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Zukunft im Blick. Weil Chef Cryan das Deutsche in der Deutschen Bank betonen will, hat er den Konzernsparten deutsche statt englische Namen gegeben.

© D. Roland/AFP

Hauptversammlung: Deutsche Bank fordert Geld von Ex-Vorständen

John Cryan, Chef der Deutschen Bank, will das Institut wieder ehrbar machen - und ein Zeichen setzen. Frühere Vorstandsmitglieder sollen für ihre Fehler zahlen.

Von Carla Neuhaus

Die Deutsche Bank soll wieder deutscher werden. Das hat sich Chef John Cryan vorgenommen. „Wir verstehen uns als die Deutsche Bank“, sagte der Brite bei der Hauptversammlung am Donnerstag. Hat sein Vorgänger Anshu Jain auf den Aktionärstreffen noch Englisch gesprochen, sich simultan übersetzen lassen, spricht Cryan akzentfrei Deutsch. Auch die Geschäftsbereiche des Instituts hat er umbenannt. Statt „Corporate and Investmentbanking“ heißt ein Zweig nun schlicht „Unternehmens- und Investmentbank“. Als Kronzeuge für das Deutsche in der Deutschen Bank führt Cryan gegenüber den Aktionären den Spielzeugkonzern Steiff an: Seit 70 Jahren sei die Firma Stammkunde des Instituts. Dass Cryan sich damit schmückt, zeigt, wie bemüht er ist, den Wandel seines Instituts voranzutreiben. Es zeigt aber auch, wie schwer das ist.

Zumal manch einem Aktionär dieser Wandel nicht schnell genug gehen kann. „Wenn wir uns nicht langsam mal wieder auf das Geldverdienen konzentrieren, wird das nichts mehr mit unserem Aktienkurs, mit unserer Dividende und vor allem mit motivierten Mitarbeitern und sicheren Arbeitsplätzen“, kritisiert Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Irgendwann müssen wir die Vergangenheitsbewältigung auch mal wieder verlassen.“ Das scheint allerdings leichter gesagt als getan. Mit 8000 Rechtsstreitigkeiten schlägt sich die Deutsche Bank weiterhin herum. Noch immer liegen Milliarden auf der Seite für den Fall, dass Strafzahlungen fällig werden. Dennoch sagt Cryan: „Wir gehen davon aus, dass wir das Schlimmste hinter uns haben.“ Erst kurz vor Weihnachten hat er sich mit der US-Justiz auf die wohl höchste Strafzahlung für sein Institut geeinigt: 7,2 Milliarden Dollar zahlte die Deutsche Bank, weil sie Hypothekenkredite zu komplexen Wertpapieren bündelte, die sich als wertlos herausstellten. Glaubt man Cryan, soll es solche Geschäfte in Zukunft nicht mehr geben. „Die Deutsche Bank wird wieder für Integrität und Glaubwürdigkeit stehen“, sagt er und schiebt hinterher: „Dieses Ziel ist für mich nicht verhandelbar.“

Ein Hashtag ersetzt den Werbespruch

Zum Ausdruck bringen soll das auch die neue Werbekampagne des Instituts. Den Slogan „Leistung aus Leidenschaft“ hat die Deutsche Bank abgeschafft, ersetzt wird er durch ein Hashtag – ein Schlagwort, das Nutzer in sozialen Medien verwenden: Es lautet #SocialImpact, auf deutsch #PositiverBeitrag. Cryan sagt, die Deutsche Bank trage sehr viel zum Wohl der Gesellschaft bei – „nur wird das kaum mehr gesehen“. Das will er mit dem Hashtag ändern.

Getan sein wird es damit aber wohl nicht – das ist auch Aufsichtsratschef Paul Achleitner klar. „Es muss weiter geliefert werden“, sagt er. Achleitner hat daran auch ein Eigeninteresse. Als Chef des Kontrollgremiums gerät auch er unter Druck. So stellen Aktionäre immer wieder seine Rolle als Aufseher im Zuge der vielen Skandale in Frage. Rechtsvorstand Karl von Rohr nimmt Achleitner allerdings in Schutz. Umfangreiche interne wie externe Untersuchungen etwa zur Libor-Affäre hätten ergeben, dass der Aufsichtsratschef seine Pflichten nicht verletzt habe. Das glauben dann auch die meisten Aktionäre, 99,75 Prozent stimmen gegen die Abwahl von Achleitner.

Der will nun dafür sorgen, dass frühere Vorstandsmitglieder persönlich für die Fehler der Vergangenheit geradestehen. Bereits in ein paar Monaten soll geregelt sein, auf welche Weise die Betroffenen einen „wesentlichen finanziellen Beitrag“ leisten sollen, kündigt Achleitner an. Mit den betroffenen Vorstandsmitgliedern werde derzeit verhandelt, die Gespräche seien bereits fortgeschritten.

Anleger sollen doch eine Dividende bekommen

Die meisten Aktionäre wünschen sich derweil, dass bei der Deutschen Bank endlich Normalität einkehrt. Der „Zickzack-Kurs“ der vergangenen Jahre müsse endlich vorbei sein, sagt Hans-Christoph Hirt vom Aktionärsberater Hermes. Mit Zick-zack-Kurs meint er etwa den Umgang mit der Postbank. Erst hat der Konzern sie integriert, dann hat er sie wieder abgespalten, um sie zu verkaufen – nun wird die Postbank doch wieder integriert und zwar für 1,9 Milliarden Euro. Bei den Anlegern kommt dieses Hin und Her nicht gut an. Cryan argumentiert dagegen, dass es zur Strategie passt, die Postbank zu behalten. Das sei „ein klares Bekenntnis zu unserem Heimatmarkt“.

Etwas versöhnen könnte die Anleger, dass sie nun doch eine Dividende erhalten sollen. 19 Cent je Aktie will die Deutsche Bank ihnen für 2015 und 2016 zahlen. Eigentlich sei das nicht drin gewesen, meint Cryan. Allerdings haben Aktionäre vor Gericht gegen die Entscheidung geklagt, die Dividende zu streichen. Die Bank hat daraufhin nun beigegeben, „um einen jahrelangen Rechtsstreit zu vermeiden“.

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