zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Die Pleite ist offiziell

Das Amtsgericht München eröffnet das Insolvenzverfahren für den Handyhersteller. Die Gespräche mit einem Interessenten laufen noch

Berlin - Bei BenQ Mobile in München und Kamp-Lintfort am Niederrhein stehen die Produktionsbänder bald still. Da bis zum 31. Dezember kein Investor für den Handyhersteller gefunden wurde, eröffnete das Amtsgericht München offiziell das Insolvenzverfahren. Bereits am Neujahrstag seien die entsprechenden rechtlichen Schritte eingeleitet worden, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters Martin Prager dem Tagesspiegel. „Es findet nur noch eine Auslaufproduktion statt“, sagte der Sprecher. Offiziell sei der Betrieb aber schon jetzt eingestellt. Mit einer Reihe von Mitarbeitern würden nur noch Handys, die schon fast fertig produziert waren, verkaufsfähig gemacht. Ende des Monats sei dann Schluss.

Insgesamt sind rund 3000 Mitarbeiter bei BenQ Mobile in Deutschland von der Unternehmenspleite betroffen. Knapp 2000 davon verloren schon ihren Arbeitsplatz, nachdem BenQ Ende September den Insolvenzantrag gestellt hatte. 400 Mitarbeiter sollen inzwischen neue Jobs gefunden haben, davon rund 150 bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber Siemens. Die übrigen Beschäftigten sollen nun in zwei Transfergesellschaften in Bayern und Nordrhein-Westfalen unterkommen, die zu einem großen Teil von Siemens finanziert werden. Grundsätzlich stehe allen verbliebenen Mitarbeitern der Weg in die Transfergesellschaft offen, hieß es aus dem Büro des Insolvenzverwalters Prager. Die Beschäftigten in München sollen ein Jahr lang etwa 80 Prozent ihres letzten Nettogehalts erhalten, während es bei den Mitarbeitern in Kamp-Lintfort etwa 84 Prozent sind. Wer nicht in die Gesellschaft wechseln möchte, müsse allerdings mit der Kündigung rechnen, hieß es.

Die BenQ-Beschäftigten hoffen daher umso mehr darauf, dass sich noch kurzfristig ein Investor bereit erklärt, die Handy-Fertigung aus der Insolvenzmasse herauszukaufen. Das wäre nicht nur für BenQ mit Vorteilen verbunden. Auch der Investor könnte sich auf diesem Weg gewisser Verpflichtungen entledigen. „Derjenige, der die Insolvenzmasse kauft, muss nicht befürchten, dass er für alte Verbindlichkeiten, wie beispielsweise Steuerschulden, aufkommen muss“, sagte Rolf Rattunde, Berliner Fachanwalt für Insolvenzrecht, dem Tagesspiegel. Wenn nur gewisse Teilbereiche von Unternehmen aufgekauft würden, müsste der Investor auch nur die Arbeitnehmer aus der aufgekauften Sparte übernehmen.

Seit der vergangenen Woche halten sich Gerüchte, wonach es einen möglichen deutsch-amerikanischen Investor aus dem IT- und Halbleiterbereich für BenQ Mobile gibt. „Noch Neujahr versicherte mir der Interessent am Telefon, dass er ein offizielles Angebot vorlegen werde“, sagte BenQ-Betriebsratschef Josef-Michael Leucker dieser Zeitung. Seinen Angaben zufolge könnten dadurch zwischen 700 bis 900 Beschäftigte, vornehmlich am Hauptfertigungsstandort Kamp-Lintfort, übernommen werden. „Je nach Geschäftsentwicklung dürften es langfristig sogar mehr sein“, sagte Leucker. Allerdings müsse es jetzt schnell gehen, weil bis zur neuen Produktionsaufnahme noch Verträge abgeschlossen und Bestellungen aufgegeben werden müssten. Für den heutigen Mittwoch hat Insolvenzverwalter Prager eine Pressekonferenz in München angesetzt.

Die taiwanesische BenQ Corp. hatte das Unternehmen vor gut einem Jahr von Siemens übernommen. Der deutsche Elektrokonzern hatte BenQ eine Mitgift von mehr als 400 Millionen Euro gezahlt und wichtige Patente mitgegeben. Nach eigenen Angaben steckten die Taiwanesen nochmals mehr als 800 Millionen Euro in die deutsche Tochter, die aber unter Marktanteilsverlusten und Umsatzeinbrüchen litt.

Vor gut drei Monaten drehte die Mutter BenQ Mobile dann den Geldhahn zu und schickte das Unternehmen damit in die Pleite. mit dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false