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Wirtschaft: „Die Verbraucher zahlen mehr“

Herr Spinanger, warum kommen überhaupt so viele Kleidungsstücke aus China nach Europa? China bietet einfach die beste Möglichkeit, die Textilien zusammenzutragen und zusammenzunähen.

Herr Spinanger, warum kommen überhaupt so viele Kleidungsstücke aus China nach Europa?

China bietet einfach die beste Möglichkeit, die Textilien zusammenzutragen und zusammenzunähen. Die Infrastruktur ist gut, die Produktivität auch und natürlich ist es viel günstiger als in Europa.

Die Ware, die feststeckt, wird wohl jetzt doch in die Läden gelangen. Finden Sie die Einigung gut?

Für die Unternehmen, die die Ware bestellt hatten, ist das gut. Aber offensichtlich will die EU grundsätzlich an den neuen Quoten festhalten, die sie im Juni wieder eingeführt hat. Das ist tragisch. Denn die Verbraucher müssen so mehr für ihre Kleidung zahlen. Bevor die Quoten Anfang des Jahres erstmals weggefallen sind, musste eine vierköpfige Familie aufgrund dieser Handelshemmnisse 330 Euro mehr pro Jahr für Textilien zahlen.

Aber die EU will doch auch Arbeitsplätze in der südeuropäischen Textilindustrie schützen.

Diese Länder hatten zehn Jahre Zeit, sich anzupassen und so dieses Problem zu vermeiden. Sie müssen die Nischen finden, mit denen sie auch ohne Quoten wettbewerbsfähig sein können. Langfristig lässt sich nicht verhindern, dass der Anteil der asiatischen Länder bei der Textilproduktion weiter steigt.

China ist Mitglied der WTO. Warum dürfen die Quoten verhängt werden?

Das Land hat immer noch nicht den Status einer Marktwirtschaft. Deshalb darf die EU im Rahmen von Antidumping-Maßnahmen auch weiterhin den Handel einschränken. Wünschenswert ist das aber nicht.

Dean Spinanager

leitet am Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel die Forschungsabteilung

Handelsliberalisierung und Marktzugang.

Das Interview führte Flora Wisdorff.

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