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Wirtschaft: Der Mittelstand hofft wieder

In den Betriebskassen ist mehr Geld, aber mit Investitionen halten sich die Firmen dennoch zurück

Berlin – Die Lage und die Perspektiven der rund drei Millionen deutschen Mittelständler haben sich im vergangenen Jahr überraschend verbessert. „Vor allem die Eigenkapitalausstattung und die Umsatzentwicklung sowie die Auftragslage sind besser geworden, erklärte der Präsident des Deutschen Sparkassenverbandes (DSGV), Dietrich Hoppenstedt, am Donnerstag in Berlin. Er stellte die Ergebnisse der Sparkassen-Studie „Diagnose Mittelstand 2005“ vor. Dabei äußerte sich der Verbandspräsident „verhalten optimistisch“ für den weiteren Konjunkturverlauf in Deutschland.

So ist die Eigenkapitalquote, also der Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme eines Unternehmens, auf 7,5 Prozent gestiegen. Sie lag damit um mehr als drei Prozentpunkte höher, als in den beiden Vorjahren und weist seit 1999 im fünften Jahr in Folge nach oben. Auch die Zahl der Unternehmen, die gar kein Eigenkapital ausweisen konnten, ist auf zuletzt 37,9 Prozent gesunken. Erstmals seit 1995 weisen damit weniger als 40 Prozent der mittelständischen Unternehmen eine Eigenkapitalausstattung von Null oder darunter aus. Für eine generelle Entwarnung sei es aber noch zu früh, sagte der Sparkassenpräsident. Laut Hoppenstedt konnten die Unternehmen ihr Eigenkapital vor allem durch zusätzliche Einlagen der Unternehmer erhöhen. Auch seien die Entnahmen offenbar geringer gewesen. Schließlich sei die Statistik auch durch die Insolvenzen verbessert worden – die schwächsten Firmen sind herausgefallen.

Sorge bereitet den Sparkassen auch die Umsatzrentabilität. Der Gewinn der mittelständischen Wirtschaft lag 2003 im Verhältnis zum Umsatz bei unverändert 4,1 Prozent. Zudem gab es große Unterschiede je nach Größe des Unternehmens. Die größte Gruppe der Mittelständler mit Umsätzen von 12,5 Millionen Euro Jahresumsatz konnte nur eine Umsatzrentabilität von 1,7 Prozent ausweisen, Großunternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz sogar von nur noch 1,4 Prozent.

Auch bei den Investitionen sieht es nicht gerade gut aus. So berichteten zum Ende des Jahres 2004 fast 55 Prozent der befragten Sparkassen von einem Rückgang der Investitionsfinanzierungen. 36,2 Prozent berichteten über ein unverändertes Investitionsniveau. Mit rund 12 Prozent ist der Anteil jener Sparkassen, die mehr Innovationsfinanzierungen durchgeführt haben, im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. 2003 lag dieser Anteil noch bei zehn Prozent. Hoppenstedt beklagte einen „erheblichen Investitionsstau“. Von den vergebenen Krediten würden zudem nicht einmal zehn Prozent für Neu-Investitionen eingesetzt.

Etwas positiver sind die Zukunftseinschätzungen. 11,5 Prozent der befragten Sparkassen gehen für die Arbeitsplätze und die Zahl der Unternehmen in ihrer Region für 2005 von einer positiven Entwicklung aus. 2003 waren es nur acht Prozent und 2002 sogar nur zwei Prozent. Und auch die Firmenchefs sind wieder zuversichtlicher. Immer weniger mittelständische Unternehmen klagten über eine rückläufige Auftrags- und Umsatzentwicklung. „Ende 2004 waren dies nur noch 21,5 Prozent“, sagte Hoppenstedt. Zwei Jahre zuvor lag der Wert mit 92 Prozent noch deutlich höher.

Daniel Rhee-Piening

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