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Wirtschaft: Die Börse ist nicht gerecht

Sind Börsianer nachtragend? Niemals.

Sind Börsianer nachtragend? Niemals.Sind sie ungerecht? Manchmal.Sind sie maßlos? Immer.Das Abschneiden der Papiere von DaimlerChrysler ist ein Beweis dafür.Da legt der Konzern ein glänzendes Ergebnis vor, doch an der Kurstafel bricht die Notierung ein.Ähnliches war zur Wochenmitte bereits den Automobilbauern aus Wolfsburg widerfahren.Die Börse blickt nun einmal nicht auf die Zahlen von gestern, auch wenn sie noch so schön sind.Sie schaut nach vorn und bezahlt die Zukunftsaussichten eines Unternehmens mit höheren oder auch niedrigeren Kursen.Und da scheint die Autobranche vor einer Zeitenwende zu stehen.Der Volkswagen-Vorstand hat selbst eine skeptische Haltung zu den Aussichten des Unternehmens.Daimler-Chrysler lenkt den Blick zwar auf die enormen Synergieeffekte der Autoehe, aber bei Gewinnwachstum, das aus Synergieeffekten entstehen soll, sind die Akteure auf dem Parkett vorsichtig geworden.Sobald sich eine Fusion auch nur angekündigt, wird dieser Begriff zwar zur Lieblingsvokabel der beteiligten Unternehmensvorstände.Doch die erhofften Einsparungen, die durch das Zusammengehen entstehen sollen und nicht aus Wachstum, sind schon zu oft ausgeblieben.Anlässe zu Skepsis gibt es genug: zum Beispiel bei der Fusion der beiden Bayernbanken, bei der Übernahme von Bankers Trust durch die Deutsche Bank und im Fortsetzungsroman des Zusammengehens von Hoechst und Rhône Poulenc.

Da hilft es nicht viel, wenn man in Stuttgart und Detroit rosige Aussichten sieht, wenn weitere Kosteneinsparungen angekündigt werden.Denn auch die Aussichten für DaimlerChrysler sind in Europa eher verhalten.Erst zum Jahresende hat eine Vielzahl von Banken gewarnt, die Autokonjunktur habe hierzulande ihren Höhepunkt überschritten.Ein Ausweichen auf Exporte wird schwierig.In Asien ist das Geld im Augenblick zu knapp, um einen Mercedes zu kaufen.Und Osteuropa beginnt seinen Autoboom eher mit Klein- und Mittelklassewagen als mit den Karossen aus Schwaben oder Amerika.

Trotz allem bleiben die Aussichten für DaimlerChrysler eher positiv als negativ.Deshalb wird sich der Aktienkurs wieder erholen.Aber der Börsianer ist eben manchmal ungerecht und immer maßlos.

DANIEL RHEE-PIENING

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