Wirtschaft: Die neue T-Aktie kommt im Juni
BONN (dri/HB).Telekom-Chef Ron Sommer hofft auf ein neues Aktienfieber.
BONN (dri/HB).Telekom-Chef Ron Sommer hofft auf ein neues Aktienfieber.Er kündigte für Juni den zweiten Börsengang seines Unternehmens an.Die Börse reagierte mit einem Kursabschlag um 2,84 DM auf 38,50 DM.Doch immer noch gehört die T-Aktie zu den Überfliegern auf dem Parkett: Seit dem ersten Börsengang 1996 hat sich ihr Wert fast verdreifacht.Allein in den vergangenen zwölf Monaten legte sie um rund 75 Prozent zu.Im europäischen Börsenindex Stoxx 50 hat nur der finnische Handy-Produzent Nokia besser abgeschnitten.
Auf der Bilanzpressekonferenz der Deutschen Telekom gab der Vorstandsvorsitzende Ron Sommer am Donnerstag bekannt, daß er für Juni den zweiten Börsengang plane.Bei dem ersten Börsengang im November 1996 hatte die Telekom 286 Mill.Aktien zunächst nicht auf den Markt gebracht.Damals wurde zwischen der Telekom und dem Mehrheitsaktionär Bund vereinbart, daß das Unternehmen diese Aktien - sie wären nach heutigem Kursstand etwa 22 Mrd.DM wert - bis zum 1.Januar 2000 für eine Kapitalerhöhung verwenden kann.
Ob die Telekom tatsächlich alle Aktien plaziert, ließen Sommer und Finanzvorstand Joachim Kröske noch offen: Es komme dabei auch auf die Lage am Finanzmarkt an.Ziel der Kapitalerhöhung um bis zu zehn Prozent sei es, die Wettbewerbsposition des Unternehmens auf den internationalen Märkten weiter zu stärken und Innovationen im In- und Ausland "noch schneller durchzusetzen", wie Sommer sagte.Anfang Mai will die Telekom detaillierte Angaben vorlegen.
Durch den Kursaufschwung könnte die Telekom jetzt mit weniger Aktien mehr frisches Kapital erzielen als 1996.Damals brachte sie knapp 714 Mill.Aktien zum Kurs von 28,50 DM an das Publikum und nahm rund 20 Mrd.DM ein.Ohne Einzelheiten zu nennen, kündigte Sommer an, daß die Emission wie beim ersten Börsengang "gerade für Privatanleger sehr attraktiv gestaltet" werden soll.
Im zweiten Jahr des vollständigen Wettbewerbs auf dem Telekommunikationsmarkt hat die Telekom allerdings mit rückläufigen Umsätzen zu kämpfen.Im ersten Quartal 1999 sanken die Erlöse gegenüber dem Vorjahreszeitraum um sieben Prozent.Nach vorläufigen Angaben betrug der Umsatzrückgang im Kerngeschäft Festnetzverbindungen sogar 20 Prozent.Allerdings sei das erste Quartal nicht für das Gesamtjahr repräsentativ, weil sich der Wettbewerb im vorigen Jahr erst in den Folgequartalen auswirke, so der Telekom-Finanzchef.
Im ersten Jahr des vollständigen Wettbewerbs wuchs der Umsatz der Telekom um 3,4 Prozent auf 69,9 Mrd.DM.Der Jahresüberschuß legte um 33 Prozent auf 2,2 Mrd.DM zu.Sommer kündigte an, er werde wieder eine Dividende von 1,20 DM pro Aktie vorschlagen.Das positive Ergebnis wurde erreicht, obwohl durch die Konkurrenz neuer Telefongesellschaften der Marktanteil der Telekom um fünf Prozentpunkte auf 76,5 Prozent gesunken sei.
Der Umsatz der Telekom in ihrem Kerngeschäft, der Telefonnetzkommunikation, ist im ersten Jahr des Wettbewerbs von 41,9 Mrd.DM auf 40,2 Mrd.DM zurückgegangen.In diesem Bereich erzielte die Telekom allerdings immer noch 57 Prozent ihres Umsatzes von 69,9 Mrd.DM (35,7 Mrd.DM).Die Umsätze mit den neuen Telefongesellschaften, die für die Mitbenutzung des Telekom-Netzes Gebühren an die Telekom zahlen müssen, betrugen 3,2 Mrd.DM.Im Bereich Datenkommunikation und Systemlösungen wurden 4,9 Mrd.DM erzielt - gegenüber 4,6 Mrd.DM im Vorjahr.Der Verkehr im Festnetz legte auf 185 (178) Mrd.Telefonminuten zu.Im Mobilfunk hingegen ist die Strategie bereits aufgegangen, über sinkende Preise mehr Kunden zu gewinnen und so den Umsatz auf sechs Mrd.DM zu steigern.
Die Umsatzrendite legte allerdings auch für das Festnetz zu."Wir erwirtschaften mit ISDN-Anschlüssen eine deutlich höhere Wertschöpfung als mit einem analogen Telefonanschluß", erläuterte Sommer.Mit einer weiteren Zunahme von ISDN, dem rasanten Wachstum des Online-Dienstes T-Online und neuen Mehrwertdiensten wie der schnelleren Übertragungstechnik ADSL will Sommer 1999 die sinkenden Umsätze mit den erneut billigeren Telefongesprächen auffangen.Finanzchef Kröske rechnet allerdings erst nach 1999 mit steigendem Gesamtumsatz und einer deutlichen Ergebnisverbesserung.
Die durchschnittlichen Preissenkungen lagen 1998 bei elf Prozent für den reinen Transport der Informationen, führte Kröske aus.Die neuerlichen Preissenkungen zum Januar 1999 um bis zu 60 Prozent bei Ferngesprächen bescherten der Telekom nach vorläufigen Zahlen einen Umsatzrückgang um sieben Prozent auf 16,1 Mrd.DM für das erste Quartal 1999 gegenüber den ersten drei Monaten 1998.
Schneller als 1997 baute die Telekom im vergangenen Jahr Personal ab: Mit 179 000 Stellen waren es Ende 1998 etwa 12 000 Arbeitsplätze weniger als zu Jahresbeginn.Das Ziel, den Personalstand bis 2000 auf 170 000 zurückzuführen, werde wohl vorzeitig erreicht.