität: Die Continental AG rollt konsequent Richtung High-Tech-Zulieferer in Sachen Elektronik. Zweieinhalb Jahre nach dem Kauf des Bremsen-Spezialisten Teves setzt Konzernchef Stephan Kessel mit der Übernahme der Daimler-Chrysler-Tochter Temic beim Umbau des traditionsreichen Reifenherstellers einen weiteren Eckstein. 623 Millionen Euro lässt sich Conti den "Riesenschritt" hin zum Anbieter kompletter Fahrwerkssysteme kosten - und zahlt zunächst auf Pump. Denn die Tochter ContiTech ist noch nicht verkauft, der Erlös steht aus steuerlichen Gründen frühestens Anfang 2002 in den Büchern. Außerdem ließ Kessel am Montag auf der Bilanzpressekonferenz in Hannover offen, ob für die Übernahme ein Teil der im Jahr 2000 zurückgekauften 8,1 Millionen Aktien (Wert derzeit rund 132 Millionen Euro) verwendet werden. Die Börse honorierte die Kaufankündigung nicht: Der Conti-Kurs sackte bis zum frühen Nachmittag um mehr als drei Prozent auf 16,40 Euro ab.

Conti wird zunächst 60 Prozent von Temic übernehmen. Für den Kauf der restlichen Anteile hat das Unternehmen bis zu drei Jahre Zeit. Würde dieser Zeitrahmen voll ausgeschöpft, müsste Conti 633 Millionen Euro zahlen. Rund 5800 Mitarbeiter und einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro (2000) holt Kessel an Deck, beim ContiTech-Verkauf gehen rund 13 000 Beschäftigte und 1,5 Milliarden Euro über Bord. "Temic ist die Keimzelle des künftigen Konzernbereichs Conti-Elektronik", schwärmte der Conti-Vorstandsvorsitzende.

Das Unternehmen ermögliche eine Verknüpfung aller elektronischen Komponenten im Fahrzeug, erschließe neue Chancen im Wachstumsmarkt der Fahrzeugelektronik und biete umfangreiche Synergien. Die Sparte Automotive Systems (ehemals Teves) gehörte schon bisher zu den großen Temic-Kunden, kaufte Bremselektronik und Sensoren für ABS- und ESP-Systeme. Doch nicht alle Temic-Teile passen ins Conti-Konzept. Das "Feintuning" soll der 2000 in den Conti-Vorstand geholte Ex-BMW-Mann Wolfgang Ziebart übernehmen, der neben der Sparte Automotive Systems auch Temic führen wird. Ein möglicher Teil-Verkauf von Temic blieb am Montag offen.

Automotive Systems als elementarer Wachstumsträger der künftigen Continental AG hat 2000 im Konzern mit rund 3 Milliarden Euro erstmals den größten Umsatzanteil beigetragen. Das Ergebnis vor Steuern betrug 216,1 Millionen Euro nach 156,1 Millionen Euro im Vorjahr. Die Umsatzrendite von 3,3 Prozent ist noch eher mager, soll aber bald auf vier Prozent steigen. "Dann setzen wir uns neue Ziele", sagte Kessel. Zum Temic-Ertrag sagte er mit Hinweis auf Daimler-Chysler nichts. "Aber wir kaufen nichts, was nicht profitabel ist."

Wesentlich renditestärker waren 2000 die zum Verkauf stehende ContiTech mit 7,8 (Ziel: 7,0) Prozent und die Sparte Autoreifen mit 6,7 (10,0) Prozent. Im Konzern strebt Kessel eine Umsatzrendite von 6,5 Prozent an nach 4,3 Prozent im Jahr 2000 - bei 10,1 Milliarden Euro (plus 10,8 Prozent) Umsatz. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) blieb mit 432,4 Millionen Euro um 15,4 Prozent hinter dem Rekordjahr 1999 zurück. Der Reingewinn betrug 204 Millionen Euro, die Dividende soll 0,51 (0,46) Euro betragen. Kessel erwartet 2001 weiteres Wachstum bei Umsatz und Ergebnis.

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