Wirtschaft: Debatte über stärkere Zusammenarbeit: Genossenschaftsbanken bleiben im Gespräch
Die deutschen Genossenschafts-Zentralbanken wollen ihre Debatte über eine stärkere Zusammenarbeit fortsetzen. Es seien weitere Gespräche nächste Woche vorgesehen, sagte ein Verbandssprecher nach einem dritten Spitzen-Treffen von DG Bank, GZ-Bank und WGZ-Bank am Freitag in Düsseldorf.
Die deutschen Genossenschafts-Zentralbanken wollen ihre Debatte über eine stärkere Zusammenarbeit fortsetzen. Es seien weitere Gespräche nächste Woche vorgesehen, sagte ein Verbandssprecher nach einem dritten Spitzen-Treffen von DG Bank, GZ-Bank und WGZ-Bank am Freitag in Düsseldorf. "Eine Fusion liege zunächst auf Eis", sagte er, ohne weitere Details zu nennen.
Die drei Spitzeninstitute der rund 1800 Volks- und Raiffeisenbanken und vor allem deren Spitzenvertreter hatten sich noch Anfang dieser Woche sehr unterschiedlich über eine mögliche Zusammenarbeit oder gar eine Fusion geäußert. In Bankenkreisen hieß es, nach dem Nein der WGZ zur Dreier-Fusion seien Frankfurter Überlegungen zur Fusion von DG Bank und GZ-Bank denkbar.
Schon im Laufe dieser Woche zeigte sich, wie schwierig die Situation ist. Während man eigentlich über Strategien und künftige Wege der Zusammenarbeit bis hin zu einer Fusion bei "gegenseitiger Achtung und Fairness" diskutieren wollte, preschte ein Spitzenmanager vor und sagt, was eine Fusion finanziell bringt, während der andere deutlich macht, dass er von einer Fusion gar nichts hält. Und andere wundern sich, dass solche Meinungen ausposaunt werden, wo man doch die Gespräche "diskret" führen wollte. "Solche Ego-Trips sind im Genossenschaftslager nicht gerne gesehen", schimpft ein Insider.
Für deutliche Verärgerung im Verbund sorgt vor allem das Verhalten von Ulrich Brixner, Vorstandschef der Frankfurter Genossenschaftszentralbank (GZ-Bank). Nicht nur, dass er schon vor einigen Tagen in den Raum gestellt hatte, die kleinere GZ-Bank könne die deutlich größere DG Bank, das Spitzeninstitut der deutschen Genossenschaftsbanken, schlucken. Am Dienstag sprach sich Brixner, der eigentlich für "diskrete" Verhandlungen plädiert, ohne das irgendwelche Entscheidungen absehbar waren, auf einem Kolloquium nachdrücklich für eine Fusion der drei großen Zentralbanken des Genossenschaftslagers aus. Und bezifferte die möglichen Kosteneinsparungen mit 220 Millionen Mark pro Jahr. Man habe nicht wissen können, dass Journalisten anwesend seien, die dies nach außen tragen, sagte GZ Bank-Sprecher Matthias Beers. Wie die Bank zu dieser Zahl kommt, ließ er offen. Das sei das Ergebnis interner Untersuchungen. Möglicherweise ergibt sich ein Teil der Einsparungen im eigenen Haus.
Offenbar war man in Düsseldorf über das Vorpreschen von Brixner, der vor Jahren schon auf den Chefposten der DG Bank geschielt hat, so erbost, dass WGZ-Chef Werner Böhnke am Donnerstag kurzfristig für klare Verhältnisse sorgte. "Die WGZ Bank spricht sich gegen die Errichtung eines Konzerns an der Spitze des genossenschaftlichen Bankenverbundes aus und wird sich nicht an einer Fusion der Zentralinstitute beteiligen", sagte der Banker. Auf ein solches "Abenteuer" wolle sich sein Haus nicht einlassen, "schon gar nicht mit unbekannten Risiken". Böhnke plädiert zunächst für eine sorgfältige Analyse und will vor allem Klarheit über die finanzielle Lage der DG Bank, bei im vergangenen Jahr ein Rückstellungsbedarf von einer Milliarde Mark entstanden ist. Böhnke fordert gleichwohl einen "gemeinsamen strategischen Aufbruch" und neue Formen der Zusammenarbeit.
Bei der DG Bank hält man sich zurück und will zunächst einmal das eigene Haus mit einer neuen Struktur effizienter und schlanker gestalten. Allein die Hälfte des Managements auf der zweiten Ebene wird gekappt.
Faktisch arbeiten die drei Spitzeninstitute bislang nur selektiv zusammen. In vielen Bereichen, auch im Ausland, halten sie immer noch, teure parallele Strukturen aufrecht. Die GZ Bank etwa profiliert sich mit ihrer Expertise bei Börsengängen, was schon seit Jahren wichtiges Arbeitsfeld der DG Bank ist.
"Die drei Vorstandschefs müssen erst einmal wieder Gemeinsamkeiten finden", sagt ein Insider. Schwierig ist die Angelegenheit auch deshalb, weil die Beteiligungsstrukturen im Genossenschaftslager sehr verwoben sind und strategisch wegweisende Endscheidungen nur mit einer Mehrheit von jeweils 75 Prozent unter den Anteilseignern zustande kommen können. So sind die GZ Bank und die WGZ Bank zusammen mit über 30 Prozent an der DG Bank beteiligt. Womit sie leicht als Bremser auftreten können.
ro