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Youtube als Vorbild: Der Staat soll eine Plattform entwickeln, die das Lernen im Netz erleichtert, schlägt CDU-Politiker Thomas Heilmann vor.

© dpa

E-Learning: Die CDU will Weiterbildung neu erfinden

Eine Gruppe um den Berliner Abgeordneten Heilmann will mit der Plattform "Milla" das Lernen im Netz verändern. Kosten würde das ein bis drei Milliarden Euro.

Das Projekt heißt „Milla“, soll ein bis drei Milliarden Euro pro Jahr kosten und die Weiterbildung in Deutschland radikal verändern. Milla steht für „Modulares Interaktives Lebensbegleitendes Lernen für Alle“ und ist ein Konzept, das ein Arbeitskreis der Unions-Bundestagsfraktion entwickelt hat. „Es geht darum, die Leute zum Lernen anzuregen“, erklärt Thomas Heilmann (CDU), der direkt gewählte Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Berlin-Steglitz-Zehlendorf, der den Arbeitskreis leitet.

Milla soll E-Learning so attraktiv wie Netflix machen. Der Staat soll die Plattform entwickeln und betreiben, Lernwillige und Anbieter von Online-Kursen sollen belohnt werden. Die Nutzer können, wenn das Konzept denn umgesetzt wird, „Milla-Punkte“ sammeln. Wie bei Payback lassen sich diese gegen Prämien eintauschen. „Die dienen dazu, dem bildungsfernen Teil der Bevölkerung einen Anreiz für E-Learning zu bieten“, erklärt Heilmann. Sie könnten auch als Kompetenznachweis genutzt werden – beim aktuellen oder künftigen Arbeitgeber oder auch als Teil der Prüfung zum Trainer im Sportverein. Punkte könnte es auch für Kurse in der „realen Welt“ geben.

Steigende Kosten bei Erfolg

Heilmann machte bei der Vorstellung des Konzeptes deutlich, dass er sich ein mögliches breites Angebot auf Milla wünscht – vom Sprachkurs über Programmiersprachen, Fortbildungen für Ärzte und Intensiv-Krankenschwestern bis hin zum Kochen mit dem Thermomix. Und jeder soll bei Milla Angebote einstellen können. „Warum soll ein Youtube-Star keinen Englischkurs anbieten?“, fragt Heilmann.

Wer Online-Kurse bei Milla anbietet, soll dafür Geld bekommen, sofern sie relevant sind und von vielen Nutzern absolviert werden. So würde es für den Kurs in Softwareentwicklung oder agiles Arbeiten mehr Geld geben als für den Kochkurs. Damit würde Milla umso teurer werden, je erfolgreicher das Projekt ist. Nach Heilmanns Einschätzung ist das eine lohnende Investition: Fachkräftemangel oder Arbeitslosigkeit als Folge der Digitalisierung wären für Staat und Volkswirtschaft noch wesentlich teurer.

Parteitag soll über Zukunft von Milla entscheiden

Heilmanns optimistischer Zeitplan sieht vor, dass Teile von Milla im Jahr 2021 genutzt werden können. Soll das gelingen, wären noch jede Menge Entscheidungen nötig. Am Montag wurde das Konzept dem CDU-Bundesvorstand vorgestellt. Der will Ende November entscheiden, ob er es als Antrag beim Parteitag in Hamburg am 7. und 8. Dezember einbringt. Die Chancen dafür dürften gut stehen. Immerhin gehört auch CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer zu den Unterstützern. „Gerade die Weiterbildung wird ein Erfolgsschlüssel für den digitalen Wandel sein. Milla nimmt die Menschen beim digitalen Wandel mit und stärkt die Wirtschaft. Die Union ist die Partei, die die digitale Transformation erfolgreich gestalten will“, teilte sie mit.

Stimmt der Parteitag zu, soll Milla von der Union in die Verhandlungen über den Nationalen Weiterbildungspakt eingebracht werden. Die sollen das CDU-geführte Bundesbildungsministerium von Anja Karliczek und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales von Hubertus Heil (SPD) gemeinsam erarbeiten. Ob Heil und die SPD vom Vorpreschen der Union begeistert sind, bleibt abzuwarten. Heils Haus hat gerade erst groß den Start der „Denkfabrik“ zur Zukunft der Arbeit gefeiert, die ihrerseits Bildungskonzepte produzieren soll.

Sascha Klettke

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