zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Das Unternehmen wechselt den Vorstand aus und wirbt um ausländische Banken - Der Frankfurter Marktplatz will internationaler werden

Die Deutsche Börse AG steht vor einem tiefen Einschnitt. Der Aufsichtsrat des Unternehmens beschloss am Montag, den Kreis der Eigentümer für ausländische Marktteilnehmer zu öffnen.

Die Deutsche Börse AG steht vor einem tiefen Einschnitt. Der Aufsichtsrat des Unternehmens beschloss am Montag, den Kreis der Eigentümer für ausländische Marktteilnehmer zu öffnen. Angesichts des immer härteren Wettbewerbs unter den Börsen und den Betreibern von Handelssystemen will die Deutsche Börse AG vor allem ausländische Banken gewinnen. Um ihren internationalen Anspruch zu untermauern, wird sich das Unternehmen zudem frühestens nach der nächsten Hauptversammlung umbenennen und unter dem Namen "Euroboard" auftreten. Diese Neuausrichtung wird sich allerdings ohne den bisherigen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Deutsche Börse AG vollziehen: Reto Francioni wechselt am 1. April 2000 "im besten Einvernehmen", wie es in Frankfurt heißt, als neuer Vorstandschef zur Consors Discount Broker AG nach Nürnberg. Nachfolger von Francioni soll Volker Potthoff werden. Er ist derzeit Chefsyndikus der Deutsche Börse AG.

Die Eigentümerreform soll entweder über eine Privatplatzierung der Anteile vor sich gehen. Die bisherigen Aktionäre müssten sich von Anteilen trennen. 81 Prozent liegen derzeit bei Banken, knapp zehn Prozent bei Maklern und zehn Prozent bei den Regionalbörsen. Bislang hat offiziell nur die Deutsche Bank kundgetan, dass sie sich von Anteilen trennen wolle. Möglich wäre aber auch eine Kapitalerhöhung oder/und ein Börsengang.

Aus den vollmundigen Ankündigungen, unter der Führung der Frankfurter als Gegengewicht zur US-Börse eine paneuropäische Börse aufzuziehen, scheint nichts zu werden. Die Allianz mit der Londoner Börse ist nach Ansicht von Beobachtern praktisch genauso gescheitert wie die Einrichtung einer europäischen Börse für die umsatzstärksten 300 Aktien. Immerhin wollen sich die Börsen in Zürich, Madrid, Mailand, Paris, Brüssel Amsterdam, London und Frankfurt bis Herbst 2000 auf ein gemeinsames Verfahren für Börsenaufträge einigen. Die viel wichtigere Verknüpfung der Handelssysteme ist allerdings noch nicht abzusehen. Deutsche Börse-Chef Seifert ist allerdings überzeugt, dass eine Beteiligung international agierender Banken an seinem Unternehmen attraktiver und werthaltiger ist als der Einstieg bei anderen Anbietern: Die Deutsche Börse AG decke die gesamte Wertschöpfungskette von Handel und Abwicklung im Kassa- und im Terminmarkt ab. Seifert glaubt im Übrigen nach wie vor, dass ein einheitlicher europäischer Kassamarkt gemeinsam mit den anderen europäischen Börsen und mit internationalen Marktteilnehmern schnell etabliert werden kann.

ro

Zur Startseite