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Wirtschaft: Die Arbeitnehmer stützen Schrempp

Aufsichtsrat Lense: Es gibt keinen Grund zum Auswechseln/Bernhard wollte als Mercedes-Chef Jobs verlagern

Ber lin (alf). Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat von DaimlerChrysler bekennen sich zum umstrittenen Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrempp. „Aus unserer Sicht gibt es keinen Grund, den Vorstandsvorsitzenden auszuwechseln“, sagte der Betriebsratschef des Motorenwerks Untertürkheim, Helmut Lense, dem Tagesspiegel. Lense, der seit 1998 im Daimler-Chrysler-Aufsichtsrat sitzt, stellte sich auch ausdrücklich hinter die Asienstrategie Schrempps. „Die Kooperationen, die es in Asien gibt, sichern auch Arbeitsplätze in Deutschland.“ Nicht zuletzt aus Sorge um die deutschen Arbeitsplätze hatten die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat dazu beigetragen, den bereits nominierten Mercedes-Chef Wolfgang Bernhard Ende der vergangenen Woche zu stürzen.

„Bernhard ist ein guter Manager mit einer ganzen Reihe von positiven Eigenschaften“, sagte Lense dem Tagesspiegel. Aber der 43-Jährige habe in einer „autokratischen Art und Weise klar gemacht, dass er eine neue Strategie will“. Bislang, so Lense, gebe es bei Mercedes-Benz einen „Grundkonsens zwischen Betriebsrat und Management darüber, dass an deutschen Standorten produziert wird, wenn dort die Konditionen stimmen“. Diesen Konsens habe Bernhard in Frage gestellt und die Verlagerung von Produktionen ins Ausland proklamiert. Ferner habe Bernhard „neue Strukturen und Produktveränderungen“ in dem Stil angekündigt, „wir ziehen das so durch und fertig“. Wäre Bernhard tatsächlich Mercedes-Chef geworden, „hätten wir uns das nicht ohne weiteres gefallen lassen“, sagte Lense.

Nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen – erst der Streit um die Finanzhilfen für Mitsubishi Motors, dann die Personalie Bernhard, habe der Aufsichtsrat dem Vorstand den Auftrag erteilt, künftig besser zusammenzuarbeiten. „Die Entscheidungsprozesse müssen besser laufen“, sagte Lense. Er zeigte Verständnis für Chrysler-Chef Dieter Zetsche, der öffentlich seinen Unmut über den Sturz Bernhards geäußert hatte. Zetsche, der gemeinsam mit Bernhard Chrysler sanierte, habe deshalb „eine andere Einschätzung von Bernhard als andere“. Bernhards Auftreten bei Mercedes sei jedoch wieder „eine ganz andere Geschichte“. Im Hinblick auf die Asienstrategie sagte Lense, jetzt gehe es darum, in China Standbeine aufzubauen. „Entweder Mercedes-Benz allein, Smart oder in Zusammenarbeit mit Chrysler.“ Auch werde Daimler-Chrysler genau beobachten, „wie es mit Mitsubishi weitergeht“. Daimler-Chrysler will vorerst die 37-Prozent-Beteiligung an Mitsubishi nicht verkaufen. „Die Projekte werden fortgesetzt und weitere Kooperationen sind möglich“, sagte Lense.

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