zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Die Angst vor dem Jahr 2000

WASHINGTION (zz/HB). Die Angst vor dem Jahrhundertfehler der Computer, dem "Y2K", zieht in den USA Betrüger magnetisch an und läßt ehrbare Bankkunden blind für mögliche Gefahren werden.

WASHINGTION (zz/HB). Die Angst vor dem Jahrhundertfehler der Computer, dem "Y2K", zieht in den USA Betrüger magnetisch an und läßt ehrbare Bankkunden blind für mögliche Gefahren werden. Aus Sorge, die nur mit zweistelligen Jahreszahlen arbeitenden Computerprogramme könnten am 1. Januar 2000 die Arbeit einstellen, weil sie sich am Anfang des Jahres 1900 wähnen, bereiten sich immer mehr Amerikaner auf den elektronischen GAU vor - auch im Bankwesen.Die Notenbank fördert die Hysterie noch, obwohl sie sie eigentlich dämpfen will: Jeder Amerikaner, der Anfang Januar ein Versagen der elektronisch gesteuerten Geldautomaten befürchte, könne sich noch im Dezember ausreichend mit Bargeld eindecken. Der Vorrat an Geldscheinen ist so groß, daß auf jeden Bürger der USA eine zusätzliche Liquidität von 1000 Dollar entfällt.Die Betrüger lassen sich wirklich etwas einfallen. Da erhält ein amerikanischer Bankkunde einen Anruf: Sein Institut biete ihm eine "Y2K-Versicherung" oder einen aufklebbaren "Y2K-resistenten Magnetstreifen" für seine Kreditkarte an. Er müsse nur, drängt der vermeintliche Anrufer aus der Bank, seine Kreditkartennummer, seine Sozialversicherungsnummer und seine Adresse angeben, denn die seien der Bank nicht bekannt. Fällt der Bankkunde auf den Schwindel rein und nennt die Daten, dann räumt der Betrüger das Kreditkartenkonto ab. Ein anderer Fall: Ein Anrufer gibt sich als Mitarbeiter der Hausbank des Kunden aus. Das Institut habe Probleme bei der Umstellung der Computer vor dem Jahreswechsel. Damit der Kunde permanent über sein Geld verfügen kann, solle er es auf ein anderes Konto transferieren - ein telefonischer Auftrag genügt.Er, der Anrufer, müsse nur prüfen, ob er mit der "richtigen Person" spreche: Dazu seien ein paar Informationen über Konto und Kunde samt bestimmten Autorisierungen nötig. Wer darauf reinfällt, ist sein Geld los. Aber auch ohne das Einholen vertraulicher Kundendaten funktioniert der Betrug. Mitunter gelingt es den Anrufern, allein mit der Angst vor dem Y2K-Chaos Bankkunden zur Anlage von Geldern auf anderen Konten zu veranlassen.Das Gallup-Institut hat in einer Umfrage zwar herausgefunden, daß 76 Prozent an eine rechtzeitige Lösung der Y2K-Probleme bei ihrer Bank glauben. Aber immerhin 42 Prozent befürchten Störungen bei den Geldautomaten und 38 Prozent erwarten nach Jahresbeginn auch Verzögerungen bei der Behandlung von Schecks im US-Zahlungssystem. 47 Prozent halten es sogar für möglich, daß die in Panik geratenden Bankkunden vor dem Jahresende ihre Konten plündern, um sich vor den Folgen des Y2K zu schützen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false