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Wirtschaft: Der Flop des kessen Erich

Nein, das Urteil kann ihm nicht gefallen.Dem kessen Erich Sixt.

Nein, das Urteil kann ihm nicht gefallen.Dem kessen Erich Sixt.Er, der für seine Autovermietung schon mal ungefragt Bundeskanzler Gerhard Schröder als Werbeträger einspannt.Oder sich in Anzeigen ironisch als Wohltäter feiern läßt, weil man bei ihm so günstig Autos mieten kann.Was ihm die Karlsruher Bundesrichter aufgeschrieben haben, ist eine schwere Bürde.Die Aktienmärkte reagierten prompt.Ein Lieblingspapier der Börsianer, die Sixt-Aktie, gab kräftig nach.

Kein Wunder.Künftig können sich die selbständigen Subunternehmer, die sich über das Produkt an die übermächtige Mutterfirma gebunden haben, emanzipieren.Sie können eigene Preise kalkulieren und müssen den Vorgaben aus München nur bedingt folgen.Möglicherweise muß Sixt sogar Vorteile an die sogenannten Franchisenehmer weitergeben, etwa wenn das Unternehmen Autos günstig bei den Herstellern einkauft.

Das Karlsruher Urteil wirkt noch viel weiter.Die Richter haben in der gesamten Franchise-Branche für Wirbel gesorgt und den kleinen Firmen den Rücken gestärkt.Sie folgen damit dem Kartellamt, das Ende vergangenen Jahres ein Bußgeld gegen den italienischen Textilriesen Bennetton wegen unzulässiger Preisvorgaben verhängte.Die Klarstellung war für die Branche dringend notwendig.Die Sitten in der Franchise-Zunft, in der sich auch Coca-Cola und McDonalds tummeln, verwildern seit einiger Zeit.Die vielen Subfirmen profitieren zwar von dem gemeinsamen Einkauf und von der Werbung der großen Mutter.Dafür straft sie ihre Kinder mit harten Knebelverträgen, etwa in dem sie ihnen hohe Pachtzinsen abknöpft.Ein Subunternehmer von McDonalds in Chemnitz klagt deshalb jetzt gegen den übermächtigen Bulettenkonzern auf Schadensersatz.Das Urteil des Bundesgerichtshofes wird ihm helfen.Insofern sorgten die Karlsruher Richter mit ihrem Spruch für mehr Gerechtigkeit und verschoben die Waagschale zugunsten der kleinen Firmen.Dem Wettbewerb kann das nur dienen.Dem Verbraucher allerdings weniger.Wenn jetzt die Subunternehmer immer mehr dazu übergehen, ihre eigenen Bedingungen festzulegen, wird der Markt für den Verbraucher undurchsichtiger.Und Erich Sixt muß seine ironischen Anzeigen künftig vielleicht mit Fußnoten versehen.

ANDREAS HOFFMANN

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