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Für 2016 rechnet die Bundesregierung erneut mit 1,7 Prozent Wachstum
© dpa

Exporte bremsen: Deutsches Wachstumstempo hält an

Die deutsche Wirtschaft konnte ihr Wachstumstempo auch im viertel Quartal 2015 halten: das Bruttoinlandsprodukt legte um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu.

Die deutsche Wirtschaft hat dank kauffreudiger Verbraucher und staatlicher Mehrausgaben im Zuge der Flüchtlingskrise ihr Wachstumstempo am Jahresende 2015 gehalten. Das Bruttoinlandsprodukt legte von Oktober bis Dezember erneut um 0,3 Prozent zum Vorquartal zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.

Von Reuters befragte Ökonomen hatten dies so erwartet. "Die konjunkturelle Lage in Deutschland war damit im Jahr 2015 durch ein solides und stetiges Wirtschaftswachstum gekennzeichnet", erklärten die Statistiker. Europas größte Volkswirtschaft kam insgesamt auf 1,7 Prozent. Das ist der beste Wert seit vier Jahren.

Rekordbeschäftigung und sinkende Energiepreise

Garant für den Aufschwung am Jahresende war die stabile Binnenwirtschaft. "Der Staat erhöhte seine Konsumausgaben deutlich, die privaten Haushalte noch einmal leicht", so die Statistiker. Der Staat macht wegen der Flüchtlingskrise mehr Geld locker, während die Verbraucher von steigenden Löhnen, Rekordbeschäftigung und sinkenden Energiepreisen profitieren.

"Darüber hinaus entwickelten sich auch die Investitionen positiv." In Bauten sei "deutlich mehr" investiert worden. Als Bremse erwiesen sich die Exporte. Die Wachstumsschwäche großer Schwellenländer wie China und die Destabilisierung der vom Ölpreis-Verfall geschwächten Förderstaaten wie Russland dämpften die Ausfuhren.

Stark im europäischen Vergleich

Zum Vergleich: Die französische Wirtschaft wuchs im Schlussquartal - belastet von den Pariser Anschlägen - nur um 0,2 Prozent. Spanien schaffte hingegen ein Plus von 0,8 Prozent.

Angesichts der schlappen Weltkonjunktur zeigten sich Ökonomen zufrieden mit dem Ergebnis in Deutschland. "Das ist nicht berauschend, aber auch kein Grund für Besorgnis", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Der Welthandel stagniert, in den Schwellenländern herrscht vielerorts Krisenstimmung - da ist es gut, auf eine stabile Binnenwirtschaft blicken zu können."

Weiter starkes Wachstum erwartet

Für 2016 rechnet die Bundesregierung erneut mit 1,7 Prozent Wachstum, während der Deutsche Industrie- und Handelskammertag nur von 1,3 Prozent ausgeht. "Was die Aussichten betrifft, so schreien die Finanzmärkte derzeit Rezession", sagte der Europa-Chefvolkswirt der Nordea Bank, Holger Sandte, mit Blick auf die jüngsten Börsenturbulenzen.

"Zumindest der Jahresauftakt wird für die deutsche Wirtschaft holprig." Geschäfts- und Verbrauchervertrauen dürften erst einmal abnehmen. Die Risiken würden überwiegen, sagte auch Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe: "Wehe, wenn der Konsument streikt". (Reuters)

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