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Eine Sparkasse für Berlin. Das Institut schrumpft. Auf Druck der Eigentümer trennt sich die frühere Landesbank von Geschäftsbereichen und Mitarbeitern.

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Update

Berliner Sparkasse: Den roten Zahlen noch knapp entkommen

Nach Verlusten hat die Berliner Sparkasse im vergangenen Jahr wieder einen kleinen Gewinn gemacht – und das obwohl der Umbau der früheren Landesbank noch lange nicht abgeschlossen ist.

Von Carla Neuhaus

Sein privates Ziel hat Johannes Evers schon erreicht. Beim Halbmarathon am Wochenende kam der Chef der Berliner Sparkasse nach weniger als einer Stunde und 50 Minuten ins Ziel. Beruflich hat Evers dagegen noch ein ganzes Stück Weg vor sich. Der Vorstandschef muss die frühere Landesbank Berlin (LBB) so umbauen, dass am Ende nur die Sparkasse übrig bleibt. So haben es sich die übrigen Sparkassen gewünscht, die das Berliner Institut 2007 gekauft haben. Doch Evers ist zuversichtlich. „Wir kommen gut voran“, sagt er. „Die Hälfte des Weges haben wir bereits geschafft.“
Gut gelaunt sitzt der Sparkassenchef am Montag am Konferenztisch im siebten Stock des Alexanderhauses. Immer wieder lächelt er, spricht davon, wie sehr ihm die Arbeit Spaß mache. Der Grund für Evers gute Laune: Die Zahlen, die er an diesem Morgen vorlegt, sind nicht schlecht. Zumindest steht vor dem Ergebnis diesmal kein Minus wie noch 2013. Nach Abzug der Steuern hat Evers Institut im vergangenen Jahr stattdessen einen Gewinn von 47 Millionen Euro gemacht. Das ist deutlich besser als erwartet. Eigentlich hatte Evers angesichts des Umbaus seines Hauses erneut mit einem Verlustjahr gerechnet.

Der Umbau der Sparkasse kostet

Große Sprünge kann der Sparkassenchef dennoch nicht machen. Denn der kleine Gewinn bringt ihm wenig: Die 47 Millionen Euro muss er nämlich komplett in die stille Einlage der Eigentümer stecken, aus der er sich im Verlustjahr 2013 notgedrungen bedient hatte. Berücksichtigt man das, geht sein Institut letztlich nur mit plus/minus null aus dem vergangenen Jahr. Wie andere Institute auch, leidet die Berliner Sparkasse unter der Niedrigzinsphase. Auch die strengere Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) und ihre höheren Anforderungen bekommt Evers zu spüren: Bei der letzten Aufsichtsratssitzung habe man für den neuen spanisch sprechenden Aufseher der EZB extra einen Simultandolmetscher hinzubitten müssen, erzählt er. Was aber noch schwerer wiegt, ist der umfangreiche Umbau der Sparkasse: Auf Druck der anderen deutschen Sparkassen muss Evers sein Haus deutlich verschlanken. Und so etwas geht nun mal richtig ins Geld.

Johannes Evers ist als Sparkassenchef für den Umbau des Hauses verantwortlich.

© dpa

Noch bis vor einem Jahr war die Berliner Sparkasse Teil der Landesbank Berlin (LBB). Doch die übrigen Sparkassen, die die LBB 2007 dem Land Berlin nach einem Bankenskandal abgekauft haben, hielten die komplexen Landesbank-Strukturen nicht mehr für zeitgemäß. Berlin braucht keine Landesbank, aber eine sichtbare Sparkasse – so die Meinung der neuen Eigentümer.

Die Berlin Hyp hat das Ergebnis gerettet

Deshalb ist Evers seit Längerem damit beschäftigt, die frühere Landesbank zu zerschlagen. Der Name LBB ist bereits seit einem Jahr Geschichte. Das Kapitalmarktgeschäft hat Evers an die Deka Bank verkauft. Die Niederlassungen in London und Luxemburg hat er geschlossen. Auch von dem Immobilienfinanzierer Berlin Hyp – bis vor Kurzem noch eine Tochter der Landesbank und damit der Sparkasse – hat Evers sich trennen müssen.
Und das schmerzt. Denn zuletzt hat die Berlin Hyp, die sich auf die großvolumige Finanzierung von Gewerbeimmobilien wie etwa Einkaufszentren spezialisiert hat, das Ergebnis der Sparkasse gerettet: 2014 – als die Berlin Hyp noch eine hundertprozentige Tochter der Sparkasse war – hat sie ihr einen Gewinn von 68 Millionen Euro überwiesen. Weil die Berlin Hyp nun aber eigenständig ist, muss Evers auf dieses Geld künftig verzichten.
Und weil der Umbau noch nicht abgeschossen ist und weiter kostet, dürfte die Sparkasse 2015 erneut ins Minus rutschen. Eine große Überraschung wäre das jedenfalls nicht: Der Umbauplan sieht für dieses Jahre bereits einen Verlust vor. Und Evers sagt: „Derzeit gibt es keinen Anlass zu glauben, dass es anders kommt.“

Auch ein Job-Abbau gehört zur Umstrukturierung

So oder so liegt vor dem Sparkassenchef noch viel Arbeit. 1300 Einzelmaßnahmen hat er ausgemacht, die im Zuge des Umbaus umgesetzt werden müssen. Geschafft hat er davon bislang die Hälfte. Spätestens 2018 soll die Umstrukturierung abgeschlossen sein.

Das Zertifikategeschäft wurde bereits an die Deka Bank übertragen. Derzeit wird die IT umgebaut, die für das kleiner werdende Haus mittlerweile zu komplex ist. Und: Es fallen weitere Jobs weg. Sind derzeit bei der Sparkasse noch gut 4500 Vollzeit-Stellen angesiedelt, sollen es 2018 nur noch 3800 sein. Betriebsbedingte Kündigungen schließt Evers aber weiter aus. Stattdessen wird Mitarbeitern die Frühverrentung oder der Wechsel in Teilzeitstellen angeboten. Das alles ist nicht einfach. Und so ist Evers bei seinem beruflichen Marathon noch lange nicht im Ziel.

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