zum Hauptinhalt
Abonnenten des „D-Tickets“ können ab 1. Mai bundesweit alle öffentlichen Verkehrsmittel im Nah- und Regionalverkehr nutzen.

© dpa/Fabian Strauch

Deutschlandticket gilt ab Mai: Ist das der Durchbruch für die Verkehrswende?

Im vergangenen Jahr noch ein Experiment, soll es das bundesweite ÖPNV-Ticket nun dauerhaft geben. Doch Experten sind skeptisch, ob das wirklich der große Wurf ist.

Der Verkauf des 49-Euro-Tickets läuft bereits, ab 1. Mai gilt der Fahrschein bundesweit. Es soll mehr Menschen zum Umstieg auf den ÖPNV bewegen. Doch kann das wirklich funktionieren? Wir haben drei Experten befragt.

Alle Folgen von 3 auf 1 finden Sie hier.

Menschen müssen im ganzen Land vom Nahverkehr profitieren

Das Deutschlandticket ist tatsächlich eine Revolution für den öffentlichen Nahverkehr. Mit dieser Flatrate wird es für die Menschen einfacher und praktischer, sich im Alltag und in der Freizeit umweltfreundlich von A nach B zu bewegen. Es ist damit eine Riesenchance für die Verkehrswende.

Aber ein einfaches und gutes Ticket allein reicht nicht. Genauso wichtig: Menschen müssen im ganzen Land vom Nahverkehr profitieren. Dazu brauchen wir mehr ÖPNV und dichtere Takte – damit das Umsteigen auf Busse und Bahnen überall eine komfortable Alternative zum Auto wird.

Wir benötigen dringend mehr Platz auf den Gleisen.

Dirk Flege

Das heißt auch: Wir benötigen dringend mehr Platz auf den Gleisen, damit die Züge auf dem jahrzehntelang geschrumpften Streckennetz nicht länger im Stau stehen, sondern schon bald im Deutschlandtakt fahren.

Bei den versprochenen Investitionen in die Schieneninfrastruktur muss die Koalition jetzt Nägel mit Köpfen machen. Sonst erleben wir zwar eine Revolution im Nahverkehr – aber noch nicht den erhofften Durchbruch für die Verkehrswende.

Der Preis ist zu hoch!

Das Deutschlandticket ist ein erster, vorsichtiger Schritt. Aber er fällt zu zaghaft aus und ist nicht konsequent zu Ende gedacht: Das fängt bereits mit dem Preis an, der ist zu hoch!

Um wieder richtig Schwung in Busse und Bahnen zu bringen, wären 29 Euro gut gewesen. Das hätte vor allem die unteren und mittleren Einkommen zum Umstieg bewogen. Das 49-Euro-Ticket entlastet dagegen gut verdienende Pendler in den Metropolregionen.

Das Ticket kommt auch viel zu spät, die Euphorie des Neun-Euro-Tickets ist verpufft. Und die Branche schafft es erneut, eine einfache Lösung konsequent kompliziert zu machen. Wer darf mitfahren? Wie viele Kinder, Hunde und Fahrräder sind zu welcher Uhrzeit erlaubt?

Der Fernverkehr sollte im Ticket inbegriffen sein.

Andreas Knie

Es fehlen auch zwei wichtige Dinge: Der Fernverkehr sollte im Ticket inbegriffen sein und für die erste und letzte Meile bräuchte es ein Angebot – beispielsweise mit digitalen Sammeltaxis. So wird das Deutschlandticket nur ein leichtes Lüftchen gegen den strammen Wind der ungebremsten Autofixierung sein.

In vielerlei Hinsicht eine Mogelpackung

Das Deutschlandticket ist als Nachfolger des 9-Euro-Tickets in vielerlei Hinsicht eine Mogelpackung. Die Ähnlichkeit ist beschränkt auf die deutschlandweite Gültigkeit.

Das Ticket darf nicht 49-Euro-Ticket heißen, weil der Einführungspreis schon nächstes Jahr erhöht werden kann. Eigentlich müsste es sowieso „Deutschland-Abo“ heißen, denn es ist nicht jederzeit und überall – auch am Automaten – erhältlich, sondern nur im Abo online oder am Schalter zu beantragen. Immer mit einer Vorlaufzeit, denn auf eine Bonitätsprüfung wollen die Verkehrsbetriebe nicht verzichten.

Auch wenn das Ticket monatlich kündbar ist, führt das Abo-Modell nicht selten zu ungewollten Vertragsverlängerungen, die zur Kostenfalle werden können.

Ein bundesweit gültiges ÖPNV-Ticket ist trotzdem ein Meilenstein für die sonst eher unbewegliche Branche. Ticket- und Tarif-Wirrwarr galten als unüberwindbar. Die Hoffnung bleibt, dass nun weitere Veränderungen folgen und damit das System effizienter und verbraucherfreundlicher wird.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false