zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Deutsche BA: Fluggesellschaft im Streik

Nach den Piloten der Lufthansa hat am Dienstag das Kabinenpersonal der Deutschen BA gestreikt. Die Warnstreiks führten auf sechs deutschen Flughäfen zu mehrstündigen Verspätungen und Streichungen von Flügen.

Nach den Piloten der Lufthansa hat am Dienstag das Kabinenpersonal der Deutschen BA gestreikt. Die Warnstreiks führten auf sechs deutschen Flughäfen zu mehrstündigen Verspätungen und Streichungen von Flügen. Insgesamt 4100 Passagiere konnten nicht oder verspätet in Richtung ihres Zielortes abheben. Nach einem Aufruf der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatten morgens insgesamt rund 150 Flugbegleiter die Arbeit niedergelegt.

Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten der Deutschen BA unter anderem einen Manteltarifvertrag, mehr freie Tage und eine Begrenzung der Flugstunden auf 85 Stunden pro Monat wie bei den Piloten. "Der Streik kam für uns völlig unerwartet", sagte eine Sprecherin der Fluggesellschaft. Die Airline habe mit einer Einigung bei der nächsten Tarifverhandlungsrunde für die insgesamt 330 Beschäftigten des Kabinenpersonals am 22. Mai gerechnet. "Wir haben keine definitive Annäherung erzielt", sagte eine Verdi-Sprecherin in München.

Je länger der Arbeitskampf der LufthansaPiloten andauert, desto lauter wird der Unmut über die hohe Gehaltsforderung ihrer Standesvertreter. Sogar die anderen Gewerkschaften versagen den Streikenden mittlerweile die übliche Solidarität und überziehen die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) mit massiver Kritik. "Das hat nichts mehr mit Gemeinwohlinteressen zu tun", sagt IG Metall-Chef Klaus Zwickel angesichts der VC-Forderung von 35 Prozent. Die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Margret Mönig-Raane sekundiert: "Damit wird das Konzept einer gemeinsamen, solidarischen Tarifpolitik in Frage gestellt." Die Gewerkschaftsspitzen fürchten, dass ein hoher Abschluss der Piloten auch in anderen Branchen und Tarifbereichen die Debatte um einen Nachschlag bei Löhnen und Gehältern entfacht. Das Boden- und Kabinenpersonal der Lufthansa geht bereits auf Distanz zum Ende März erzielten VerdiTarifabschluss. Der hatte mit 3,5 Prozent nur einen Bruchteil von dem gebracht, was die Piloten jetzt fordern. "Wir werden zusehen, dass auch das Kabinenpersonal etwas vom großen Kuchen bekommt", sagte Helmut Kuhn, Vorsitzender der Personalvertretung der 9000 Lufthansa-Flugbegleiter.

Doch selbst bei der IG Metall rumort es an der Basis. "Es ist doch verständlich, dass ein Metaller am Fließband fragt, warum er mit weniger zufrieden sein soll", warnt Zwickel. Für die 3,5 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie ist soeben eine Lohnerhöhung um 2,1 Prozent in Kraft getreten. Kein Riesenschritt angesichts einer Inflationsrate von 2,6 Prozent seit Jahresbeginn. Zwickel räumt ein, er habe sich Sorgen gemacht, die Mitglieder könnten daher einen Nachschlag fordern. Am meisten muss diese Gefahr die neue Großgewerkschaft Verdi fürchten, die drei Millionen Mitglieder aus 1000 Berufen zählt. Beim Kabinenpersonal rüttelt schon die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo) am Monopol von Verdi. Einen "deutlichen Mitgliederzuwachs" beobachtet Ufo-Geschäftsführer Uwe Hien seit Beginn des Pilotenstreiks. IG Metall-Chef Zwickel sieht die Gefahr, dass die neue Konkurrenz der Gewerkschaften die Einzelinteressen einiger Berufsgruppen rücksichtslos über das Gemeinwohl stellt.

dc, huh

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false