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Wirtschaft: Da waren es nur noch neun

Die Angebote für die Landesbank Berlin liegen auf dem Tisch. Deren Chef will angeblich die Sparkassen ausschließen

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Berlin – Im Rennen um die Landesbank Berlin (LBB) lichtet sich das Feld der möglichen Käufer. Wie die Senatsverwaltung für Finanzen mitteilte, haben zum Ablauf der Frist am Donnerstag neun Bieter unverbindliche Angebote für die Bank abgegeben. In der ersten Runde des Verkaufsverfahrens hatten Anfang Februar noch 19 Investoren ihr Interesse angemeldet. 14 davon hatten Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) und die beratende Investmentbank UBS zum Bieterverfahren zugelassen.

„Wir sind erfreut über das weiterhin hohe Interesse der Marktteilnehmer an einem Kauf unserer Anteile, das sich in den eingegangenen Angeboten widerspiegelt“, erklärte Sarrazin. Die Investmentbank UBS werde diese nun sichten und entscheiden, wer für die nächste Phase des Verkaufs zugelassen werde, in der die Bieter im sogenannten Datenraum Einblick in die Geschäftsbücher der LBB bekommen sollen. Diese Phase soll im April beginnen. Parallel lässt Sarrazin aber weiter einen Verkauf der LBB-Anteile über die Börse vorbereiten.

Das Land Berlin muss seinen 81-prozentigen Anteil an der ehemaligen Bankgesellschaft wegen Auflagen der EU-Kommission bis Ende des Jahres verkaufen.

Wer zu den neun Bietern zählt, teilte die Senatsverwaltung nicht mit. Öffentlich bekannt haben sich zu ihren Geboten nur der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) und die Commerzbank.

Der DSGV hat bei mehr als 400 deutschen Sparkassen knapp vier Milliarden Euro eingesammelt und will mit aller Macht verhindern, dass eine private Bank oder ein Finanzinvestor die Berliner Sparkasse übernimmt, die zur LBB gehört. Dabei schlägt ihm offenbar Ablehnung aus der Bank selbst entgegen. Wie das „Handelsblatt“ aus Finanzkreisen berichtet, will LBB-Chef Hans-Jörg Vetter dem DSGV den Zugang zum Datenraum verwehren. Damit wäre ein sinnvolles Gebot kaum noch möglich. Hintergrund ist ein Rechtsstreit zwischen der Bank und dem DSGV, in dem es um die Markenrechte an den Sparkassen-Symbolen geht.

Aus dem öffentlichen Lager sind nach Informationen des Tagesspiegels auch noch die Landesbanken aus Baden-Württemberg (LBBW), Bayern (BayernLB) und Nordrhein-Westfalen (WestLB) im Rennen. Sollte sich eine von ihnen die LBB schnappen, könnte sie bei einem anstehenden Konzentrationsprozess der Landesbanken den Ton angeben und sich die Vorherrschaft im Lager sichern.

Die privaten Banken wollen hingegen mit einem Kauf den öffentlich-rechtlichen Sparkassensektor aufbrechen, der einen Großteil des Privatkundengeschäfts in Deutschland dominiert. Zudem bietet die Berliner Sparkasse die einzige Gelegenheit in Deutschland, auf einen Schlag 1,9 Millionen Privatkunden zu gewinnen. Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller bestätigte am Donnerstag in Berlin ein Angebot seiner Bank. Auch die Hypo-Vereinsbank (HVB) hatte schon im vergangenen Jahr ein Gebot angekündigt. „Wir sind an Zukäufen in Deutschland interessiert“, betonte HVB-Chef Wolfgang Sprißler auch am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in München. Bedingungen wie Jobgarantien für zehn Jahre und der Verbleib der LBB-Zentrale in Berlin erschwerten aber die Verhandlungen für die HVB. Die Bank verbuchte im vergangenen Jahr einen Gewinn von 1,64 Milliarden Euro und kann für ihre Zukäufe zudem auf Veräußerungserlöse von 6,5 Milliarden Euro zurückgreifen.

Nach Informationen aus Finanzkreisen sollen auch ausländische Bieter noch im Verfahren vertreten sein, darunter der US-Investor Cerberus. Die Zahl der ausländischen Bieter dürfte aber geschrumpft sein. Möglich ist auch, dass sich Finanzinvestoren wie Cerberus im Laufe des Verfahrens noch mit Landesbanken zusammentun und gemeinsam für die LBB bieten.Mitarbeit: Nicole Huss

Stefan Kaiser

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